Die EU ist nicht mehr die attraktive Braut, die sie war
EU-Korrespondent Stephan Israel über den Gipfel in Riga.
Nein, die Rivalität zwischen der EU und Russland um die Ukraine, Georgien oder Moldau ist kein Schönheitswettbewerb. Da hat EU-Ratspräsident Donald Tusk recht. Brüssel lockt die östlichen Partner mit Geld zu Reformen und nicht zuletzt mit dem Zugang zum grössten Binnenmarkt. Russland arbeitet hingegen mit Drohungen, Einschüchterung und im Osten der Ukraine gar mit Krieg.
Tusk gab in Riga den moralischen Sieger. Wäre Putins Angebot einer Minisowjetunion ohne Freiheit und ohne verlässliche Regeln nur ein wenig attraktiver, müsste Moskau nicht mit hybrider Kriegsführung und offener Gewalt kompensieren, mahnte der Pole. Allerdings sollte sich nach dem Ostgipfel auch die EU um ihre eigene Attraktivität Sorgen machen. Die Europäische Union ist nicht mehr die attraktive Braut, die sie einst war.