Die ideale Wahl
Mario Vargas Llosa erhält den Nobelpreis für Literatur. Der Peruaner besticht durch ein beeindruckendes Gesamtwerk und einen rebellischen politischen Geist.

Nein, es ist wieder nicht Philip Roth, aber diese Entscheidung wird dennoch allseits auf Zustimmung stossen. Bei den Experten, die in den letzten Jahren von der Schwedischen Akademie regelmässig enttäuscht wurden, wie beim breiten Publikum, das hier einen bekannten Namen wiederfindet und sich nicht auf – sagen wir – einen mongolischen Lyriker einstellen muss. Mario Vargas Llosa ist, vom Kriterium der Verkäuflichkeit wie dem Verlangen nach Ewigkeit, nachgerade der ideale Preisträger. Und ein politischer Kopf – der diesen Kopf überdies noch dem Volk zur Wahlentscheidung hingehalten hat – ist er auch noch. Ein pragmatischer Liberaler, der das sozialistische Virus, das seine Generationsgenossen samt und sonders befallen hatte, frühzeitig ausgehustet hat. Ein eigenständiger Denker, der sich nicht scheute, sich gegebenenfalls gegen den intellektuellen Zeitgeist zu stellen.