Wackers nächster CoachDer Assistent wird zum Chef
Remo Badertscher beerbt nach der aktuellen Saison Martin Rubin als Wacker-Thun-Trainer. Die «Arbeitsbiene» setzt damit ihren bemerkenswerten Aufstieg fort.

Ohne die Familie Badertscher liefe bei Wacker: nichts. Sie stellt oder stellte Gründungs-, Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder, den Nachwuchschef, Trainer und Spieler. Und sie ist präsent, wo immer es gerade jemanden benötigt – hinter der Buvette, am Zeitnehmerpult, bei Aufräum- oder zig andern Arbeiten. Es gibt wohl keinen Posten im Verein, den noch nie jemand aus jener Familie belegt hat, welche sich so sehr mit dem Club und dessen Werten identifiziert.
Ab der nächsten Saison trägt auch der Chefcoach des Fanionteams den Namen Badertscher: Remo Badertscher übernimmt die Nachfolge von Martin Rubin, welcher im Sommer nach 14 Saisons erfolgreichen Schaffens bekanntermassen zum BSV Bern wechseln wird.
Dass die Wahl der Verantwortlichen auf den 38-Jährigen fiel, überrascht nicht. Der Sekundarlehrer ist seit geraumer Zeit eine zentrale Figur im sportlichen Bereich – erst als Coach der 2. Mannschaft, später als Trainer bei Partnerclub Steffisburg und seit 2015 als Assistent und als Teammanager beim zweimaligen Meister.
Eine ganze Menge sprach für den Familienvater. Er verfügt über ein ausgesprochen grosses Wissen, gilt als hervorragender Ausbildner und ist in weiten Teilen des Clubs sowie in der Mannschaft sehr beliebt. Er ist ungemein fleissig; Rubin bezeichnete ihn einst als Arbeitsbiene. Dass die Verantwortlichen ihm gleich einen Dreijahresvertrag vorlegten, zeugt vom grossen Vertrauen, das sie in den früheren Schiedsrichter setzen.
Die Wahl birgt insofern Risiken, als Badertscher auf Spitzenlevel über wenig Erfahrung verfügt, gerade im Vergleich mit seinem Vorgänger. Vor Rubin hat ein Akteur in jedem Fall eine riesige Achtung, weil er um dessen Verdienste im Schweizer Handball weiss. Sein Nachfolger wird sich diesen Respekt erst verschaffen müssen.
Vermutlich wird er sich als Chef anders verhalten, als er dies in seiner aktuellen Rolle tut. Er wirkt nicht immer so ruhig und souverän, wie es Rubin ist, und beschwert sich an Partien bisweilen gar oft beim Verbandsdelegierten. Seine Verbundenheit mit dem Verein ist zunächst mal ein grosser Vorteil. Sie kann aber auch zum Handicap werden.
Caspar kommt, von Deschwanden bleibt
Fraglich ist zudem, ob sich die Anhänger nach der angelaufenen Saison nicht eher ein neues Gesicht an der Seitenlinie wünschen würden, jemanden, dessen Ideen allesamt noch nicht umgesetzt worden sind. Die Leistungen zuletzt – sie waren zumeist ordentlich, aber gewiss nicht überragend.
Assistiert werden wird der Sekundarlehrer von Roman Caspar (34), dem langjährigen Captain, der 2018 zurücktrat und sich in der darauffolgenden Saison wegen zahlreicher Ausfälle zu einem temporären und mit dem Cupsieg gekrönten Comeback überreden liess. Und Schlüsselkraft Lukas von Deschwanden (31) soll noch mehr Verantwortung, gewisse Aufgaben im Staff und im Verein übernehmen. Sein Vertrag wurde bis Sommer 2023 verlängert.

Adrian Horn ist seit 2007 für Tamedia tätig. Er fungiert als Koordinator und Redaktor des Sport-Extra und arbeitet extern als Lektor.
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