Kriegsstrategie im TVDas Rätsel um Lukaschenkos Kriegs-Karte
Es gibt keinen Krieg, behauptet der belarussische Diktator. Und stellt sich im Fernsehen vor eine Karte, die einigermassen exakt Invasionspläne in die Ukraine zeigt. Kann das ein Versehen sein?

Da steht er, der Diktator, mit einem Zeigestock vor einer grossen Karte. Alexander Lukaschenko wirkt ein bisschen wie ein Schullehrer aus einer längst vergangenen Zeit.
Es ist ein bemerkenswerter Auftritt, den der belarussische Machthaber vor seinem nationalen Sicherheitsrat am Dienstag abliefert – übertragen im TV. Der belarussische Journalist Tadeusz Giczan hat einen Teil davon auf Twitter veröffentlicht. Ein Video, das für Diskussionen sorgt.
Lukaschenko, von dessen Land aus russische Angriffe auf das Nachbarland geführt werden, spricht bei der Sitzung unter anderem davon, dass Belarus jederzeit bereit sei, mit zu verhandeln, um Frieden zu schaffen. Und wiederholt die russische Propaganda, dass die «Operation» gegen die Ukraine von defensiver Natur seien, eine Reaktion auf Drohungen aus Kiew. Soweit, so falsch. Er erwähnt auch Iskander-Raketen und wo diese stationiert seien.
Doch die Karte, vor die sich Lukaschenko dann mit dem Zeigestock stellt, zeigt mehr. Sie zeigt vor allem die Ukraine. Sie zeigt Pfeile und Markierungen, Invasionsrouten und Angriffsziele.
Enthüllt Lukaschenko Putins Invasionsplan?
Gibt also der engste Verbündete und militärische Unterstützer von Kremlchef Wladimir Putin hier den Kriegsplan preis? Enthüllt Lukaschenko Putins Invasionsplan? Und behauptet quasi gleichzeitig, dass es eine Invasion, einen Krieg gar nicht gibt?
Klar ist: Die Karte zeigt in groben Strichen tatsächlich das, was gerade in der Ukraine geschieht. Sie zeigt grob Wege, die russische Truppen nehmen. Zum Beispiel, dass eine Landbrücke zwischen der Krim und dem Donbas geschaffen werden soll. Oder dass Truppen von Norden auf Kiew vorrücken sollen.
Eher anzunehmen ist, dass es sich um eine Täuschung, eine Ablenkung handelt. Vor allem Putin ist bekannt dafür, dass er die Taktik des «Maskirovka», eine Jahrhunderte alte russische Kriegsstrategie, sehr gern einsetzt. Täuschen und tarnen, lügen und Angst schüren, irreführen und ablenken. Das gehört zu Putins Vorgehen. Und wohl auch zu der seines Verbündeten Lukaschenko. Die Informationen, die die Karte beinhaltet, beispielsweise die Landeaktion in Odessa, können also keineswegs als gesichert gelten. Ausschliessen kann man solche Pläne deshalb aber auch nicht.
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