Souveräne Young BoysDas Berner Kontrastprogramm zur Liga
Die Young Boys besiegen Winterthur 5:1 und bauen ihren Vorsprung in der Tabelle aus. Immerhin etwas verspricht noch Spannung.

Ein Zweikampf zeichnet sich ab. Nicht auf dem Platz und auch nicht in der Tabelle, dort schweben die Young Boys wieder über allen. 5:1 besiegen sie den FC Winterthur am Sonntagnachmittag vor 27’310 Zuschauern im Wankdorf und bauen ihren Vorsprung auf den Zweiten Lugano auf 14 Punkte aus.
Der erwähnte Zweikampf könnte in der Torjägerliste stattfinden. Jean-Pierre Nsame trifft dreifach, mit 12 Treffern ist er der beste Torschütze der Liga. Itten steht nach seinem Doppelpack mit 8 Toren hinter Luganos Zan Celar nun auf dem dritten Rang. Als ob es noch ein weiteres Indiz für die Überlegenheit der Berner gebraucht hätte.
Während sich die Teams hinter YB munter Punkte klauen (Servette und St. Gallen verspielen am Sonntag in Überzahl Punkte) und Basel nach dem 2:3 gegen Luzern einmal mehr in einem Selbstzerfleischungsprozess begriffen ist, absolviert YB sein Kontrastprogramm: konzentriert, gefestigt, reif und effizient. Die Berner sind seit Anfang September unbesiegt.
Von einem perfekten Nachmittag spricht Hattrickschütze Nsame. Sein Sturmpartner Itten betont die gute Stimmung, die in der Mannschaft vorherrsche. Sinnbildlich, wie Nsame nach dem 5:1 zur Ersatzbank lief, um mit dem ausgewechselten Itten abzuklatschen. Dass Meschack Elia seine erste von vier Spielsperren absass, war nicht bemerkbar.
Garcias spezieller Hattrick
Nur eine Viertelstunde lang kann Winterthur mithalten. Dann eröffnet Nsame den Torreigen. Er profitiert von einer abgefälschten Vorlage Ulisses Garcias. Es ist das erste von drei Assists des hervorragend aufgelegten Linksverteidigers. Ein Kunststück, das ihm gemäss eigener Aussage noch nie gelungen ist.
Kürzlich hiess es, Strasbourg aus der Ligue 1 sei an einer Verpflichtung Garcias interessiert. Bis Dienstagnacht ist das Transferfenster in den meisten Ligen geöffnet. Aktuell zeichne sich jedoch kein Abgang ab, sagt Sportchef Steve von Bergen.
Können die Gäste beim 0:1 noch Pech beklagen, müssen sie sich in der Folge über sich selbst ärgern. Nach Steilpass von Garcia behindern sich Roy Gelmi und Granit Lekaj gegenseitig, Itten bezwingt Goalie Markus Kuster zum 2:0. Und nur drei Minuten später sieht Gelmi erneut schlecht aus: Diesmal schätzt er in der Mittelzone den Ball falsch ein, über Rieder, Fassnacht und Ugrinic kommt der Ball zu Lewin Blum, der Itten mit seiner Flanke ideal bedient – ein Tor als Teamwork. Der Stürmer darf nach Rotsperre erstmals seit Anfang November wieder mittun. Schon nach 27 Minuten lässt sich sagen: Seine Rückkehr verläuft wunschgemäss.
Fassnacht misslingt Kunststück
Zur Pause dürfen die Winterthurer zwar noch einmal ein wenig hoffen, wie ihr Trainer Bruno Berner später sagen wird. Samir Ramizi hat nach Foul von Lewin Blum mittels Penalty auf 1:3 verkürzt (40.). Die Hoffnung währt jedoch nur kurz, dann kann Nsame den Nachschuss seines verschossenen Elfmeters verwandeln (52.). Von da an stellt sich nur die Frage, wie hoch die Young Boys gewinnen werden.

Fassnacht, der vor der Partie für sein 200. Spiel in der Super League geehrt wurde, bietet sich, nachdem Nsame ein weiteres Mal erhöht hat (79.), eine ausgezeichnete Chance. Einmal setzt der Nationalspieler zum spektakulären Seitfallzieher an, trifft den Ball jedoch nicht richtig. Alles will den Young Boys dann doch nicht gelingen.
5:1 steht es am Ende für YB – wie schon beim ersten Aufeinandertreffen dieser Teams Ende August. «Das entspricht in etwa der Realität», sagt Berner. Wicky gefällt derweil, wie seriös sein Team trotz der deutlichen Ausgangslage die Aufgabe angegangen sei.
Der Trainer konnte sich zur Pause erlauben, die verwarnten Cheikh Niasse und Lewin Blum auszuwechseln. Blum wird nächsten Sonntag in Luzern gesperrt fehlen, da bot es sich an, Quentin Maceiras Einsatzminuten zu geben. Auch das spricht für die Lage der Young Boys: Sie sind derart unbedrängt, dass sie den Blick nach vorne richten können.
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