Leserreaktionen nach Corona-Demo«Bern wollte keine Demos mehr tolerieren – hat aber genau das gemacht»
Schon wieder ist eine unbewilligte Corona-Demo eskaliert. Wie soll die Stadt mit den Demonstranten umgehen? Das sind die Meinungen der Leserinnen und Leser.

«Ihr müsst mit Repressalien rechnen. Bleibt daheim.» Diesen Aufruf hatten die führenden Köpfe der Bewegungen Massvoll und Freiheitstrychler geteilt. Trotzdem demonstrierten am Donnerstagabend 800 Personen gegen die Corona-Massnahmen. Erneut war die Demonstration unbewilligt, wurde der öffentliche Verkehr lahmgelegt und kam es zu wüsten Szenen.
Das sagen die Leserinnen und Leser dieser Zeitung zur Demo und zum Vorgehen der Stadtbehörden:
Es wurde da schon etwas mehr gegen die Polizei geworfen, als man laut Artikel meinen könnte. Als die Polizei die Rathausgasse sperrte, die von den Demonstranten als Umgehung zum Bundesplatz genutzt werden sollte, regnete es Biergläser, Bierhumpen und Flaschen. Von einem Bierhumpen getroffen zu werden, ist nicht ohne. Und wie bei Hooligans üblich wurden Böller gegen die Polizei losgelassen. Es ist für alle ein grosses Ärgernis, dass die Berner Altstadt jeden Donnerstagabend wegen der Corona-Demos zur gesperrten Zone wird. Onlinekommentar von Peter Stutz
Was ist das für eine Demokratie, in der das verfassungsmässig garantierte Recht der freien Versammlung so weit eingeschränkt wird, dass wir unsere Regierung bitten müssen, uns gnädigst eine Demo zu bewilligen? Wir befinden uns in guter Gesellschaft: Auch in Hongkong, Minsk und Moskau werden Demonstrationen verboten. Onlinekommentar von Hans Jordi
Es ist schwierig, zu verstehen, dass eine Minderheit von weniger als 10 Prozent der Bevölkerung der Ansicht ist, sie als Minderheit seien die Retter der Demokratie und Freiheit. Ich hoffe, dass jeder, der an dieser unbewilligten Demo teilnahm, angezeigt und verurteilt wird. Das sind nicht Freiheitskämpfer, sondern Querulanten, welche sich keinen Deut um Mehrheiten und Demokratie kümmern. Onlinekommentar von Werner Tschannen
Diese Liberté-Rufe nerven dermassen. Die guten Leute haben keine, aber absolut keine Ahnung, was Unfreiheit bedeutet. Und benehmen sich doch, als wären sie die Französische Revolution. Onlinekommentar von Alex Herzig
Ein grosses Dankeschön an die beteiligten Polizisten! Viele von ihnen hatten nach einem normalen Arbeitstag noch diesen Abend-/Nachteinsatz zu bewältigen, und am Tag darauf schliesst sich wieder ein Arbeitstag an. Dies wegen dem undemokratischen Verhalten einer sehr bescheidenen Minderheit Unverbesserlicher. Onlinekommentar von Ernst Kägi
Etwas übertrieben dieses Polizeiaufgebot. Da wurde mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Der Ort, an welchem man den Zug durch die Stadt gestoppt hat, war strategisch auch nicht schlau. Wir sassen im Più am Kornhausplatz, wo Unbeteiligte schnell einmal zu flüchten begannen. Für die umliegenden Restaurants war der Entscheid, auf diesem Platz die Konfrontation auszulösen, geschäftsschädigend. Eine Branche, die unter Druck ist, wird es den Polizeistrategen danken. Onlinekommentar von A. Lüthi
Jetzt rächt es sich, dass man den Querdenkern in den letzten Monaten so viel durchgehen liess. Hätte man die Rechtsverletzungen von Anfang an unterbunden, wäre dieser Mob gar nie auf die Idee gekommen, sich alles erlauben zu können. Onlinekommentar von Jürgen Weber
Das sind einfach nur Chaoten. Man sollte ihnen nicht so viel Beachtung schenken. Onlinekommentar von Markus Egloff
Jetzt haben die Behörden und die Polizei vor zwei Tagen rund vier Stunden mit den Impfgegnern und Querdenkern gesprochen und diese haben teilweise zum Verzicht auf die Demoteilnahme aufgerufen – und trotzdem kommen dann noch einige Hundert Leute. Das sind unbelehrbare Ignoranten, welche unserer Gesellschaft nur noch mehr Schaden zufügen. Onlinekommentar von Ralph Isler
Ich verstehe nicht genau, warum die Stadt ankündigt, sie werde keine unbewilligten Corona-Demos mehr tolerieren – und dann genau das macht. Der Bundesplatz wurde abgeriegelt und geschützt, das war gut. Aber warum lässt die Stadt zu, dass der ÖV über zwei Stunden lahmgelegt wird und die Impfgegnerinnen und -gegner lärmend umherziehen? Wenn schon so viele Polizeikräfte mobilisiert werden, hätte es doch möglich sein sollen, die Demonstrierenden anzuhalten, Personenkontrollen durchzuführen und die Leute nach Hause zu schicken. Onlinekommentar von U. Fankhauser
Die Zertifikatspflicht geht vielen zu weit. Die Jungen mussten zugunsten der Älteren seit 2020 viel hinnehmen, nun wäre umgekehrte Toleranz gefragt. Diejenigen, die das wollen, sind nun geimpft, die Spitäler wurden auch in der vierten Welle nicht überflutet. Soll doch jeder selber entscheiden, ob impfen oder nicht. Als Vater von kleinen Kindern, die gerade in Quarantäne gesteckt wurden, nervt mich das Überreagieren der Regierung auch zunehmend. Onlinekommentar von Severin Meister
Ich habe gerade ausländischen Freunden in Übersee zu erklären versucht, weshalb in unserer direkten Demokratie mit ihrer quasipermanenten Mitsprache Demonstranten mit Böllern das Bundeshaus stürmen wollen. Habe nur stummes Nichtverstehen geerntet. Vollends grotesk wurde es, als ich den Grund nannte: Verweigerung der Massnahmen/Impfung. Andernorts wären die Leute dankbar, wenn sie Qualitätsimpfungen und eine Regierung mit Augenmass hätten. Onlinekommentar von Tom Maier
Ich finde es gut, dass die Stadt hart geblieben ist und auf klaren Regeln und Zusagen bestanden hat. Aber ich erwarte diese klare Ansage und das Durchgreifen zukünftig auch bei den Reitschul-Krawallmachern. Onlinekommentar von Fred Niederer
Und doch sind das Samthandschuhe im Vergleich zu jeder linken Demo. Wann kommt der Kessel, und alle, die nicht freiwillig gehen, werden mitgenommen, wie das sonst so üblich ist in Bern? Eine erkennungsdienstliche Behandlung wäre angesichts des Radikalisierungspotenzials bei nicht wenigen angezeigt. Onlinekommentar von Reto Stalder
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