BKW-Einheitstarif erfreut Kleinproduzenten
Dass die BKW die Vergütung für Solaranlagenbesitzer auf 4 Rappen pro Kilowattstunde kürzte, brachte ihr viel Kritik ein. Nun hat das Unternehmen reagiert.

Wer im Einzugsgebiet der BKW eine Solaranlage wirtschaftlich betreiben will, der brauchte bisher vor allem eines: Glück.
Glück zum Ersten, weil aufgrund beschränkter Fördermittel des Bundes nur die wenigsten Kleinproduzenten eine kostendeckende Einspeisevergütung ergattern konnten. Und Glück zum Zweiten, weil die BKW aufgrund des beschränkten Bedarfs an Solarstrom nur knapp der Hälfte der 4800 Produzenten durch die Abnahme eines Herkunftsnachweises einen Zustupf auf die eingespeiste Energie gewährte.
Alle anderen mussten sich auf einer Warteliste in Geduld üben und mit einer Grundvergütung begnügen – und diese fällt bei der BKW mit aktuell 4,4 Rappen pro Kilowattstunde im schweizweiten Vergleich besonders niedrig aus.
Reines Solarstromprodukt
Doch nun hat das Warten ein Ende: Die BKW räumt auf mit dem Wirrwarr aus verschiedenen Solarstromangeboten- und Tarifen, wie sie am Donnerstag bekannt gab. Sie tut dies einerseits über eine Anpassung ihrer Markenpalette: Das mit rund 120 Franken pro Monat teuerste BKW-Produkt «Energy Green» wird künftig zu hundert Prozent aus regionalem Solarstrom bestehen.
«Mit der Änderung tragen wir dem gestiegenen Interesse der Kunden an einem reinen Solarstromprodukt Rechnung.»
Zuvor war in dem Mix nebst dem Anteil Solarstrom auch Strom aus der Wasserkraft enthalten. «Mit der Änderung tragen wir dem gestiegenen Interesse der Kunden an einem reinen Solarstromprodukt Rechnung», sagt BKW-Manager Urs Meister.
Gute Nachrichten gibt es zudem für die rund 2500 Solaranlagenbetreiber, die sich bis jetzt mit den 4,4 Rappen Rückliefervergütung für den Strom von ihren Dächern zufrieden geben mussten: «Die BKW wird neu einen Einheitstarif von 8,9 Rappen pro Kilowattstunde für sämtliche Produzenten im Versorgungsgebiet anbieten», sagt Urs Meister.
Dieser setzt sich zusammen aus den 4,4 Rappen Grundtarif und 4,5 Rappen für den Herkunftsnachweis, der beweist, dass der Strom von einer zertifizierbaren Solaranlage produziert wurde. Die Warteliste werde abgeschafft, sagt Urs Meister. «Wir machen sämtlichen Betreibern von zertifizierten Anlagen das Angebot, uns ihre Herkunftsnachweise zu verkaufen.»
Änderung dank neuem Gesetz
Warum bringt die BKW den Einheitstarif erst jetzt und nicht schon früher? Laut BKW-Sprecher Tobias Fässler wurde dessen Einführung erst durch Gesetzesänderungen zur Energiestrategie 2050 möglich, die im Januar 2018 in Kraft getretenen sind. Die Folge für die BKW: Gut 100 Produzenten, die mit älteren, ineffizienteren Anlagen und alten Verträgen von der BKW deutlich höhere Nachweisvergütungen kassiert haben, gehen neu ins Subventionssystem des Bundes über.
Sie erhalten dadurch zwar eine Einmalvergütung in Höhe von bis zu dreissig Prozent der Investitionskosten. Von der BKW werden sie künftig aber nur noch den Einheitstarif vergütet bekommen, insgesamt also deutlich weniger als zuvor.
Nichts wissen wollte die BKW indes von einer Erhöhung der Grundvergütung. «Die Höhe von 4,4 Rappen pro Kilowattstunde orientiert sich am Marktpreis», sagt BKW-Sprecher Tobias Fässler. «In diesem Punkt sehen wir keine Veränderung der gesetzlichen Grundlagen.»
Was heisst «gleichwertig»?
Dennoch liegt hier Streitpotenzial verborgen: Im nationalen Energiegesetz steht geschrieben, dass die Vergütung des eingespeisten Stroms sich nach den Kosten richtet, die bei einer Beschaffung für gleichwertige Energie am Markt anfielen. Doch was ist mit «gleichwertig» gemeint? Die BKW nimmt dafür den Marktpreis für Bandstrom als Massstab und setzt diesen dem Schweizer Solarstrom gleich – zum Missfallen einiger Solarstromproduzenten.
Dass es deshalb trotz Einführung des neuen Einheitstarifs zu Klagen bei der Aufsichtsbehörde Elcom kommen könne, wollte die BKW am Donnerstag nicht ausschliessen. «Wir glauben aber, dass wir den Produzenten ein sehr gutes Angebot machen», sagt Sprecher Fässler.
Das sieht sogar die Solarlobby so. «Das Angebot ist gut. Wir hoffen, dass es Nachahmer findet», sagt David Stickelberger, Geschäftsführer von Swissolar. Mit einem Preis von 8,9 Rappen pro Kilowattstunde sei es möglich, eine Solaranlage wirtschaftlich zu betreiben.
Stickelberger erhofft sich vom neuen Einheitstarif einen Schub für die Fotovoltaik: «Die BKW-Warteliste hatte eine abschreckende Wirkung. Viele Leute, die ihre Investition deshalb zurückgehalten haben, werden ihre Solaranlage nun realisieren.»
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