Die Kälte liebt sie immer noch nicht
Die 22-jährige Muswama Kambundji ist seit diesem Jahr als Anschieberin unterwegs. Am letzten Wochenende bestritt die Berner Leichtathletin ihr erstes Weltcuprennen.

«Man hat mich vor einem Jahr schon einmal gefragt, ob ich als Bobanschieberin einsteigen wolle», sagt Muswama Kambundji. «Ich habe abgewinkt. Viel zu kalt, dachte ich mir.»
Ein Jahr später fährt die 22-jährige Bernerin, die jüngere Schwester der Spitzensprinterin Mujinga Kambundji, doch den Eiskanal hinunter. «Ich ging ins Training in Andermatt schnuppern, versuchte mich als Anschieberin. Und es gefiel mir.» Angefragt hatte Martina Fontanive.
Die Zürcherin, seit fünf Jahren als Pilotin unterwegs, war auf der Suche nach einer weiteren schnellkräftigen Anschieberin. Kambundji überzeugte im Training, bestritt nach nur wenigen Eiskontakten ein Europacuprennen und startete am letzten Wochenende in Altenberg (GER) erstmals im Weltcup.
Fontanive/Kambundji belegten den zweitletzten Platz. «Am Start konnten wir gut mithalten», sagt die Bernerin. «Auf der Strecke lag es auch am Material, dass wir viel Zeit verloren.»
Schnelle Starterin
Leichtathleten werden im Bobsport oft als Anschieber eingesetzt. Muswama Kambundji gehört als Sechste über 100 Meter an der Schweizer Meisterschaft 2017 zu den schnellsten Schweizerinnen. Ihre Stärke ist die Beschleunigung auf den ersten Metern; diese kommt ihr auch auf dem Eis zugute.
Bei der Technik ist Kambundji hingegen den anderen beiden Anschieberinnen des Fontanive-Teams noch unterlegen. Vor der ersten Fahrt hatte Kambundji ein bisschen Respekt. «Ich war ein wenig aufgeregt», sagt sie. «Es ist alles gut gegangen. Erst als ich einige Stürze gesehen hatte, machte ich mir Gedanken, dass Bobfahren auch gefährlich sein kann.»
Bei maximalen Geschwindigkeiten um 130 km/h versucht sich die Anschieberin möglichst klein zu machen, im Ziel bremst sie das Gefährt. Kambundji fühlte sich in der Bobszene sofort wohl.
«Man ist oft unterwegs und trifft Leute aus vielen Ländern», sagt sie. Bald ist jedoch die Saison schon zu Ende. Wegen der Olympischen Spiele steht der letzte Wettkampf bereits in anderthalb Wochen in Königssee (GER) auf dem Programm. «Ich werde dort sicher trainieren, noch ist aber nicht entschieden, wer dort den Bob anschiebt», sagt Kambundji.
Staffelprojekt reizt sie
Ob sie danach noch als Sprinterin an einem Hallenmeeting und den Schweizer Indoor-Leichtathletik-Meisterschaften startet, hat sie noch nicht entschieden. Im Sommer hingegen will Kambundji wieder voll auf die Leichtathletik setzen.
«Ich will meine Bestzeiten über 100 und 200 Meter verbessern. So könnte ich vielleicht auch ins Staffelprojekt des Schweizer Verbandes integriert werden.» Und so gemeinsam mit ihrer Schwester Mujinga Wettkämpfe bestreiten. Was sagt diese eigentlich zum Engagement Muswamas im Bobsport? «Mujinga findet es cool. Sie verfolgt auch immer die Ergebnisse.»
Die Fortschritte als Leichtathletin werden einen Einfluss darauf haben, ob aus Muswama Kambundji dauerhaft eine ambitionierte Bobfahrerin wird. «Es wäre schon cool, einmal an einer WM oder EM zu starten», sagt sie. Nur die Kälte liebt die 22-Jährige immer noch nicht.
«Wenn ich am Fahren bin, macht mir das nichts aus. Halte ich mich länger neben der Strecke auf, friere ich», sagt sie. «Dann rüsten mich die Kolleginnen mit Handwärmern, Fusswärmern und weiteren derartigen Utensilien aus.»
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch