Der Humus der Mafia
Noch vor kurzem hätte man das neue Antikorruptions-Gesetz in Italien für unmöglich gehalten.
Wenn man die Italiener fragt, für wie korrupt sie ihre Politiker, Beamten und Unternehmer halten, dann sind sie gnadenlos in ihrem Urteil und ganz nahe am Fatalismus. Sie haben schon von so vielen grossen Skandalen gehört und haben selber schon so viele schmierige Anekdoten im Alltag erlebt. Diese pauschale Wahrnehmung zehrt an Stand und Glaubwürdigkeit der so genannten Elite im Land. In vielen Fällen verdient diese Elite ihr Prädikat nicht.
Dennoch triumphiert Italiens reformerischer Premier Matteo Renzi mit Recht. Noch vor kurzem hätte man es für unmöglich gehalten, dass ein solches Gesetz passieren würde. Allzu viele Politiker, auch Parlamentarier, fürchten eine härtere Gesetzgebung auf diesem Gebiet auch aus ganz persönlichen und gar nicht ehrenwerten Gründen. «Wir verändern Italien», sagte Renzi mit der Genugtuung des Siegers, «die Zeit der Pfiffikusse ist vorbei.» Er brauchte den Begriff «furbetti», was sich auch mit listige Schelme oder Schlaumeier übersetzen liesse - eine kulturelle Verniedlichung. Die massive Form der Korruption ist natürlich viel mehr: Sie ist der Untergrund, auf dem die Unterwelt gedeiht, die Mafia.