Der Fulehung ist noch immer ein Mysterium
Ohne den gehörnten Narren ist der Thuner Ausschiesset, der in einem Monat über die Bühne gehen wird, schlicht undenkbar. Doch das war nicht immer so, wie ein Blick in die Annalen zeigt.

Eine Narrenfigur hatte bereits im 16. Jahrhundert eine tragende Rolle am Volksfest. Allerdings nicht in der heutigen Form: Vielmehr gab es einen Narrenzeiger, welcher in Thun erstmals im Jahr 1766 erwähnt wird. Diesem Zeiger oblag es, beim Schiessen die jeweiligen Treffer anzuzeigen. Ein Brauch übrigens, welcher in der ganzen Schweiz, aber auch in Deutschland oder Österreich weit verbreitet war. Während der Zeiger meistens zivile Kleider trug, trat er am Ausschiesset in einem Narrenkostüm, allerdings ohne Maske, auf.
Maske erst seit 1864?
Eine Teufelsmaske am Thuner Ausschiesset wird schliesslich erstmals im Jahr 1864 schriftlich erwähnt. Und zwar in einem Leserbrief im Anzeiger von Interlaken. In diesem beschwert sich ein Leser darüber, dass «mit einer dem Tell vorangetragenen Teufelsmaske am Festumzug das Sinnbild der schweizerischen Freiheitskämpfe gehöhnt wurde».
Ein erstes Bild vom Fulehung mit Narrenkostüm und Maske zeigt eine Postkarte aus dem Jahr 1878. Damals hiess der Narr, der ein Schyt, aber noch keine Söiblaatere mit sich trug, Bajass oder Jass. Der Spottname Fulehung wurde erstmals 1901 erwähnt.

Untersuchung durch die Empa
1979 liess die Kadettenkommission die Originalmaske durch die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt untersuchen. Deren Fazit nach einer metallografischen Untersuchung: Eine genaue zeitliche Einordnung der Herstellung ist nicht möglich. Dennoch lässt die Untersuchung einige Rückschlüsse zu: So ist die Maske aus drei Schichten aufgebaut. Das «Gerüst» der Maske bildet ein Draht, worüber ein Blech und anschliessend ein zweites Blech gebogen wurde. Während die älteren Teile der Fulehung-Maske spätestens im 18. Jahrhundert hergestellt wurden, stammt die äusserste Blechschicht von einer Renovation, welche noch nicht sehr lange zurückliegt.
Fritz Bieri als «Restaurator»
Einer, der sich ebenfalls regelmässig der Restauration der Maske widmete, war Fulehung Fritz Bieri. Der Bäckermeister, der zwischen 1946 und 1965 das Amt ausübte, flickte die Originalmaske jeweils nach Gutdünken, ersetzte die Haare oder gab ihr vor dem Ausschiesset jeweils einen neuen Farbanstrich mit Lackfarben aus der Drogerie.
Der letzte Fulehung, welcher die Originalmaske getragen hat, ist Walter Mani: «Die Maske war 1970, als ich erstmals Fulehung war, noch in einem sehr guten Zustand», erinnert sich der 74-Jährige zurück. «Aber sie war mit einem Gewicht von rund 2,5 Kilogramm sehr schwer, was ein Atmen durch die Nase verunmöglichte.» Das war wohl mit ein Grund, dass sein Nachfolger Jürg Altmann ab dem Jahr 1982 eine Kopie der Maske aus Kunststoff trug. Eine weitere Kopie, welche fortan als Ersatzmaske diente, kam im Jahr 2000 hinzu.
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