Ein Dorf fürchtet um seine Identität
Wenn die Gemeinde Tägertschi weitermacht wie bisher, schmelzen die finanziellen Reserven dahin wie der erste Schnee. Die Bevölkerung hält wenig von einer Fusion. Wachstum soll die Unabhängigkeit retten.

«Keine einzige Gegenstimme?» Gemeindepräsident Urs Schenker schaute an der Gemeindeversammlung am Dienstagabend ungläubig in die Runde. Noch selten ist eine Steuererhöhung um zwei Zehntel so glatt über die Bühne gegangen. Wohl auch, weil Urs Schenker zuvor aufgezeigt hat, dass Tägertschi ohne Erhöhung bald von der Karte verschwinden würde. Die 400-Einwohner-Gemeinde würde jährlich rund 150'000 Franken rückwärts machen, bis 2018 müsste sie mit einem Bilanzfehlbetrag von über 450'000 Franken rechnen. «Dann wären wir wohl längst fremdverwaltet», sagte Urs Schenker. Als Grund für die negative Entwicklung sieht er Steuerausfälle und höhere Abgaben an den Kanton. «Wir haben gespart, wo wir konnten. Mehr liegt einfach nicht drin.»