Gurten 2022: Der TickerBrachialer Abschluss auf der Hauptbühne Mit den Chemical Brothers in die Nacht
Im Gurten-Ticker haben wir die ganzen vier Tage lang über alles berichtet, was auf und neben der Bühne passiert ist.
Man wünscht sich dieser Band Erfolg. Aus zwei Gründen. Erstens können sie ihn tatsächlich, den energetischen, den schnörkellosen Rock, wie er sich gehört.
Und zweitens: Dann könnten sie sich vielleicht jemanden leisten, der ihnen ihre Selbstbeschreibung auf der Webseite ein bisschen - nennen wir es: aufhübscht. Ein Exempel gefällig? «The Wise Fools kombinieren persönliche Gedanken mit gesellschaftskritischen Themen und ballen die langjährige Erfahrung der einzelnen Mitglieder zu einer Feuerkugel, die sie den Rockfans haarscharf an den Köpfen vorbei jagen.»
Nun, zum Glück spielen sie besser, als sie schreiben. Dabei setzen sie auf die eine wohltuende und effiziente Formel: Gitarren, Gesang und Schlagzeug. Mit Erfolg. Am Waldbühnen-Contest erspielten sie sich diesen Auftritt am Gurtenfestival. Das ist nun drei Jahre her. Und jetzt also eröffnen sie auf der Waldbühne vor ziemlich viel Publikum den letzten Tag des Gurtenfestivals.
Der Sound ist satt, der Gitarrist ein wilder Hund. Klar, neu erfunden haben sie den Rock jetzt auch nicht. Sie spielen ihn aber durchaus variantenreich. Etwas mehr Nuancen wünscht man sich in der Stimme der Sängerin, die im wuchtigen Soundteppich ein bisschen untergeht, was die Songs etwas eintönig macht.
Die Band setzt auf englische und deutsche Texte, wobei ihnen das Deutsche besser zu stehen scheint. Das Publikum jedenfalls ist begeistert und aufgeschlossen. Es lässt sich sogar zu Morgengymnastik hinreissen: Der Aufforderung, sich doch hinzukauern und dann zur Musik hochzuspringen, folgen restlos alle. Tag vier kann also losgehen. (mbu)

Hier die Top 3 einer kurzen Umfrage am Mittag auf dem Festivalgelände bei einem guten Dutzend Festivalbesucherinnen und –besucher: Auf was freuen sich die Leute am Gurten-Samstag am meisten?
1. Aufs Zusammensein
2. Aufs Essen
3. Aufs Saufen
Ehm… Und was ist mit der Musik? Schliesslich befinden wir uns hier an einem Musikfestival mit einem hochkarätigen Line-Up.
1. «Von den Bands? Da kenn ich niemanden!»
2. «Ich freue mich auf die Chlyklass!»
3. «Stereo Luchs wird gross!»
Nun ja. Eventuell befindet sich das musikbegeisterte Gurten-Publikum ja noch in den Federn. Oder in der Aare. Oder bereits an der Talstation der Gurtenbahn. Wir warten ab. (mbu/chh)
Wer zuerst noch den gestrigen Tag verarbeiten muss, bevor er oder sie sich auf neue Erlebnisse einlassen kann, dem oder der sei unsere Freitags-Bildstrecke empfohlen. Et voilà:
Little Simz, Hauptbühne, 20.30 Uhr: Die Sprechgesang-Dame aus Nordengland hat ganz weit oben unserer 2021-Jahresbestenliste gethront. Das zweite Album der einst so zornigen Grime-Dame ist während des Lockdown in London und Berlin entstanden, von wo Little Simz die Fühler in die ganze Welt ausgestreckt hat. Das Ergebnis: ein eklektisches, zeitgemässes, beseeltes Weilchen Musik. Genau wegen solcher Frauen werden wir nie aufhören, uns für Rap zu interessieren. (ane)
Sophie Hunger & Bonaparte, Zeltbühne 22.15 Uhr: Die Affiche des Tages. Sophie Hunger ist die Beste und Bonaparte will sich von der Bühne stehlen. (mfe)
The Two Romans, Campfire, 20 Uhr: Für ein gemütliches Lagerfeuer ist die Gitarrenmusik der beiden Brüder aus Thun eigentlich etwas hart, aber ich gehe auch wegen des Konzerts hin, nicht wegen der Cervelats. (mb)
