Bezahltes EhrenamtDie SVP ist nicht ehrlich (und das schon länger)
Dass SVP-Funktionäre für ihre Arbeit bezahlt werden, ist völlig in Ordnung. Dass sie sich nicht getrauen, es zu sagen: eher weniger.

Es gibt in der Schweizer Politik kaum einen undankbareren Job als den der Parteipräsidentin oder des Parteipräsidenten. Immer erreichbar, immer unterwegs, immer schuld (wenn es schlecht läuft). Und bezahlt ist das Amt meistens auch ziemlich mies. Einen der «verschissensten Posten überhaupt», hat es der ehemalige FDP-Präsident Franz Steinegger einmal genannt.
Innerhalb der föderalen Ebenen unterscheidet sich der Grad der Verschissenheit beträchtlich. Während man als nationale Präsidentin wenigstens noch etwas Prestige erhält und zumindest den Anschein von Macht, ist man auf kantonaler Ebene auch als Präsident ein Befehlsempfänger unter vielen.
Es ist die übliche Doppelmoral der SVP. So tun, als ob man etwas ganz anderes sei.
Besonders akzentuiert ist dieses Gefälle in der SVP. Als Chef einer kantonalen SVP-Sektion hat man zu liefern, hat man zu chrampfen, und wenn das alles nicht reicht, wenn die Resultate nicht stimmen, dann wird man in die Zentrale zitiert.
Christoph Blocher kokettiert schon ein Leben lang damit, wie hart es die Leute in seiner Partei haben. Dass nur echte Arbeit zum Ziel führe und dass der Auftrag und nicht das Geld zähle.
Darum macht man ein Parteipräsidium in der SVP immer als Ehrenamt. «Wenn man einmal anfängt, etwas zu belohnen, dann besteht die Gefahr, dass die Leute irgendwann nur noch gegen Geld arbeiten», sagte der Zürcher Parteichef Benjamin Fischer einmal.
Nun hat die «NZZ am Sonntag» herausgefunden, dass Fischer via Spender offenbar «mehrere Zehntausend Franken» für seine Arbeit erhalten haben soll.
Es ist die übliche Doppelmoral der SVP. So tun, als ob man etwas ganz anderes sei. Über Eliten schimpfen und selber Teil davon sein. Die «Gstudierten» verlachen und selber an die besten Unis gehen. Die Schweiz abschotten, aber als internationale Unternehmer viel Geld verdienen. Das Milizsystem über alles stellen und hintenrum abkassieren.
Es ist nicht schlimm, dass Fischer für sein Amt bezahlt wurde. Es ist anständig. Doch dass er nicht dazu stehen kann, zeigt das massive Problem der SVP. Mit sich selber.
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