Die Rückkehr der Brienzer «Krawatten»
30 Jahre Brienzersee-Rockfestival: Zeit, die Uhr etwas zurückzudrehen in die 80er-Jahre. Eine junge, wilde Brienzer Band namens Neck-tie war bei der Gründung des Festivals federführend. Zum Jubiläum trafen sich die vier Hobbymusiker wieder im Proberaum. Und freuen sich auf die einmalige Reunion.

Heute sind es vor allem noch die Fotos in verblichener Farbe, die erzählen, was damals beim Brunnenplatz in Brienz abging: 1988 fand hier das erste Brienzersee-Rockfestival statt. Eine Bühne, ein Zelt, ein Verpflegungsstand.Aber schon zwei musikalische Hochkaräter im Programm: Polo Hofer und Hanery Amman.
«Ich fand diesen Einstieg ziemlich steil. Ich hätte das Rockfestival eher fundamental aufgebaut», erzählt Franco Rodi heute. «Aber es herrschte die Meinung, dass man es so wagen könnte. Und siehe da – das Rockfestival gibt es noch heute.»
Nationale Headliner gab es am Rockfestival immer. Ebenso die lokalen Bands. Wie beispielsweise Neck-tie aus Brienz mit Franco Rodi als Sänger und Gitarristen. Sie gehörten am Rockfestival 1988 ebenfalls zum Line-up, was irgendwie logisch war. Denn: Ohne Neck-tie würde es das Festival in seinen heutigen Strukturen möglicherweise nicht geben.
«Ich fand diesen Einstieg ziemlich steil. Ich hätte das Rockfestival eher fundamental aufgebaut.»
1985 und 1986 fanden auf Initiative einer Gruppierung, zu der auch Neck-tie gehörte, auf dem damaligen Eisbahnareal bereits zwei kleinere Open Airs mit regionalen Bands statt. «Unsere Idee war, miteinander auf einer Bühne etwas ‹tschents› aufzustellen und das Publikum zu begeistern», sagt Rodi.
Er störte sich aber daran, dass das Open Air nicht wetterfest war. «Für mich war klar, dass ein Zelt hermusste.» Weil er für 1987 kein geeignetes Festzelt fand, für 1988 jedoch eines reservieren konnte, wurde das Brienzersee-Rockfestival quasi mit einem Jahr Verspätung aus der Taufe gehoben. Als Geburtshelfer stiessen weitere Bands aus der Region hinzu, wie etwa N8. Bald gab es einen Verein, jeder hatte sein «Ämtli», man traf sich fleissig zu Sitzungen. So nahm das Brienzersee-Rockfestival Fahrt auf.
Es begann als Töffli-Gang
Einem vorläufigen Ende entgegen steuerte aber die Reise von Neck-tie. Eine Reise, die in den 70er-Jahren als Töffli-Gang namens The Jeans begonnen hatte. In der wilden Jugendzeit kam die Idee auf, auch mit der Musik etwas erreichen zu können. Dem Jeansalter war man inzwischen entwachsen. So nannte man sich fortan Neck-tie (engl. für Krawatte).
«Wir waren so etwas wie Trendsetter damals», erzählt Franco Rodi. «In Meiringen gab es sogar eine Nachahmergruppe namens Necklace, die sich an unserem Sound orientierte.»
«Wir waren so etwas wie Trendsetter damals.»
Ihr Sound war geprägt von Progressive Rock der 70er- und 80er-Jahre, erinnert mal an Genesis, mal an Led Zeppelin, mal an Jethro Tull. Sämtliche Neck-tie-Stücke sind Eigenkompositionen, in englischer Sprache gesungen.
Doch Anfang der 90er-Jahre – inzwischen waren die Bandmitglieder um die 30 Jahre alt – änderten sich ihre Interessen. Bedingt auch durch den Wandel im Privatleben abseits der Musik. Jeder Einzelne hatte im Beruf und/oder mit einer Familie Verantwortung übernommen. Auch die musikalischen Interessen lagen inzwischen anderswo, und somit löste sich die Band 1993 auf.
Kameradschaft wieder pflegen
Der Musik blieben sie aber alle treu. Bassist Geri Amacher und Pianist Bernhard Flück spielen in der Coverband Tracks, Schlagzeuger Rolf Jaggi und Franco Rodi trafen sich zu Hause zum gemeinsamen Musizieren. Rodi spielt zudem bei den 4 Seasons, der Begleitband des Hasliberger Countrysängers Chrigel Zenger.

Im Dezember hatte Rodi die Idee, seine ehemalige Band zum 30-Jahr-Jubiläum des Rockfestivals wieder zusammenzubringen. Die alten Stücke und den inzwischen etwas fremden Musikstil wieder hervorzuklauben, brauchte anfänglich etwas Überwindung. «Doch nun sind wir mit Freude dabei», sagt Pianist Bernhard «Barry» Flück.
Neck-tie eröffnen das Rockfestival nächsten Donnerstag um 19 Uhr. Franco Rodi freut sich, dass die einmalige Reunion zustande kommt. Und dass die Freund- und Kameradschaft wieder gepflegt wird, die eigentlich nie unter der Auflösung von 1993 hätte leiden sollen.
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