Die Migros-Konkurrenz spornt an
Es ist ein Geburtstagsgeschenk der besonderen Art: Velo Gfeller wird 50-jährig – und muss sich neuerdings dem weit grösseren Bikeworld der Migros stellen.

Die neuen Bikeworld-Märkte der Migros haben auch ihr Gutes. Obwohl sie den klassischen Fahrradhändlern Konkurrenz machen und den Branchenverband schon lauthals klagen liessen: Klar habe die Migros dank ihrer Finanzkraft ganz andere Möglichkeiten, sagt Daniel Gfeller vom gleichnamigen Velogeschäft in Köniz.
Sie könne grosse Mengen zu guten Konditionen einkaufen und folglich auch im Verkauf spürbar günstiger sein.Trotzdem mag Daniel Gfeller nicht darüber klagen, dass die Migros just in dem Moment in die Region vorstösst, in dem der elterliche Betrieb Jubiläum feiert. Vielmehr sporne das am Donnerstag in Muri neu eröffnete Bikeworld an, «noch besser zu werden». Trotz seiner vier- bis fünfmal so grossen Fläche.
In stetigem Wandel
Ähnlich dachten in den zurückliegenden fünfzig Jahren bereits die Eltern und Grosseltern. Den ersten Schritt machten sie schon kurz nach der Firmengründung 1967, gezwungenermassen, denn der Vermieter hatte ihnen die Lokalitäten an der Monbijoustrasse in der Stadt Bern aufgekündigt.
Sie zogen an den Brühlplatz mitten in Köniz, wo sie das Wohn- und Geschäftshaus mit der einprägsamen Nummer 300 zuerst im Miteigentum und später vollständig kaufen konnten. Ihm sind sie bis heute treu geblieben.
Doch damit war es längst nicht getan. «Wir haben jedes Jahr irgendetwas aus- und umgebaut», erinnert sich Suzanne Gfeller, die Mutter. So konnte sich das Velogeschäft mit den Jahren über das ganze Parterre ausbreiten, weil der eingemietete Kiosk und später auch der Coiffeur die Segel strichen.
Grösser – und damit zur Strasse hin sichtbar – wurde allem voran der Verkaufsraum. Die Zeiten, in denen die Kunden die Veloausstellung nur über den Seiteneingang und durch die Werkstatt erreichten, waren ein für alle Mal vorbei.
Die Veränderungen spiegelten sich auch im Namen wider. So wurde aus dem Veloservice Gfeller aus den Stadtberner Zeiten der heutige Velo Gfeller in Köniz, aus einer auf die Werkstatt fokussierten Firma also ein Geschäft, das genauso Wert auf den Verkauf legt. Und die Töffli und Roller, die einst ganz selbstverständlich dazugehörten, verschwanden aus dem Sortiment.
Und nun also die Migros, die mit ihrem Bikeworld Ansporn zu Neuem ist – was das bedeutet? Daniel Gfeller redet wie so viele in seiner Lage davon, dass der Fachhandel mit einer noch umfassenderen Beratung, einem noch persönlicheren Service reagieren müsse.
Die kleinen und mittleren Betriebe würden gerade davon profitieren, dass sich zwischen dem Kunden und seinem Mechaniker ein Vertrauensverhältnis aufbauen könne.
«Wir müssen lernen», ergänzt Urs Gfeller, der Vater, «für uns selbstverständliche Leistungen besser hervorzuheben.» Also etwa darauf hinzuweisen, dass ein Velo jeweils individuell auf den Käufer angepasst werde.
«Wir müssen lernen, für uns selbstverständliche Leistungen besser hervorzuheben.»
Zukunft mit Elektrovelos
Daniel Gfeller will angesichts der neuen Konkurrenz seine eigene Website mit integriertem E-Shop vorantreiben. «Ohne hätte ich das Projekt vielleicht noch ein Jahr hinausgezögert», sagt er. Um gleich zu betonen, dass er es trotz allem nicht bereue, ins elterliche Geschäft eingestiegen zu sein mit dem Ziel, in zwei Jahren die volle Verantwortung für das siebenköpfige Team zu übernehmen: «Mir gefällt es, mit den Leuten hier zu arbeiten.»
Dazu kommt, dass er den Elektrovelos eine grosse Zukunft im Stadtverkehr voraussagt. Gleichzeitig hofft er, sich von diesem Markt ein gutes Stück sichern zu können. Mit einem Blick auf die vergangenen fünfzig Jahre sagt er aber auch: Ohne die Aufbauarbeit seiner Eltern und Grosseltern würde er den Sprung in die Selbstständigkeit kaum wagen. Dafür sei der Markt zu hart geworden.
Jubiläumsausstellung von Do bis Sa, Infos unter: velogfeller.ch.
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