Stereo Luchs, Waldbühne, 22.15 Uhr: Ein Sohn der Soundsystem-Szene Zürichs, der den mit Marihuanarauch verhangenen Tanzhallen der Stadt entstiegen ist, um die Spitzen der Landescharts zu erklimmen. Wie bei seinem Jugendfreund Phenomden besteht das Mittel zum Erfolg aus jamaikanischen Rhythmen, die in diesem Fall jedoch wesentlich modernen interpretiert werden. (mer)
Prix Garanti, Waldbühne, 1.30 Uhr: Die junge und herrlich kuriose Berner Mundart-Band will - ganz traditionell eigentlich - mit ihren Songs nur Geschichten erzählen. Dass sie sich dabei an keine Regeln hält, macht gerade den Reiz aus. Ist es Mundart-Post-Punk? Jedenfalls Musik zwischen Dadaismus und Euro-Disco-Kitsch. Klamauk und ein glanzvolles Spiel mit den Popklischees. Ihre Debüt-EP heisst: «Nüt isch guet u aus isch scheisse». Ganz gross. Dafür gab es eine Nominierung für das Album des Jahres der Berner Musikförderung. (mbu)
Es ist eine Stunde vor Konzertbeginn noch sehr ruhig. In der Gurtenbahn hat es viel Platz, nur vereinzelt tröpfeln Freunde der Musik schon auf die Wiese. Wer da ist, liegt noch ein bisschen im Schatten. Mit einigen wenigen Ausnahmen: Ein paar Frauen tanzen beim Hauptbühne-Soundcheck bereits mit, als wüssten sie nicht, wie sich Müdigkeit anfühlt.
Apropos Hauptbühne: Zwei Roboter sind darauf bereits am Probe stehen. Sie gehören wohl zum Bühnenbild der Chemical Brothers, die heute Abend als Samstags-Headliner auftreten werden. (chh)


Willkommen zurück!
Wir befinden uns bereits wieder auf dem Festivalgelände und schauen gespannt dem vierten und letzten Festivaltag entgegen.
Wie das Wetter wird? Es ist bereits heiss – und wird noch heisser. Allerdings: Nicht mehr ganz so heiss wie an den bisherigen Festivaltagen. Für die Gurtenwiese werden heute Höchstwerte von 26 Grad erwartet. Das Gewitterrisiko ist sehr gering. Kurz: Gemäss Prognosen gibt es einen perfekten Festivaltag! (chh)
Einen Nachtrag zum Freitag gibt es noch: «Baobab forever» war für gestern nach neun Uhr im Soundgarden affichiert. Fans ahnten natürlich schon, dass hier dann wohl Nativ auf der Bühne stehen wird, ist «Baobab» doch einerseits der Name seines ersten Soloalbums von 2018, und hat er doch anderereseits kürzlich sein neustes Werk «Marathon» veröffentlicht. Und siehe da:
Das wars vom Gurten-Freitag. Wir haben auch heute viel geschwitzt, gefühlt tonnenweise Sonnencreme verbraucht und sind trotz der Hitze beim Eierbraten vor der Hauptbühne gescheitert.
Wir haben mit Dino Brandão geträumt, mit Steff la Cheffe das «Guggisberglied» gesungen, Jonas und Anna Lena kennengelernt, die ihren verlorenen Sonnenhut suchen, bei Jeans for Jesus mitgewippt, Anittas Hüftschwung bestaunt, sind Gurten-Hochzeiten beigewohnt, mit Nu Genea Live Band gedanklich nach Italien gereist und schliesslich mit Seeed in die Sommernacht getanzt.
Für heute ist unsere Arbeit hier getan, aber am Samstag berichten wir natürlich nochmals live vom letzten Gurten-Tag im 2022.
Bis dahin wünschen wir allen eine ausgelassene Partynacht. Bis morgen! (flo)
«This is Seeed, ya!» So beginnen die Berliner das letzte Konzert des Tages auf der Hauptbühne. Das Gurten-Programm preist sie als einer der besten Live-Acts überhaupt. Werden sie diesem Anspruch gerecht?
Jedenfalls steigt die 10-köpfige Reggae- und Dancehall-Formation gleich hochenergetisch ein, Peter Fox und Dellé tanzen über die Bühne und selbst die Bläser machen bei der Choreografie mit. Die wummernden Bässe lassen die Songs teilweise allerdings etwas gar eintönig klingen.
