
Es ist nicht schön, was die Credit Suisse heute Morgen präsentieren musste: einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken, den grössten in der Firmengeschichte. Die Kunden rennen weg, und Milliarden müssen abgeschrieben werden. (Lesen Sie hier den Bericht).
So deprimierend das tönt, das Schlimmste aber ist: Einmal mehr hat es die krisengeschüttelte Bank verpasst, aufzuzeigen, wie man in absehbarer Zukunft wieder Geld verdienen kann.
Nur schon eine simple Rechnung zeigt, dass das nicht aufgeht.
Ein kurzer Blick auf die Zahlen zeigt das Dilemma. Rund 3,1 Milliarden Franken Umsatz machte die Credit Suisse noch im letzten Quartal. Auf das ganze Jahr hochgerechnet, macht dies einen Umsatz von 12,4 Milliarden Franken. Das ist nicht einmal die Hälfte dessen, was die Bank in guten Zeiten eingenommen hat.
Auf der anderen Seite hat die Bankführung ein Sparziel angegeben. Sie will die Kosten auf 14,5 Milliarden Franken senken. Nur schon eine simple Rechnung zeigt, dass das nicht aufgeht. Es fehlen 2 Milliarden Franken pro Jahr – macht eine halbe Milliarde Verlust pro Quartal. Woher das nötige Wachstum kommen soll, damit die Erträge hochgehen? Man findet keine Antwort.
Von der Vermögensverwaltung für reiche Privatkunden wohl eher nicht. Da hat die Credit Suisse im Gegenteil ein zusätzliches Problem. 123 Milliarden Franken haben die Kunden abgezogen, den Grossteil im Oktober. Offenbar trauen sie der Bank nicht mehr. Das ist unfassbar viel Geld und brachte die Bank akut in Bedrängnis.
Künftig werden die Erträge aus der Verwaltung dieser Vermögen fehlen.
Nun hätten sich die Geldabflüsse stabilisiert, sagt CS-CEO Ulrich Körner. Das ist zwar positiv, aber dass nun viel weniger Geld bei der Credit Suisse liegt, bedeutet, dass künftig die Erträge aus der Verwaltung dieser Vermögen fehlen werden. Grob geschätzt geht es um rund 860 Millionen Franken.
Sollte das aufgeholt werden, braucht es einen Börsenboom, am liebsten in Asien. Dort wird üblicherweise am meisten gezockt. Eher wahrscheinlich ist jedoch, dass die Wirtschaft unter den steigenden Lohnkosten ächzt, mit denen die allgemeine Teuerung ausgeglichen wird.
Grosse Firmenübernahmen, verbunden mit hohen Gebühren für die Investmentbanken, sind in solch einem Umfeld weniger zu erwarten. Eher schon, dass die Unternehmen ihre Kredite zurückfahren und es zu Abschreibungen kommt. Das alles trifft auch die traditionelle Milchkuh der Credit Suisse, nämlich ihr Schweizer Geschäft.

Am konkretesten wurde die Credit Suisse heute Morgen bei ihren Plänen für die Investmentbank. Da wird nun tatsächlich Michael Klein, bis vor kurzem Verwaltungsrat der Credit Suisse, als Chef installiert. Nicht einfach so, sondern mit einem riesigen Antrittspaket. 175 Millionen Dollar zahlt die Credit Suisse für Kleins Privatfirma Klein & Company, 35 Millionen erhält Klein als Bonus und Anteil am Verkaufserlös, wenn denn die CS First Boston einmal verkauft oder an die Börse gebracht werden soll.
Einmal mehr haben bei der Credit Suisse fast alle verloren.
Klein & Company besteht aus gerade mal vierzig Mitarbeitenden. Angeblich ist sie immer gewinnbringend gewesen. Und angeblich hat sie in den vergangenen zwölf Jahren beratend mitgewirkt bei Deals mit einem Volumen von 1500 Milliarden Dollar. Was die Company daran verdient hat, weiss niemand. Was man allerdings weiss: Es gibt Sammelklagen, die Klein betreffen. Und auch, dass bei all den bekannt gewordenen Deals vor allem einer profitierte, nämlich Klein selber.
Fazit: Einmal mehr haben bei der Credit Suisse fast alle verloren – die Angestellten, die teilweise entlassen werden oder denen der Bonus gekürzt wird; die Aktionäre, die einen weiteren Kurssturz hinnehmen müssen; und wir alle, weil die Pensionskassen Credit-Suisse-Aktien halten.
Ob in Zukunft nicht doch noch der Staat die Bank retten muss, wird sich zeigen. Sicher ist allein, dass Michael Klein mit dem heutigen Tag 210 Millionen Dollar reicher geworden ist.
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Kommentar zur Credit Suisse – Deprimierendes Ergebnis, keine Vision – und einer profitiert
Das Management der Krisenbank hat es einmal mehr verpasst, den Weg in die Zukunft aufzuzeigen. Dafür wirft es sich in die Arme eines umstrittenen Investmentbankers.