NachrufDer Berner Filmautor Alfredo Knuchel ist gestorben
Der Autodidakt hat in seinen Dokumentarfilmen Menschen porträtiert, mit denen es das Schicksal nicht besonders gut meinte.

Nichts sei so spannend wie die Realität, hat der Berner Filmemacher Alfredo Knuchel einmal gesagt. Jedenfalls sofern es gelinge, aus ihr Spannungen und Widersprüche herauszudestillieren. In seinen Dokumentarfilmen hat der 1938 geborene Knuchel genau dies angestrebt.
Dabei interessierten ihn vor allem jene Menschen, mit denen es das Schicksal nicht besonders gut meinte, wie im Erstling «Besser und besser» (1996, mit Co-Autor Norbert Wiedmer). Im Zentrum stand eine, wie man heute sagen würde, dysfunktionale Berner Familie. Es ging aber nicht um den voyeuristischen Einblick. «Wesentlich erscheint das Vertrauen zwischen den Filmschaffenden und den Dargestellten», schrieb der «Bund» dazu.
Das galt auch für «Vaglietti zum Dritten» (1999), das Porträt eines Box-Schweizer-Meisters, der sich nach einer Lebenskrise und einer Drogensucht wieder zurück in den Ring kämpft. Oder für «Halleluja! Der Herr ist verrückt» (2004), in dem Knuchel Künstlerinnen und Künstler in der Psychiatrischen Universitätsklinik Waldau porträtierte.
Alfredo Knuchel war zunächst Übersetzer, Werbetexter und freier Journalist, bevor er 1970 zum Schweizer Radio International stiess und dort bis 1986 für die italienischsprachigen Programme verantwortlich war. Später wurde er Direktor des Schweizerischen Filmzentrums. Ab 1991 widmete er sich dem eigenen Dokumentarfilmschaffen. Am 21. November ist Knuchel kurz vor seinem 83. Geburtstag gestorben.
Fehler gefunden?Jetzt melden.