Assad lässt Rebellenhochburg Rastan aus der Luft beschiessen
Die Kämpfe gegen die Rebellen bringen den Regimetruppen grosse Verluste. Nun setzt Syriens Armee vermehrt auf Kampfhubschrauber. In der Region wächst derweil die Angst vor Assads Waffenarsenal.

Mit Kampfhubschraubern sind die syrischen Streitkräfte gegen die von Rebellen gehaltene Stadt Rastan vorgegangen. Wie Aktivisten berichteten, nahmen die Soldaten von Präsident Bashar Assad auch andere Gebiete in mehreren Provinzen des Landes unter Beschuss. Nach nicht unabhängig zu überprüfenden Angaben wurden mindestens 24 Menschen getötet. Örtlichen Stimmen berichten gar von 33 Toten.
Die Regierung setze inzwischen verstärkt Hubschrauber ein, «nachdem ihre Bodentruppen grosse Verluste erlitten haben», sagte der Direktor der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdul-Rahman. «Dutzende Fahrzeuge» seien seit Ende Mai «zerstört oder beschädigt» worden.
Besser ausgerüstete Rebellen
Bei den Gefechten gegen die Rebellen müssen die Regierungstruppen in den Hochburgen der Regimegegner immer mehr Verluste hinnehmen. Die Regimegegner sind offenbar immer besser bewaffnet. In einem Internet-Forum der Opposition war am vergangenen Wochenende ein Video aufgetaucht, das angeblich maskierte syrische Regimegegner zeigt. Sie tragen Panzerfäuste und danken «den Revolutionären aus Derna» in Libyen für ihre Waffenlieferungen.
Auch aus anderen Quellen mehren sich inzwischen Hinweise darauf, dass die Bewaffnung der Assad-Gegner jetzt deutlich besser ist als noch vor etwa zwei Monaten. Der Syrien-Sonderbeauftragte Kofi Annan hat erneut die Gewalt in Syrien angeprangert. Er sei «tief besorgt» angesichts der Eskalation der Kämpfe, liess Annan seinen Sprecher Ahmad Fausi erklären.
Gefechte in weiteren Städten
In anderen Städten in den Provinzen Homs, Hama, Daraa, Aleppo, in Vororten der Hauptstadt Damaskus sowie in Deir el Sur seien die Assad-Truppen mit Panzern und Granaten vorgegangen. Die amtliche Nachrichtenagentur SANA meldete, die Behörden hätten in Damaskus einen Anschlag mit einer Autobombe verhindert. Der 700 Kilogramm schwere Sprengsatz sei von Experten entschärft worden, hiess es.
Moskau kündigte für Mittwoch einen Besuch von Aussenminister Sergej Lawrow im Iran an. Russland und der Iran gelten als Verbündete Assads. Gemeinsam mit China hat Russland im UN-Sicherheitsrat bisher Sanktionen gegen Damaskus blockiert. In der Erklärung des Aussenministeriums hiess es nun, Russland spiele nicht den Verteidiger für bestimmte Regime im Nahen Osten. «Wir plädieren für die strenge Einhaltung der Normen und Grundsätze des Völkerrechts.»
China gegen Syrien-Debatte bei G-20-Gipfel
Derweil erklärte China, beim bevorstehenden G-20-Gipfel in Mexiko nicht über Syrien diskutieren zu wollen. Bei dem Treffen am 18. und 19. Juni sollte über globale wirtschaftliche Fragen einschliesslich der europäischen Schuldenkrise gesprochen werden, sagte der stellvertretende Aussenminister Cui Tiankai am Montag in Peking. Es gebe zwar weltweit eine grosse Sorge über die Lage in Syrien, der G-20-Gipfel in Los Cabos sei aber nicht der richtige Ort, um darüber zu sprechen.
Der stellvertretende israelische Streitkräftechef Jair Naveh äusserte sich unterdessen besorgt über die syrischen Marschflugkörper und Raketen. Diese könnten jeden Ort in Israel erreichen, zudem besitze Syrien weltweit die meisten Chemiewaffen, sagte der Generalmajor nach Berichten israelischer Radiosender. Falls das Assad-Regime die Gelegenheit hätte, «würde es uns genauso behandeln wie sein eigenes Volk».
Opposition fordert Machtübergabe an Vize
Zur Lösung des Konflikts in Syrien hat der neue Präsident des oppositionellen Syrischen Nationalrats (SNC) den syrischen Staatschef Bashar al-Assad zur Übergabe der Macht an seinen Stellvertreter aufgefordert. «Assad sollte sein Amt dem Vize-Präsidenten (Faruk al-Scharaa) übergeben», sagte Abdel Basset Sajda der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu. Die Führung verliere täglich weiter die Kontrolle über das Land. «Das Regime kann nur noch die Kontrolle über wenige Strassen halten», sagte Sajda.
Der kurdische Oppositionelle Sajda war am Wochenende als Nachfolger des in Paris lebenden Professors Burhan Ghaliun an die Spitze des SNC gewählt worden. Ghaliun hatte zuletzt zunehmend Schwierigkeiten, sich in dem zerstrittenen Oppositionsbündnis zu behaupten. Der 55-jähriger Sajda lehrt wie sein Vorgänger an der Universität. Er lebt seit 1994 im Exil in Schweden. Trotz internationaler Vermittlung ist in Syrien eine Lösung des blutigen Konflikts, in dem seit März 2011 nach Oppositionsangaben mehr als 14.000 Menschen getötet wurden, nicht in Sicht.
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