Doch spätestens bei «Augenbling» steht bis zuhinterst auf dem sehr gut gefüllten Hügel niemand mehr still. Die Stimmung ist geradezu euphorisch – es ist angerichtet für eine lange Gurten-Nacht. (flo)

Und dann wird es nochmals ganz anders. Oder vielleicht genau so, wie es eigentlich sein sollte an einem Musikfestival. Um 22:15, zeitgleich mit Jeans for Jesus, spielt die belgische Band Balthazar auf der Zeltbühne ein tiefes, dunkles, ein bewegendes und aufwühlendes Konzert voll wunderlichem Schimmer. Im Gegenlicht sind sie aufgereiht, die fünf Musiker der Band, drei Gitarren sind im Einsatz, eine Violine, eine Posaune, Synthesizer natürlich. Die Musiker tragen ordentliche Bundfaltenhosen mit Gürtel, wellige Schmachtmähnen, ihre Bärte sind drei Tage alt – mindestens. Alles ist sehr melancholisch, irgendwie aufgeräumt und doch mit einem Schuss Verwegenheit.
Die etwas zwielichtige Zeltbühne am unteren Rand des Festivalgeländes ist der ideale Ort, für dieses wohl beste Konzert des Festivals. Wir befinden uns im halbdunkel des Pop, des Rock. Balthazar, 2004 in Gent gegründet, gehört zu den künstlerisch hochstehendsten Vertretern der belgischen Indie-Rock-Szene. So wie Maarten Devolder, Leadgitarrist und Sänger der Band singt und textet, hat nur Leonard Cohen es einst getan. Balthazar sind so etwas wie Dompteure des Noir-Pop. Die Melodien sind alles Nachtschattengewächse, die Sounds richtiggehende Klang-Gebirge mit getriebenen Beats und entzückenden Glanzlichtern. Und immer ist da dieser Schuss helle Bluesgitarre, die klirrt und einem die Seele öffnet.
Auf der Zeltbühne geben sie ein äusserst dynamisches Konzert, es gerät zur Reise durch ihre jüngsten fünf bis sechs Alben und hinein in die tiefsten Seelenlandschaften des Publikums.
Drei Mal nur sprechen sie zum Publikum. «Thank you very much» sagen sie, mehr nicht. Es gibt keine Pose. Sie lassen die Musik sprechen. Und wenn man genau hinhört, spürt man es; all das Düstere, es glimmt warm – ganz tief drinnen. (mbu)
Wenn schon lange vor Konzertbeginn nur noch Plätze in den hinteren Reihen verfügbar sind, dann muss es sich um die Performance eines internationalen Headliners handeln oder eben um einen unumstrittenen Lokalmatador. Und um so einen handelt es sich bei Jeans for Jesus.
Die Band mit dem stetigen Finger am Puls der Zeit trifft die geschmackliche Schnittmenge, die es braucht, um in der Schweiz bleibenden Erfolg zu erzielen.
Sie schneidert Songs, die vom eher anspruchslosen Publikum der Charts-Radios genauso angenommen werden, wie von selbsternannten Klangspezialisten mit hohem Anspruch an Soundästhetik.
Kein Wunder also war die Zuschauerschaft ab der ersten Minute Feuer und Flamme für das Dargebotene. Und das wortwörtlich: Kaum hat das Konzert begonnen, flackerten Pyrofackeln in der Menschenmenge. Jeans for Jesus hingegen liess nichts anbrennen. Mit allerlei Gerätschaften bestückt, manövrierte sich die Band mit kraftwerkscher Präzision durch ihr Repertoire.
Natürlich hat die Gruppe eine griffige Hand für eingängige Melodien und cleveres Textgut. Doch all stehen diese Qualitäten auf einem grundsoliden Fundament, gebaut von einer unermüdlichen Geräuschewerkstatt, in der mit streberhaftem Elan an den Grenzen des klanglich Möglichen gefeilt wird.
Durch diese Arbeitsmoral schafft sich die Band ein breites Feld an musikalischen Perspektiven, das schonungslos beackert wird. Es ist eine Mischung zwischen melancholischer Sanftheit und ausdauernder Raver-Attitüde, immer im Beisein einer strengen stilistischen Qualitätskontrolle.
Abgerundet wurde das Konzert durch einen Gastauftritt von Baze, der morgen mit der Chlyklass auf der Bühne stehen wird und einer Huldigung an den im Februar verstorbenen Endo Anaconda. (mer)
Wir haben uns unter die Festivalgängerinnen und -gänger gemischt und uns umgehört, welche Festival-Gadgets am Gurten ein Muss sind – und wie man am Tag danach seinen Brummschädel wieder los wird:
Tout Gurten findet sich ein, um dem Konzert dieser Selfmade-Woman aus den Favelas Rio de Janeiros beizuwohnen. Die 29-jährige Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin Larissa de Macedo Machado alias Anitta ist in ihrem Heimatland Brasilien schon seit vielen Jahren ein Pop-Superstar. Dort kennt sie jedes Kind. Deshalb hat sich in der vordersten Reihe vor der Hauptbühne nun auch die Brasilien-Community versammelt.
