Zugunfälle während SturmEntgleiste Züge stehen wieder, Untersuchungen laufen
Am Samstag wurden die Züge geborgen, die während des Sturmes am Freitag in Büren zum Hof und Lüscherz umgekippt waren. Als Ursache wird das Unwetter genannt.
Als am Freitag kurz vor dem Bahnhof Büren zum Hof ein Zug des Regionalverkehrs Bern-Solothurn (RBS) entgleiste, wurden zwölf Personen verletzt. Ein schwerverletzter Mann musste mit einem Rettungshelikopter ins Spital geflogen werden. Unter den Verletzten befanden sich drei Kinder.
In einer Mitteilung vom Samstag drückt das Bahnunternehmen seine Anteilnahme aus. Zum Stand der Untersuchungen macht noch keine genaueren Angaben als dass das Unwetter mit den starken Windböen als Unfallursache im Vordergrund stehe.
Schäden an Infrastruktur
Nebst den Schäden an der Zugkomposition, die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beziffert werden können, wurden zwei Fahrleitungsmasten ausgerissen und sind umgekippt. Die Fahrleitung wurde über mehrere hundert Meter heruntergerissen. Die Gleise sind nach ersten Einschätzungen nur geringfügig beschädigt.
Wie der RBS weiter mitteilt, sei etwa zum selben Zeitpunkt wie die Entgleisung ein Zug in Lohn-Lüterkofen von einem unbekannten Gegenstand getroffen worden. Die Frontscheibe sei dabei eingeschlagen worden. Fahrgäste seien keine verletzt worden.
Mindestens bis zum Betriebsschluss am morgigen Sonntagabend bleibt die Strecke zwischen Jegenstorf und Lohn-Lüterkofen unterbrochen. Im Einsatz stehen Bahnersatzbusse.
Bergungsarbeiten in Lüscherz
In Lüscherz sind am Freitag drei Personen verletzt worden, als ein Zug mutmasslich ebenfalls wegen des Sturms entgleiste. Gegenüber Ajour.ch bestätigte Fredy Miller, Direktor der Aare Seeland Mobil (ASM), dass die Verletzen das Spital am Samstag wieder verlassen konnten.
Bereits am Freitagabend haben die Vorbereitungen für die Bergung des entgleisten Zuges begonnen. Am Samstagmorgen waren dann rund 25 Personen mit schweren Maschinen im Einsatz. Die Bergung werde den ganzen Tag andauern, so Miller.
Am Samstagnachmittag wurde die Zugkomposition mithilfe von Kränen wieder auf die Räder gestellt. Erst wenn die Beschädigungen genau untersucht sein werden, wird laut Fredy Miller über das weitere Vorgehen entschieden.

Parallel zu den Bergungsarbeiten wurde die Fahrleitung repariert. Ein abgebrochener Mast war bereits in der Nacht auf Samstag geborgen worden. An Gleisen wurden keine Schäden festgestellt. Und so folgt bereits am Sonntag die frohe Kunde der ASM: Sämtliche Züge zwischen Biel und Ins verkehren wieder durchgängig, der Betrieb mit Ersatzbussen konnte wieder eingestellt werden.
Braucht es strengere Vorschriften?
Es ist das erste Mal, dass ein Fahrzeug der Aare Seeland Mobil von Windböen aus den Geleisen gehoben wurde. Die Unfallursache ist noch nicht definitiv geklärt. ASM-Direktor Fredy Miller geht aber zu 90 Prozent davon aus, dass es der Wind ist. Das Ereignis sei sehr überraschend gewesen, sagt er.
Als mögliche Massnahmen sieht Miller die Installation einer Windmessanlage. Beispielsweise könnte der Betrieb dann bei zu starken Winden eingestellt werden. Eine weitere Möglichkeit sind Temporeduktionen im Falle eines Sturms. Denn das Risiko von Windböen müsse jetzt genau untersucht werden, sagt Miller.
Auch die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle Sust geht derzeit davon aus, dass die Entgleisung von zwei Zügen am Freitag im Kanton Bern auf starke Windböen zurückgeht. Das sagte der Bereichsleiter Bahnen und Schiffe am Samstagmittag im Schweizer Radio SRF.
Christoph Kupper verwies im Radio darauf, dass es in der Schweiz schon mehrfach zu windbedingten Entgleisungen kam. So hob ein Sturm im Jahr 2018 bei Lenk im Simmental einen Wagen der Montreux-Oberland-Bahn (MOB) aus den Schienen.
2007 entgleiste wegen einer Bö bei Wasserauen/AI die Appenzeller Bahn. Und 1996 blies ein starker Föhn einen Zug der Wengernalpbahn im Berner Oberland von der Strecke. In allen Fällen verletzten sich Personen mittelschwer oder leicht.
Gegenüber «20 Minuten» sagte Kupper, dass die Ermittler nun die Fahrdaten und die meteorologischen Daten ausgewerten müssen. Es sei zu prüfen, ob es angesichts der sich häufenden Wetterextreme strengere Vorschriften für den Bahnbetrieb bei Sturm brauche. Schon heute müssten die Bahnunternehmen bei Sturm allerdings eine Risikobeurteilung vornehmen.
SDA/BT/law/mb
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