Berner Oberland leidet unter OmikronDem Gastgewerbe geht die Luft aus
Die neue Corona-Variante wirkt sich negativ auf das Gastgewerbe aus. Bereits musste ein Hotel deswegen schliessen.

Neues Jahr, alte Probleme: Die neue Corona-Variante Omikron trifft nicht nur den Tourismus in den Bündner Skigebieten. Auch dem Gastgewerbe im Berner Oberland macht das Virus das Leben schwer. So häuften sich im Luxushotel Gstaad Palace die Omikron-Fälle unter den Angestellten, denn der Nobelkurort war über die Feiertage gut besucht, was die Zahl der Ansteckungen in die Höhe trieb.
Die Luxusherberge reagierte mit einer Einschränkung ihres Angebots: Die Restaurants und Bars im Haus stehen nur noch den eigenen Hotelgästen zur Verfügung. Diese werden zudem gebeten, «keine grössere Zahl von Freunden» ins Hotel mitzubringen, heisst es in einem Schreiben, das dieser Zeitung vorliegt. Das Hotel wollte die Lage auf Anfrage nicht kommentieren.
Challenge zum Saisonstart
Offener geht man mit der schwierigen Situation im nahen Hotel The Alpina Gstaad um. Der Hotelmanager Tim Weiland spricht von einer «echten Challenge zum Saisonstart». Bereits Anfang Dezember habe man das Personal durchgetestet und die ersten positiven Mitarbeiter «herausgefiltert». Auch über die Festtage habe man Fälle unter den Gästen und Hotelangestellten festgestellt. Zum Jahreswechsel hätten sich diese Zahlen noch gesteigert.
Das blieb nicht ohne Folgen. «Soeben wurden drei Reservierungen storniert», sagt Weiland. Den Personalmangel der letzten Wochen habe der Betrieb noch gut abfedern können, obwohl man auch Kontaktpersonen unter den Mitarbeitern strikt in die Quarantäne schicke.
Der letzte Monat war laut Weiland sehr gut, ein wahrer «Rekorddezember». Dass der Betrieb trotz Omikron gut läuft, erklärt sich der Hotelmanager so: «Die Menschen wollen einfach wieder reisen.» Möglicherweise träfen Absagen aber The Alpina auch nicht ganz so sehr, weil andere Gäste schon auf der Warteliste stünden.
Auf die internen Omikron-Fälle reagierte das Luxushotel mit einigen wenigen Einschränkungen. Zum Beispiel gilt im Spa-Bereich und bei bestimmten Anlässen 2-G+. Zum Teil habe man die Gästeanzahl etwas reduziert, sagt Weiland, was aber wegen der grosszügigen Raumverhältnisse gut machbar sei.
Hotel «zieht Reissleine»
Weniger entspannt beurteilt Stefan Grossniklaus von Hotelleriesuisse Berner Oberland die Situation. Er führt das Hotel Aspen in Grindelwald. In seinem Betrieb sei soeben der erste Omikron-Fall in der Belegschaft registriert worden. Externe Gäste dürften darum den Betrieb nicht mehr betreten.
Seiner Kenntnis nach spitzt sich die Situation beim Oberländer Hotel- und Gastronomiegewerbe zu. Der Personalmangel, der die Branche ohnehin belaste, werde durch Omikron noch verschärft. Vor allem kleinere Betriebe könnten Personalverluste nur schwer ausgleichen, sagt Grossniklaus.
Ein erstes, kleineres Hotel habe bereits geschlossen. Ein Blick auf die Website des Hotels Panorama am Hasliberg bestätigt dies. Am Dienstag meldete das Hotel seine sofortige Schliessung. «Die zahlreichen Corona-Fälle im Team lassen uns keine Wahl. Wir können diese Situation nicht mehr meistern und ziehen vorerst die Reissleine.»
Die Situation sei derzeit noch einigermassen tragbar, spitze sich aber zu, bilanziert Grossniklaus. Die Sektion plädiere sogar dafür, dass für Mitarbeiter, die frisch geimpft seien und keinen schwerwiegenden Verlauf hätten, die Quarantänezeit verkürzt werde. «Andernfalls könnte es zu einem Zusammenbruch des Gastgewerbes im Oberland kommen.»
Schlimmer als 2020
Nicht nur die Hotellerie, auch die Gastronomie gerät durch Omikron zunehmend in Schwierigkeiten. Dies bestätigt Helena Bearth, Präsidentin von Gastro Oberland-Ost. Die Situation in Graubünden gebe auch im Berner Oberland Anlass zur Sorge. Bearth, die in der Gemeinde Innertkirchen ein Restaurant betreibt, wurde in letzter Zeit oft gefragt, ob sie mit Personal in anderen Betrieben aushelfen könne. «Wir haben alle unser Bestes gegeben», sagt Bearth. Doch inzwischen sei die Situation ernster als vor einem Jahr, als es noch keine Impfung gegeben habe.
Die Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion des Kantons Bern sagt mit Blick auf die Situation im Oberland, sie gehe «in Anbetracht der aktuellen Situation von einem noch stärkeren Anstieg der Fallzahlen aus» und werde «weitere notwendige Massnahmen wie Hotelschliessungen oder die Durchtestung von Mitarbeitern» einleiten, sollte die epidemiologische Lage dies erfordern.
Laut Grossniklaus von Hotelleriesuisse ist man mit dem Kanton bereits über Massnahmen wie eine Reduzierung der Gästezahl im Gespräch. «Wir müssen uns auf vieles gefasst machen. Aber wir hoffen natürlich auf so wenig wie möglich.» Die nächste Welle werde zweifelsohne kommen.
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