Der neue SCB-HeadcoachDie Abenteuer mit Johan Lundskog
Zwei Schweizer erlebten den Schweden in Kanada als Mitspieler und Cheftrainer.
Grosse Eishockeywelt. Oder kannten Sie das Toronto Rattlers Touring Team und die Bradford Rattlers? Beim Ersteren beendete Johan Lundskog mit 22 Jahren seine Spielerkarriere als Verteidiger, bei Letzterem begann er ein Jahr später jene als Trainer.
Kleine Eishockeywelt. Denn an beiden Orten hatte der neue SCB-Trainer tatsächlich Schweizer Weggefährten. Und nicht irgendwelche. Der Davoser Patrick Bloch, heute CEO von Swiss Ice Hockey und zuvor langjähriger Verteidiger in der NLB, war 2004/05 Mitspieler in einem Universitätsteam, das vorwiegend Auswärtsspiele gegen andere Mannschaften von Hochschulen bestritt – Touring Team eben. Und Klotens Goalie Dominic Nyffeler erlebte acht Jahre später Lundskog in Bradford als Headcoach in der Juniorenliga GMHL in Ontario.
Patrick Bloch: Immer wieder Lundskog
Während in der Lockout-Saison Joe Thornton, Rick Nash und Niklas Hagman zu Davos kamen, ging HCD-Junior Bloch den umgekehrten Weg. In der 1. Mannschaft war kein Platz, Blochs Wunsch nach einem Nordamerika-Abenteuer gross. Sein damaliger Teamkollege Justin Krueger half ihm zusammen mit Vater Ralphs Connections, einen Platz im Touring Team zu finden. Der Leader der Mannschaft, der sich auch gleich Blochs annahm? Lundskog.
Der Schwede sei bereits als junger Spieler ein taktischer Denker gewesen, erinnert sich Bloch. «Wenn du mich damals gefragt hättest: Ich hätte ihn eher als künftigen Trainer eingestuft denn als einen GM.» Und sagten wir zuvor «kleine Eishockeywelt»? Die Wege Blochs und Lundskogs kreuzten sich nochmals. 2016, mittlerweile Geschäftsführer beim HC Thurgau, wollte den Schweden in die Schweiz lotsen als Assistent für … Christian Wohlwend. Es klappte nicht, weil der finanziell klamme B-Ligist nur 30’000 Franken Jahreslohn bieten konnte, Lundskog es sich zwar überlegte, dann aber einsehen musste, dass das schlicht nicht geht. Der Kontakt beeindruckte Wohlwend aber derart, dass er den Schweden drei Jahre später in Davos tatsächlich zu seinem Assistenten machte.

Dominic Nyffeler: Ein Jahr zu spät
Wir bleiben dabei: Grosse Hockeywelt? Kleine Hockeywelt! Von 2014 bis 2016 hiess der Goalie bei Blochs HC Thurgau Dominic Nyffeler. Der Zürcher wechselte in die Ostschweiz von welchem Club? Natürlich von den Bradford Rattlers. Auch Nyffeler hatte kurzfristig ein Nordamerika-Abenteuer gesucht und gefunden. Es war eine erfolgreiche Saison in Kanada. Doch um so richtig Geschichte zu schreiben, war Nyffeler ein Jahr zu spät in Bradford. Lundskogs Team hatte da eine Rarität im Eishockey hingelegt, eine perfekte Saison: 42 Spiele, 42 Siege.
Nyffeler erinnert sich, wie gross das Gefälle in der GMHL zwischen guten und schlechten Teams war und «Stängeli» an der Tagesordnung waren. Und er erinnert sich an Lundskog, dessen typische Eigenschaften als Trainer bereits damals durchschimmerten. «Natürlich ist es schwierig, seine Rolle in jenem Team und dem SCB zu vergleichen», sagt Nyffeler. Doch wenn er vom Trainer Lundskog hört, wie gut dieser in Davos auf Spieler eingehen konnte und diese Stärke auch in Bern bereits ausspielt. Oder wie der Schwede mitten in trockene taktische Analysen ohne Warnung seinen noch trockeneren Humor einbringt. Dann tönt das für den heutigen Klotener Goalie auch acht Jahre später äusserst vertraut: «Ein sehr kollegialer, lustiger Mensch und ein taktisch sehr versierter Trainer.»
Kristian Kapp ist Sportredaktor bei Tamedia.
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