Alle haben ihre Smartphones gezückt, gerade auch die Männer. Sie strahlen, sie jubeln, sie tanzen. Überall flattern Brasilien-Flaggen im abendlichen Wind. Die Queen-of-Latin-Pop wie sie auch schon genannt wurde, braucht keine Starthilfe. Im Gegenteil, Anitta legt gleich los, pünktlich auf die Minute beginnt ein atemloses und gerade auch tänzerisches Spektakel, das nichts auslässt. Ein gutes Dutzend spärlich bekleideter Tänzerinnen und Tänzer hat Anitta um sich versammelt, alles ist perfekt durchchoreographiert, die Tanzeinlagen sind so kraftvoll, wie virtuos, wie lasziv.
Anitta liefert diesen ausgesprochen basslatigen Pop mit viel Power und verführerischen Latin-Ryhthmen, der heute so unglaublich angesagt ist, der in irgendeiner Form aus Lautsprechern dröhnt – Einkaufscenter-Musik. Leider hört man nur noch wenig von Anittas Anfängen in der Baile-Funk-Szene aus Rio, wo einst ihre Karriere den Anfang nahm.
Die treibenden und abgehackten Favela-Hymnen waren einst ihre Welt, heute sind sie nur noch als Echo in den opulenten Latin-Pop-Stücken zu hören. Jetzt herrscht der Bass und der laszive Tanz. Spätestens seit 2019 hat Anitta den Pop-Olymp erklommen, als sie zwei dreisprachige Alben herausgebracht und damit ihren Status als polyglotte Weltmusikerin untermauert hat.
Anitta, die in einer Favela im Norden Rios aufgewachsen ist, hat sich das alles selbst erarbeitet. Den ganzen, langen Weg alleine bewältigt. Heute, so hört man, hält sie immer alle Fäden in der Hand, sie ist die Kuratorin dieses Latin-Pop-Crossover-Theaters sondergleichen.
Vielleicht ist es genau das, was man diesem zwar pompösen und vielgestaltigen Konzert eben auch anhört: Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Eine wuchtige Nummer folgt auf die andere, so dass die einzelnen Songs manchmal schwer zu unterscheiden sind. Trotzdem: ein grosses, ein furioses Konzert. Die Leute haben es geliebt. Latin-Pop halt. (mbu)

Mittlerweile ist die Nacht über den Gurten hereingebrochen. Die einen oder anderen dürften gerade etwas aus der Puste gekommen sein, als sie bei den Latino-Rhythmen von Anitta auf der Hauptbühne ihre Hüften geschwungen haben.
Die Brasilianerin und ihre eher leicht bekleideten Tänzerinnen und Tänzern heizte dem Publikum trotz sinkenden Temperaturen so richtig ein. Während des Konzerts kamen die Gurtengängerinnen und -gänger zudem in den Genuss eines äusserst kitschigen Sonnenuntergangs. (flo)
Wieso Jeans for Jesus dem Berndeutschen untreu sind und weshalb sich die Berner Band keine Hoffnung auf Auslanderfolge macht: Jeans for Jesus im Gurten-Interview gibt es hier zu lesen.

Dino Brandão ist ein Cancioneiro, ein richtiger Liedermacher, der es versteht, diese hohe Kunst auch ins bass- und beatlastige 21. Jahrhundert hinüber zu retten. Vor der Waldbühne, die kurz nach 19 Uhr schon ein bisschen im Schatten liegt, ist sozusagen full house. Es herrscht jene abendliche Gurtenstimmung, die alle so lieben. Es wird langsam kühler, der Abend kriecht nach und nach über die Hänge und taucht alles in ein goldenes Licht. Und Dino Brandao gibt eben das genau richtige Konzert für diesen besonderen Moment.
