Knall bei den SCL TigersDer Sportchef als Sündenbock – wieder eine Entlassung in Langnau
Marc Eichmann muss gehen, die miserable letzte Saison fordert das nächste Opfer. Mit Pascal Müller steht Ersatz bereit; die Trainerfrage könnte derweil bald beantwortet werden.

Erster Tag, erstes Erdbeben: Während die Spieler ins Sommertraining starten, muss Marc Eichmann sein Büro räumen. Trotz Vertrag bis Frühling 2023 wird Langnaus Sportchef freigestellt; die zweite miserable Saison in Folge mit gerade mal 11 Siegen aus 50 Partien, aber ohne konkurrenzfähige Mannschaft fordert ein weiteres Opfer.
Der Verein begründet die Trennung mit einer «notwendigen Umstrukturierung». Keine bösen Worte, natürlich nicht, und das Verhältnis zwischen Verwaltungsrat und Eichmann war bis zuletzt ja auch in Ordnung gewesen. Dass er als einer der wichtigsten Angestellten zuletzt zwei Wochen Ferien bezog, mag für billige Polemik sorgen. Natürlich, der Zeitpunkt schien ungünstig, gerade jetzt, während der Intensivierung der Trainersuche.
Auf seine Entlassung hatte dies freilich keinen Einfluss. Vielmehr waren da gewisse kommunikative Baustellen bei den SCL Tigers, innerhalb des Teams gab es etwa Spannungen, die nicht behoben wurden. Zudem funktionierte der Austausch zwischen der ersten Mannschaft und der Juniorenabteilung nicht wirklich. Dabei ist doch vorab der Nachwuchs das Kapital des Dorfclubs. Könnte man zumindest meinen. Geschäftsführer Simon Laager fordert denn auch: «Die Zusammenarbeit mit den Young Tigers muss künftig intensiviert und das Know-how besser genutzt werden.»
Bis nichts mehr zu retten war
Aber da war eben auch der Trainerfehlgriff mit Jason O’Leary und der intern längst geäusserte Vorwurf, dass Eichmann zu lange am Kanadier festhielt – bis nichts mehr zu retten war und Interimscoach Yves Sarault einen Scherbenhaufen vorfand.
Zudem fielen einige Schweizer Transfers durch, etwa Kay Schweri, Michael Loosli und Livio Langenegger. Für Eichmann sprechen hingegen die Vertragsverlängerung mit Flavio Schmutz, der neuer Captain werden könnte, und die Verpflichtung von Goalie Luca Boltshauser. Auch das Ausländerquartett überzeugte, wobei gerade Harri Pesonen und Alexandre Grenier primär wegen persönlicher Beziehungen nach Langnau wechselten. Nächsten Frühling laufen 13 Verträge aus, der Zeitpunkt der Neuausrichtung ist bewusst gewählt.
Nach nur zwei Saisons endet Eichmanns Zeit bei den Tigers. Ursprünglich als Goalietrainer engagiert, wurde er aufgrund einer Vakanz rasch zum Sportchef befördert. Für die Tigers, die mit voller Wucht von der Pandemie getroffen worden waren, handelte es sich um die finanziell vernünftige Lösung, für den ambitionierten und ehrgeizigen Zürcher war es der ersehnte nächste Karriereschritt. Das Unterfangen erwies sich als schwierig, als wohl zu schwierig. Die Mannschaft war überfordert – in gewisser Hinsicht fiel Eichmann auch den ungünstigen Umständen zum Opfer. Geschäftsführer Laager sagt: «Wir haben nach der unbefriedigenden letzten Saison entschieden, dass intern wie extern ein Zeichen gesetzt werden muss.» Eichmann selbst will sich vorderhand nicht äussern.
Paterlini als Wunschtrainer
Mit Pascal Müller können die Tigers bereits einen Nachfolger als Sportchef präsentieren. Der 43-Jährige ist ein gebürtiger Emmentaler, 1998 stieg er mit Langnau in die NLA auf, drei Jahre später zog er weiter und machte sich auf zu einer Tour de Suisse, die ihn via Zug, Davos, die ZSC Lions und Ambri nach Kloten führte. Bei den Zürchern wirkte er bereits ein erstes Mal als Sportchef, nach einer Saison beim Schweizer Eishockeyverband als Schiedsrichterchef bot er zuletzt auf selbstständiger Basis seine Dienste als Scout an.

Schon mehrmals in der jüngeren Vergangenheit war Müller mit den SCL Tigers in Verbindung gebracht worden. Er wird ab sofort gefordert sein, gilt es doch, endlich Ruhe in den Verein zu bringen und die Trainerfrage zu klären. Favorit ist eindeutig Thierry Paterlini, der Zürcher besitzt als Coach des HC La Chaux-de-Fonds eine Ausstiegsklausel. Allerdings hat er auch eine Offerte von Aufsteiger Kloten vorliegen. Die Chancen stehen wohl 50:50, wobei es gewiss kein Nachteil ist, verstehen sich Müller und Paterlini seit Jahren gut. Die Entscheidung könnte schon nächste Woche fallen.
Einen Plan B haben die Langnauer derzeit jedenfalls nicht. Es wäre dann an Müller, diesen aus der Schublade zu zaubern. Der Kandidatenkreis ist aufgrund der neuen Anstellungsverhältnisse nun wieder ein anderer. Selbst ein Trainertyp wie Kevin Schläpfer, den Eichmann kategorisch ausschloss, könnte nun wieder zum Thema werden. Kontakte jedenfalls bestehen.
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