Der Herr der Dinge
Besuche auf Hühnerfarmen, in Schwimmbädern oder Textilfabriken: Die regelmässigen Propaganda-Touren des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-il haben einen ganz bestimmten Zweck.
Was Kim Jong-il nicht schon alles inspiziert hat: Maiskolben, Soja-Sauce, Champagner oder Gummistiefel. Die Liste liesse sich beliebig fortsetzen. Im Internet kursieren Hunderte von Fotos, die den nordkoreanischen Machthaber zeigen, wie er Gegenstände genauer unter die Lupe nimmt. Eine eigens dafür eingerichtete Webseite, die dieses Phänomen beleuchtet, ist schon jetzt zum Kult avanciert.
Seinen letzten Coup landete Kim Jong-il mit seinem Ausflug in eine Textilfabrik. Dort scheint ihn vor allem eines zu interessieren: Büstenhalter. In allen Farben und Grössen. Dieses Bild ging um die Welt und die Frage darf erneut gestellt werden: Was will das nordkoreanische Regime mit diesen teils grotesk anmutenden Auftritten bezwecken?
Vorgaukeln von Normalität
Wie «Spiegel online» schreibt, sind die Bilder, die von der staatlich kontrollierten Nachrichtenagentur regelmässig publiziert werden, gleich doppelte Propaganda. «Der Mann, der sich Dinge anschaut», wie Kim Jong-il durch seine Propagandatouren in der westlichen Welt auch genannt wird, möchte zum einen Gesundheit demonstrieren. In jüngster Zeit erhärtete sich das Gerücht, der Machthaber sei todkrank. Herzkrank etwa oder er habe Diabetes, vielleicht auch Krebs.
Die Fotos, in denen Kim Jong-il so vital inszeniert wird wie eben möglich, sollen diese Gerüchte zerstreuen. Zum anderen sollen die Bilder der Bevölkerung auch eine gewisse Normalität vorgaukeln. Kleider, Esswaren oder Schwimmbäder: Der Diktator scheint den Bürgern vermitteln zu wollen, dass Nordkorea wohlhabend sei und im Diktatoren-Staat eine gewisse Normalität herrsche. Ob er damit Erfolg hat, scheint zumindest aus westlicher Perspektive eher unwahrscheinlich.
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