«Der Name allein sichert keine Zukunft»
Seit 17 Jahren führt Louis Krebser die Krebser AG in Thun. Zusammen mit seinem Vater Markus erzählt er, wie er das Traditionsunternehmen im Onlinezeitalter vorwärtstreibt.
Krebser, dieser Name steht in Thun für Tradition, Qualität und Stabilität. Ist das in der schnelllebigen Zeit keine Last?Louis Krebser:Nein. Auch wenn wir in einer Zeit leben, in der heute nicht mehr zählt, was gestern gegolten hat: Unser Rezept aus guter Qualität, mehreren Standbeinen und rascher Reaktionszeit bewährt sich nach wie vor auch heute.
Trotz schwachem Franken und starkem Internet?Louis Krebser:Alles verändert sich ständig, damit müssen auch wir umgehen können. Die Märkte verschieben sich und bringen neue Herausforderungen mit sich. Um ein paar Beispiele zu erwähnen: Preissenkungen auf Euroniveau bei gleich bleibenden Kosten, die Digitalisierung in allen Bereichen und der gesamte Onlinemarkt.
Online bestellen, online konsumieren, online bezahlen. Kriegen Sie Existenzängste um Ihr Familienunternehmen?Louis Krebser: Angst ist keine Lösung. Im Internet spielt sich heute weltweit ein grosser Teil des Lebens ab. Das lässt sich nicht ändern, doch wir können alles tun, um mitzugehen.
Markus Krebser, beneiden Sie manchmal Ihren Sohn um die schnelllebige und digitale Ära?Markus Krebser:Nein, dieses Zeitalter entspricht mir nicht. Doch der ständige Wandel gehörte auch in meiner Zeit zum Alltag. Jede Generation musste sich am Markt anpassen und Nischen finden.
Louis Krebser:Während heute kaum interessiert, wer bei den Firmen dahintersteckt, stehen wir als Familienbetrieb persönlich hin. Wir entscheiden heute, was wir morgen umsetzen – und tragen die volle Verantwortung und ebenso jegliche Konsequenzen.
Wo steht die AG heute im Onlinemarkt?Louis Krebser: Das Internet hat die Landesgrenzen niedergerissen. Ohne Weblösung wäre ein Überleben schwierig. Gegen 80 Prozent unseres Geschäfts mit Büromaterial für Firmenkunden läuft übers World Wide Web. Heute sucht die Kundschaft im Netz das Passende und Günstigste. Der Vergleich von Angeboten ist einen Mausklick entfernt.
Markus Krebser:Die persönliche Beratung ist unverändert wichtig. Doch heute fehlt den Leuten oft die Zeit, und sie beanspruchen diese nur bei besonderen Bedürfnissen.
Inwiefern wirken Sie, Markus Krebser, heute noch mit?Markus Krebser:Louis hat das Zepter vor 17 Jahren übernommen. Für mich stand von Anfang an fest: Ich rede ihm nicht rein, sondern stehe nur auf seinen Wunsch als Berater zur Verfügung.
Louis Krebser:Die Übergabe des Geschäfts konnte wirklich reibungslos durchgeführt werden. Für die Anregungen von meinem Vater war ich damals wie heute dankbar und froh.
Fast nebenan befindet sich die Buchhandlung Orell Füssli. Ein Problem?Louis Krebser:Nein. Denn sie ist eine Mitbewerberin, die befruchtet und die die Nachfrage des Buches fördert.
Sind vier Standorte gerechtfertigt?Louis Krebser: Unbedingt. Ein Laden bietet die nötige Sichtbarkeit und öffnet Türen. Wir kennen die Kundschaft – und sie uns. Dabei entsteht ein Grundvertrauen.
Markus Krebser:Vertrauen erachte ich trotz digitialer Welt als Basis für den persönlichen wie geschäftlichen Erfolg.
Ist das Vertrauen Ihr Geheimnis?Louis Krebser:Ja, ich denke schon. Wichtige Faktoren dafür sind aber auch, lokal im Markt eingebettet zu sein und am wirtschaftlichen Geschehen teilzunehmen. Es braucht die Fähigkeit, sich permanent anzupassen, und den Willen, das infrage zu stellen, was man tut. Unser Konstrukt basiert auf voneinander teils unabhängigen Geschäftsbereichen. Das ermöglicht uns, die Schwergewichte zwischen Investitionsgütermarkt, Produktion und Handelsbereich in unterschiedlichen Märkten zu verschieben.
