«Das geht nicht, es wäre lächerlich»
Das Schweizer Fed-Cup-Team hat im heute beginnenden Halbfinal gegen Weissrussland die Favoritenrolle inne. Doch hält Team-Captain Heinz Günthardt fest: «Es könnte besser aussehen.» Seine Aussage gründet nicht zuletzt auf dem Formtief von Belinda Bencic.

Wie zuversichtlich blicken Sie dem Fed-Cup-Halbfinal entgegen?Heinz Günthardt:Ich bin immer noch optimistisch. Aber selbstverständlich könnte es besser aussehen. Es ist schwierig, genau zu beurteilen, wie gut die einzelnen Spielerinnen in Form sind. Teils waren sie verletzt, teils haben sie einfach wenig gespielt. Das gilt fürs ganze Team.
Timea Bacsinszky, die nominelle Nummer 1, hat zuletzt in Biel immerhin mit Martina Hingis Doppel gespielt. Welche Erkenntnisse können diese Partien fürs Einzel liefern?Relativ wenig. Aber für das Doppel, das sie ja eventuell auch spielen wird, könnte es entscheidend sein. Die Matchpraxis wird definitiv helfen nach ihrer Verletzungspause – aber sie ersetzt keinen Ernstkampf im Einzel.
Wie steht es um ihr angeschlagenes linkes Handgelenk?Grundsätzlich gut, deswegen kann Timea auch spielen. Aber diese Art von Verletzung kann immer wieder auftreten. Sie hat gelernt, das zu managen.
Wie sehen Sie die Situation bei Belinda Bencic?Ihre letzte Partie in Biel (1:6, 3:6 gegen Carina Witthöft; Anm. d. Red.) war gar nicht gut, keine Frage. Bei ihr kommen ganz viele Dinge zusammen im Moment. Was los ist, weiss sie wohl am besten . . .
Es wirkt, als wisse nicht mal sie, was sie gegen ihre Krise tun sollte.Man darf nicht vergessen, dass das Tennisspielen eine verflixt komplizierte Sache ist – das macht es ja so interessant. Aber klar: Belinda kann sicher mehr, als sie zuletzt gezeigt hat. Der Fed-Cup kann da helfen. Die Stimmung ist anders als an einem normalen Turnier. Zuletzt in Genf hat sie im Viertelfinal gezeigt, dass sie in diesem Rahmen gute Leistungen zeigen kann. Die sind in ihr drin, und die muss sie nun wieder herauskitzeln.
Was kann man tun, um wieder Selbstvertrauen zu tanken?Wer früh verliert, spielt einen Match pro Woche. Unter Umständen sind das dann vier Spiele in zwei Monaten. Das ist natürlich viel zu wenig. Bist du in Form, spielst du gleich viel in vier Tagen. Diese Matchpraxis fehlt Belinda. Das führt – gerade in wichtigen Momenten – zu einer Unsicherheit. Soll ich aggressiv spielen oder lieber passiv? Das Gefühl für diese Entscheidungen verlierst du mit der Zeit ohne genügend Spiele.
Sind Sie als Teamcaptain derzeit auch als Psychologe gefragt?Das ganze Umfeld hat immer Einfluss auf das Mentale. Immer. Jeder Coach, jeder Sparringspartner. Jetzt haben wir das Glück, dass alle Spielerinnen im Fed-Cup schon gut gespielt haben, jede war mindestens einmal die entscheidende Figur.
Apropos Umfeld: Haben Sie sich bereits mit Bencics neuem Trainer, Maciej Synowka, unterhalten?Nein.
Haben Sie das Gefühl, diese Wechsel könnten sie weiter verunsichern?Das kann man nicht generell sagen. Man findet vor allem bei Spielerinnen, die sehr jung sehr gut waren, oft einen Zeitpunkt, in welchem ein paar Fragen auftauchen. Vorher war alles instinktiv gelaufen – und dann erreichen sie eine Phase, in der sie ins Grübeln kommen. Das tun viele Menschen. Nur findet das bei Tennisspielern immer unter Prüfungsstress statt. Sich Fragen stellen und gut Tennis spielen – das ist eine äusserst schwierige Kombination. Ich glaube, in dieser Phase braucht Belinda auch ein bisschen Geduld. Sie wird nie mehr so spielen wie als Teenager. Aber das heisst nicht, dass sie nie wieder so gut spielen wird. Der Fehler könnte sein, wieder so unbekümmert wie als Jugendliche auftreten zu wollen. Das geht nicht, es wäre lächerlich. Oder haben Sie sich je wieder so gefühlt wie als Teenager?
Leider nicht.Das ist genau das, um was es geht. Aber diese Erkenntnis ist schwierig. Also braucht es einen anderen Weg, um ein neues gutes Gefühl zu finden.
Bencic wirkt auch nicht fit. Wäre nach dem Fed-Cup eine Pause angebracht?Da bin zu weit weg, um das zu beurteilen. Ich gehöre zu der Sorte, die versucht, für spezifische Probleme Experten anzustellen. Im medizinischen Bereich also einen Arzt.
Aber Sie haben sie aufgeboten.Wenn jemand sagt, ich bin bereit zu spielen, dann frage ich nicht x-mal nach, ob das wirklich so ist.
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