Der Wolf jagt weiter Schafe
Der Wolf hat vermutlich wieder zugebissen: Auf der Kaisereggalp wurden am Sonntag mehrere tote Schafe entdeckt. Auch im Chänel-Gantrisch sorgt das Raubtier weiter für Unruhe: Er wurde jagend in einer Kuhherde gesehen.
Es sei ein schrecklicher Anblick gewesen am Sonntagmorgen auf der Kaisereggalp, erzählt Hans Fasel aus Brünisried. Neun Schafe, teilweise übel zugerichtet, seien zwischen Kaiseregg und Rotenchasten gefunden worden. «Es war der Wolf», ist Fasel überzeugt, der früher selber Schafe gezüchtet hat. Und er fügt an: «Wann hört dieses Töten endlich auf?» Auf der Alp Kaiseregg befinden sich laut Hans Fasel gut 600 Schafe, die nur zum Teil durch Hunde geschützt sind.
Maurice Ropraz, Präsident der Koordinationsgruppe Wolf im Kanton Freiburg, bestätigt den Angriff auf die Schafe unterhalb der Kaiseregg vom Wochenende. Ropraz spricht von sieben Schafe aus einer nicht geschützten Herde. Sie seien entweder schon tot gewesen oder mussten getötet werden. Auch er geht von einem Wolf als Täter aus.
Moral am Boden
Seit Mitte Juni hat das Raubtier nun im bernisch-freiburgischen Grenzgebiet mehrere Dutzend Schafe gerissen (wir berichteten). Besonders aktiv war er im Gebiet Chänel-Gantrisch, die von Kurt Schneider bewirtschaftet wird. In regelmässigen Abständen musste er tote oder verletzte Tiere bergen. Das bedeutete für ihn viel zusätzliche Arbeit. Zudem schlage es auf die Moral: «Ich übernehme Anfang Sommer die Verantwortung für die Tiere. Und dann muss ich den Besitzern mitteilen, dass eines ihrer Tiere getötet wurde.» Auch gehe es ins Geld. Denn für die gerissenen Schafe erhalte er keine Sömmerungsbeiträge.
In der Kuhherde
Auch wenn es mit dem Einsatz von Herdenschutzhunden gegen Ende Juli etwas ruhiger geworden ist, der Wolf treibt weiter sein Unwesen. In der Freitagnacht, bei Vollmond, sei der Teufel los gewesen, erzählt Kurt Schneider. Damals sei die Kuhherde brüllend und verängstigend in Richtung Alphütte gerannt. Als er nach draussen gegangen sei, habe er zwischen Kühen und Rindern den Wolf gesehen. Und das sei nicht der erste Vorfall dieser Art gewesen. Schon beim letzten Vollmond sei der Wolf hinter den Kühen her gewesen. Obwohl er kein Tier erwischt habe, gebe ihm dieser Vorfall zu denken, ergänzt Kurt Schneider.
Obwohl das Raubtier schon über 40 Schafe auf dem Gewissen hat, steht ein Abschuss nicht zur Diskussion. «Die Kriterien sind nicht erfüllt», betont Maurice Ropraz. Denn es fielen nur gerissene Schafe in Betracht, die sich in einer geschützten Herde aufhielten. «Seit die Herdenschutzhunde eingesetzt worden sind, gab es kaum mehr Angriffe. Im August wurde dort bei zwei Wolfsattacken noch je ein Schaf gerissen», erklärt Maurice Ropraz. Er versteht aber die Angst der Schafzüchter, die vor einer neuen Situation stünden.
Für die Schafzüchter und die Alphirten hat der Wolf in diesem Gebiet nichts zu suchen. Wie schon letzte Woche bei der Schafscheid in Riffenmatt werden sie am 19.September in Zollhaus gegen die Anwesenheit des Wolfs protestieren.
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