Die meisten kennen ihn wohl von der Supergroup «Brandão Faber Hunger», als er mit Sophie Hunger und Faber letztes Jahr das Album «Ich liebe Dich» mit glänzenden Liebesliedern in Mundart eingespielt hat. Oder als Sänger der famosen Band Frank Powers aus Brugg, die in vielen Sprachen und Tonlagen die Melancholie des Lebens besingen. Der Mann aus dem Aargau mit Wurzeln in Angola scheint schlicht alles zu können, was es für die Waldbühne braucht. Und das zeigt er auch, jetzt, da die Schatten endlich länger werden. Die Bühne teilt er mit einer vielfältigen Truppe: mit einer Geigerin, einem Schlagzeuger, einem Perkussionisten, einem Bassisten und freilich darf auch der Synthesizer nicht fehlen. Damit zaubert Dino Brandão verführerische und verspielte Lieder aus allen Stilrichtungen. Er gibt den munteren Reggae-Sänger, spielt schwungenvolle und sehnsüchtige Troubadour-Stücke, dann wieder opulenten Poprock, immer mit etwas theatralischer Geste, nie allzu ernst, dafür manchmal ein bisschen zu überdreht. Es ist ein Konzert von wunderbar verspielter Leichtigkeit. (mbu)

Unten an der Gurtenbahn, beim Festivaleingang, im Supermercato am DJ-Pult und in der Foodmeile hängen seit heute Zettel mit einem Bild von einem Sonnenhut. Jonas lässt nichts unversucht, seine verlorene Kopfbedeckung wieder zu finden. Keine zehn Minuten sei er am Mittwoch am Festival gewesen, ehe er den Hut am Kraftklub-Konzert verloren hatte.
Und er will ihn unbedingt wiederhaben, da er eine grosse emotionale Bedeutung habe, wie er sagt. «Meine Freundin hat ihn mir zu meinem Geburtstag ein bisschen mehr als vor einem Jahr geschenkt. Und das war zugleich unser erster Jahrestag.»
Und die beiden sind ganz offensichtlich auch zwei Jahre später noch wie frisch verliebt. «Den kleinen Panda auf dem Hut habe ich selber designt», erzählt Jonas Freundin Anna Lena. «Weil er so härzig ist und ich mich bei ihm so kuschelig und wohl fühle.» Schmelz!
Update: Der Hut wurde tatsächlich gefunden. Ein Happy End! (sih)

Die Sonne steht noch genau drei Handbreit oberhalb des VIP-Zelts, als die Stunde für das verheissungsvolle Duo Ibeyi schlägt: Die afro-französisch-kubanischen Zwillingsschwestern Lisa-Kaindé und Naomi Díaz verzücken seit Mitte der 2010er-Jahre die Musikwelt mit ihrem kubanischen, vielschichtigen Traumpop, mit dem sie herrliche Cocktails aus Electro, Downbeat-Beats, RnB, Soul und Ethno zusammenmixen.
Die Schwestern sind Töchter des kubanischen Perkussionisten Miguel «Angá» Díaz, einst Mitglied bei Buena Vista Social Club. Durchaus vielversprechend also. Schade nur, haben sie für ihr Konzert auf dem Gurten entschieden, sich vermehrt aus der Weltmusik-Kitsch-Schublade zu bedienen.
Zumindest der Auftakt des Konzerts gerät zum überzuckerten Wohlfühl-Happening. Vielleicht ist es aber gerade diese leichte Vorabendunterhaltung, die sich das Gurtenpublikum um 17.30 Uhr bei 28 Grad wünscht. Die Leute strömen jedenfalls zu Tausenden Richtung Hauptbühne – und verharren dann dort tatsächlich auch. Singen mit, winken, pfeifen, schunkeln.
Und es bleibt ja auch nicht harmlos, zum Glück. Auf der allzu süsslichen Perlenkette der Setlist schimmern ein paar dunkle Perlen. Bei Ibeyi ist es wie auf dem Gurten: je mehr Schatten, desto besser. «Exhibit Diaz» ist so ein betörendes Juwel, melancholisch, verträumt mit einem eigentümlichen Beat-Gebirge und kuriosen Tempo-Wechseln.
Auch «Away, Away» ist ein grosses Lied mit wunderlichen Rhythmen und zartem, lieblichem Gesang, der nie anbiedert. Und das Lied «Mother», eine Hommage an die Mutter, die übrigens im Publikum weilt, ist von wunderbarster Traurigkeit. Dazwischen, leider, wummern meist die Bässe und der Pop wird allzu breiig. Dank den dunklen Perlen trotz allem ein gutes Konzert. (mbu)
Jetzt wollen sie alle auf den Gurten rauf. Und natürlich alle gleichzeitig. Kurz vor 18 Uhr wartet man unten an der Gurtenbahn 90 Minunten. Deshalb nehmen so einige den Fussweg. (sih)

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