Jubiläum in LangnauDas erste Hallenbad im Emmental wird 50
1971 nahm das Hallen- und Freibad seinen Betrieb auf. Für die «systematische Schwimmschulung» war ein Ganzjahresbetrieb unerlässlich.

Eine Abkühlung im Wasser genossen die Langnauerinnen und Langnauer, lange bevor das Hallen- und Freibad eröffnet wurde. Dafür stiegen sie schon mal in den Gewerbekanal, der durchs Dorf führte. Aber nachdem die Gemeinde am Inseliweg «einen schönen Badeweiher» hatte erstellen lassen, verbot sie das Plantschen im Kanal. So ist es Dokumenten zu entnehmen, die Hanspeter Buholzer für die Langnauer Dorfchronik zusammengetragen hat. Sie erscheint Ende Jahr.
Laut Buholzers Recherchen wurde hinter dem Restaurant Bädli ein Freibad gebaut. Heute steht dort, am Inseliweg, ein Wohnblock. Aber ältere Langnauerinnen und Langnauer erinnern sich lebhaft an die Zeit in dieser Badi, insbesondere an die Bademeisterin Lydia Gurtner. «Badi-Lydi-Weihera», wie sie genannt wurde, muss eine bemerkenswerte Person gewesen sein.

Einmal pro Woche habe sie das Wasser gewechselt, erinnert sich auch der Langnauer Rentner Ueli Blaser. «Wir hatten keine Freude, wenn wir am Tag danach mit der Schule in die Badi mussten», sagt er. Denn jetzt war das Wasser zwar sauber, aber bitterkalt.
1968 kam man in Langnau gemäss dem «Emmenthaler Blatt» zur Überzeugung: «Für die systematische Schwimmschulung und die Förderung der Widerstandskraft ist ein ganzjähriger Betrieb unerlässlich.» Die Schwimm- und Sportplatzgenossenschaft wollte ein Freibad in Kombination mit einem Hallenbad bauen. Und zwar im Moos, ennet der Ilfis.
Das grosse Dorffest
Als es 1971 eröffnet wurde, war das Hallenbad in Langnau das erste im Emmental. Doch mit Grosshöchstetten 1972, Sumiswald 1973 und Burgdorf 1976 zogen andere Orte nach. 3,5 Millionen Franken hatte der Bau gekostet. Finanziert wurde er gemäss einem Bericht im «Emmenthaler Blatt» mit 1 Million Franken von der Gemeinde, einem Bankdarlehen von 1,2 Millionen Franken und Beiträgen der Nachbargemeinden.
Über eine Million Franken sollten aber durch «private Mittel und Subventionen» beigesteuert werden. Die Bevölkerung war also eingeladen, Anteilscheine zu zeichnen. Zudem wurde ein grosses dreitägiges Dorffest mit traditionellem Umzug am Sonntagnachmittag organisiert. Es wurde offenbar rege konsumiert und gespendet, jedenfalls resultierte ein Reingewinn zugunsten der Badi von 120’000 Franken.
Von Geld und Feuer
Oben erwähnter Ueli Blaser übernahm als Zivilschutzstellenleiter der Gemeinde Langnau das Sekretariat des Ausschusses, der über den Badebetrieb wachte. Er erzählt vom Kassier, der hauptberuflich hinter dem Schalter einer Bank stand und jeden Tag beim Bademeister die Einnahmen abgeholt habe. 1978 ging die Badi für 1,948 Millionen Franken in den Besitz der Gemeinde über, seither wird sie als Gemeindebetrieb geführt.
Blaser hat noch in anderem Zusammenhang wache Erinnerungen an die frühe Zeit des Hallenbades. 1979 brannte es. Als Mitglied der Atemschutzgruppe der Feuerwehr habe er sich einer «ganz heiklen Situation» aussetzen müssen. Auf der Suche nach der Brandursache seien sie lange im technischen Bereich herumgekrochen, bis sie endlich entdeckten, dass es die Sauna war, die brannte. Sie musste komplett neu gebaut werden.
Von Sanierungen und Geld
Erst zum 25-Jahr-Jubiläum wurde das Freibad um ein Sprungbassin mit einem 3-Meter-Turm ergänzt. In den 1990er-Jahren liess die Gemeinde die ganze Anlage für 1,24 Millionen Franken sanieren. Jetzt stehen wieder Bauarbeiten an.
Gemäss Gemeinderat Niklaus Müller (SP) ist eine Arbeitsgruppe daran, zu klären, was erneuert werden muss und womit die Attraktivität des Hallen- und Freibades gesteigert werden könnte. Im Investitionsprogramm 2021 bis 2025 seien dafür 16 Millionen Franken aufgeführt. Also drei Mal mehr, als der Bau der Anlage vor 50 Jahren gekostet hat.
Wider die steife Förmlichkeit
Übrigens: Wie Hanspeter Buholzer herausgefunden hat, wurden über den Zeitpunkt der Inbetriebnahme des Hallen- und Freibades in Langnau verschiedene Wetten abgeschlossen. Zu den Verlierern gehörte auch Regierungsstatthalter Walter Schwarz. Er hielt Wort. Das «Emmenthaler Blatt» beschrieb, wie Schwarz «mit einem eleganten Sprung ins Wasser» glitt, was «die steife Förmlichkeit nimmt, die sonst solchen Veranstaltungen eigen ist».
In steifer Förmlichkeit will die Langnauer Exekutive auch das 50-Jahr-Jubiläum nicht feiern. Allzu spektakuläre Auftritte seitens des Gemeinderates sind allerdings nicht geplant. Aber am Samstag, 4. September, ist der Eintritt ins Freibad von 9 bis 18 Uhr gratis. Zudem ist die Bevölkerung eingeladen, an Führungen, die im Halbstundentakt stattfinden, hinter die Kulissen zu schauen. Die Führungen müssen vorgängig gebucht werden, die angemeldeten Personen erhalten einen Essensgutschein, den sie im Badi-Restaurant einlösen können.
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