Spannungen an ukrainischer GrenzeBiden und Putin telefonieren am Donnerstag
Der russische Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine macht dem Westen grosse Sorgen. Nun wollen die Präsidenten aus den USA und aus Russland über «mehrere Themen» sprechen.

Angesichts der anhaltenden Spannungen in Bezug auf die Ukraine will US-Präsident Joe Biden am Donnerstag mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin telefonieren. Das teilte der Nationale Sicherheitsrat des Weissen Hauses am Mittwoch mit. Dabei werde es um eine «Reihe von Themen» einschliesslich der geplanten diplomatischen Gespräche mit Russland gehen, hiess es. Damit ist wahrscheinlich ein für den 10. Januar 2022 in Genf geplantes Treffen zu dem sich seit Wochen zuspitzenden Ukraine-Konflikt und den von Moskau geforderten Sicherheitsgarantien der Nato gemeint.
Der Kreml in Moskau bestätigte das Telefonat. Es sei am späten Abend geplant, sagte Sprecher Dimitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Eine genaue Uhrzeit wurde zunächst weder in Washington noch in Moskau mitgeteilt. Biden und Putin hatten sich Anfang Dezember im Rahmen einer rund zweistündigen Videoschalte gesprochen. Als Staatschefs hatten sich die beiden erstmals im Juni in Genf persönlich getroffen.
Aus dem Weissen Haus hiess es, die US-Regierung sei mit den europäischen Verbündeten und Partnern im engen Austausch, um die Reaktion auf die zunehmende russische Militärpräsenz an der Grenze zur Ukraine zu koordinieren. Biden habe darüber auch bereits persönlich mit Kollegen in Europa gesprochen, erklärte der Nationale Sicherheitsrat weiter. Zuvor hatte es aus Brüssel Kritik gegeben, wonach die Europäische Union an den geplanten Gesprächen in Genf beteiligt werden sollte. «Wir wollen und dürfen keine unbeteiligten Zuschauer sein, über deren Köpfe hinweg entschieden wird», sagte der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell der «Welt».
US-Aussenminister Antony Blinken versicherte dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Mittwoch in einem Gespräch die «standhafte Unterstützung» Washingtons für die Unabhängigkeit und territoriale Unversehrtheit der Ukraine, erklärte Sprecher Ned Price. Sie hätten auch über eine friedliche Beilegung des Konflikts in der Ostukraine und bevorstehende Treffen mit Russland gesprochen.
Erinnerungen an 2014
Die USA werfen Russland seit Wochen einen massiven Truppenaufmarsch unweit der Grenze zur Ukraine vor. Befürchtet wird im Westen eine russische Invasion der Ex-Sowjetrepublik. Russland weist das zurück und wirft wiederum der Ukraine vor, mehr Soldaten an die Linie zu den Separatistengebieten verlegt zu haben. Die Entwicklungen wecken böse Erinnerungen an 2014. Damals hatte sich Russland die Halbinsel Krim einverleibt und mit der noch immer andauernden Unterstützung von Separatisten in der Ostukraine begonnen.
Putin hatte sich vergangene Woche zu einer diplomatischen Lösung bereiterklärt, aber gleichzeitig Sicherheitsgarantien gefordert. Dazu zählte er ein Ende der Nato-Osterweiterung, und damit auch einen Verzicht auf eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine.
SDA/AFP/fal
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