Der Taksim-Platz ist jetzt abgeriegelt
Bei der gewaltsamen Räumung des Gezi-Parks in Istanbul sind gemäss Aktivisten Hunderte verletzt worden. Die Behörden sprechen von 44 Verwundeten. Die Polizisten verfolgten die Demonstranten bis in Hotels.
Nach der gewaltsamen Räumung des Protestlagers im Gezi-Park mit Dutzenden Verletzten hat die türkische Polizei heute den gesamten Taksim-Platz in Istanbul abgeriegelt. Bis in die frühen Morgenstunden hatte es zuvor Zusammenstösse zwischen Polizei und Demonstranten gegeben. Protestierende versuchten, auf den Taksim-Platz zurückzukehren. Im Gezi-Park, der an den Platz angrenzt, beseitigten Bulldozer die Reste der zweiwöchigen Proteste gegen die religiös-konservative Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan.
Die Polizei hatte gestern Abend das Zeltdorf der Demonstranten gewaltsam unter Einsatz von Tränengas und Wasserwerfern geräumt und Tausende Menschen vertrieben. Darunter war auch die deutsche Grünen-Chefin Claudia Roth, wie ein Parteisprecher in Berlin bestätigte. Roth äusserte sich demnach empört über die brutale Räumung.
Mit Gummigeschossen
Das Protestbündnis «Taksim Solidarität» verurteilte den Polizeieinsatz als «grausam». Es habe Hunderte von Verletzten und auch eine Reihe von Festnahmen gegeben, hiess es auf der Homepage. Der Aktivist Tayfun Kahraman sagte der Nachrichtenagentur AP, neben Tränengas seien die Beamten auch mit Gummigeschossen gegen die Menschen in dem Protestcamp vorgegangen.
Die Behörden berichteten, dass mindestens 44 Menschen in Kliniken behandelt werden mussten. Niemand sei jedoch schwer verletzt. Kahraman sagte: «Lass sie den Park doch behalten. Das ist uns jetzt egal. Diese gewaltsamen Razzien müssen enden, die Leute sind in schrecklicher Verfassung.» Kahraman war einer von zwei Vertretern der Taksim-Solidarität gewesen, die sich am Freitag mit Ministerpräsident Erdogan getroffen hatten. Die Demonstranten hatten dann ein Ultimatum der Regierung ignoriert, den Gezi-Park zu räumen.
Verfolgung bis in die Hotels
Gestern Abend hatte die Polizei mit der gewaltsamen Räumung des Gezi-Parks begonnen. Daraufhin entbrannten in der Nacht auf heute wütende Demonstrationen. Zehntausende Menschen gingen in mehreren Stadtvierteln auf die Strassen, um ihrem Unmut Luft zu machen. Die Polizei reagierte mit Tränengasangriffen und verfolgte auch Demonstranten und Passanten, die sich rund um den zentralen Taksim-Platz in Hotels gerettet hatten, berichteten Augenzeugen. Unterdessen kündigte die Regierung an, hart gegen weitere Proteste vorzugehen.
Wer den Taksim-Platz betrete, werde als Terrorrist behandelt, zitierte die «Hürriyet Daily News» den für die Verhandlungen mit der EU zuständigen Minister Egemen Bagis. Bagis habe die Warnung in einem Fernsehinterview gemacht. In den vergangenen Tagen hatte Bagis mehrfach ausländische Einmischung und die Berichterstattung internationaler Medien scharf kritisiert.
Die Polizei hatte im Gezi-Park bereits am 31. Mai eine Demonstration von Umweltschützern aufgelöst, die sich gegen die Abholzung der Park-Bäume zugunsten eines geplanten Einkaufszentrums wandten. Sehr schnell wurde daraus eine allgemeine Protestbewegung gegen Erdogan und seine Regierung in zahlreichen Städten der Türkei. Bei Zusammenstössen sind seither fünf Menschen getötet und mehr als 5000 verletzt worden, viele nach dem Einsatz von Tränengas.
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