Markus Krebser:Modular sein gehörte stets zu unserem Rezept. Schon als mein Grossvater Louis Krebser 1887 die Firma Aufenast und Stettler – Buch- und Musikalienhandlung mit Schreibmaterialien übernahm, war diese Vielseitigkeit vorhanden und wird seither gelebt.
Louis Krebser:Der Name Krebser alleine sichert aber trotzdem keine Zukunft. Wichtig ist die gesunde Mischung zwischen Vorsicht und Mut für Investitionen, damit genügend Aktivitäten gestemmt und im Gleichgewicht zur Firmenkraft gehalten werden können.
Dass es die Krebser AG noch gibt, ist nicht selbstverständlich. Nach der Matura und der Buchhändlerlehre publizierten Sie, Markus Krebser, Zeitungsreportagen und Reiseberichte vorab aus Asien und Afrika, lebten bei den Tuareg in der Zentralsahara und fotografierten gerne. Dann mussten Sie nach dem Unfall Ihres Vaters 1966 mit 30 überraschend den Betrieb übernehmen. Hätten Sie als eigentlich musischer Mensch überhaupt je die Firma führen wollen?Markus Krebser:Schon, aber lieber etwas später. Mein Vater hätte noch lange weitermachen wollen. Als sein Nachfolger hätte ich mich ins Geschäft eingebracht, wäre aber zugleich im Journalismus für Reise- und Fotoreportagen tätig geblieben.
Was wäre Ihr Traum gewesen?Markus Krebser:Ich wollte Zoodirektor werden (schmunzelt). Schon mein Grossvater Louis machte Fotoreisen. Er war Bergsteiger und einer der ersten offiziellen SAC-Fotografen in der Schweiz und leitete nebenamtlich das Verkehrsbüro am Rathausplatz. Auch mein Vater Werner liebte Fotoreportagen, war Kunstsammler und Tierfreund.
Seinem Gepardenweibchen widmete Ihr Vater 1961 ein Buch. Wie war die Zeit mit Cheetah für Sie als Kind?Markus Krebser:1946 begleitete mein Vater von Afrika her einen Transport des Zoologischen Gartens Zürich. Da eine Gepardin in Ostafrika geschossen worden war und ihr Junges dem Tod geweiht war, nahm er es mit. Es war Liebe auf den ersten Blick zwischen den beiden. Ich bin mit Cheetah aufgewachsen, was für mich sehr schön war. Dass mein Vater ein solches Tier hielt, war umstritten. Cheetah ist dann an Tuberkulose gestorben.
Hätte Ihr Vater eigentlich auch etwas anderes werden wollen, statt einen Generationenbetrieb zu führen?Markus Krebser:Ja. Als sein Bruder in den 20er-Jahren in den Bergen tödlich verunglückte, erwartete sein Vater von ihm, dass er das Geschäft übernimmt. Werner war damals knapp 20 Jahre alt.
Als Sie die Firma 2000 an Ihren Sohn Louis übergaben, wollten Ihre beiden Kinder aus erster Ehe, Manuel und Marc, nicht auch mitwirken?Markus Krebser:Manuela ist Designerin, Marc Lehrer und Louis Kaufmann. Seine Art von Geschäftsmann ist für die heutige Zeit die beste Voraussetzung für ein Familienunternehmen.
Es war also eine klare Sache?Markus Krebser:Manuela und Marc wollten nicht, und Louis hat vorerst gezögert. Wenn er Nein gesagt hätte, hätte ich eine externe Lösung gesucht.
Das war nicht nötig, und seither sind 17 Jahre vergangen. Was folgt nun?Louis Krebser:Auf der Basis unserer bewährten Rezepte versuche ich weiterhin, die sich bietenden Chancen zu packen und unnötige Risiken zu umgehen. So, dass die Krebser AG später – hoffentlich freiwillig (lächelt) – an die 5. Generation übergehen kann.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch