Ein gewohntes Bild verschwindet: Die Post verkauft keine Lose mehr
Wer Lotto spielen will, muss anderswo hin. Sind durch das schwindende Angebot in den Poststellen auch Jobs gefährdet?

Ein Paket abholen, Geld einzahlen und nebenbei noch die Aussicht auf einen Millionengewinn haben: Die Schweizerische Post bietet in ihren Stellen auch Lottoscheine und Lose an, um das rückläufige Schaltergeschäft mit Zusatzverkäufen auszugleichen. Doch der Verkauf von Lotterieartikel durch die Post läuft weniger glücklich. Das Unternehmen will sich deshalb, aus dem Geschäft zurückzuziehen.
Das geht aus einem internen Schreiben der zuständigen Sparte Postnetz vom Mai hervor, das dieser Zeitung vorliegt. «Aktuell bereinigen wir unser Sortiment aus Sicht Strategienähe und Wirtschaftlichkeit und trennen uns von Angeboten wie den Lotterieprodukten, wenn wir sie nicht kostendeckend betreiben können», heisst es darin. Ende 2018 wurde bekannt, dass der Staatsbetrieb in 600 seiner knapp 1200 Filialen keine Telecomprodukte mehr anbietet. Gleichzeitig testet die Post neue Angebote, von denen sie sich mehr Gewinn erhofft. So vermittelt das Unternehmen an ausgewählten Schaltern Beratungsgespräche mit der Krankenkasse Concordia.
Die Schweizerische Lotteriegesellschaft Swisslos und die Post bestätigen auf Anfrage, dass sie die gemeinsame Zusammenarbeit beendet haben. Der gelbe Riese präzisiert, in der Westschweiz das Angebot von Loterie Romande ebenfalls aus den Filialen zu entfernen. Als Stichdatum ist der letzte Apriltag 2020 vorgesehen. In der Deutschschweiz vertreibt die Post die Produkte von Swisslos nur noch bis Ende des laufenden Jahres.
Swisslos mit weniger Umsatz
Für Swisslos sind die Folgen einschneidend. «Das wird bei uns zu einem Umsatzrückgang führen», sagt Swisslos-Sprecher Willy Mesmer. Wie hoch die Einbussen sein werden, kann Mesmer nicht beziffern. Swisslos sei daran, die Ausfälle abzuschätzen und zu prüfen, wie die Mindereinnahmen kompensiert werden können. Die Post gibt keine detaillierten Zahlen heraus.
Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Swisslos einen Bruttospielertrag von 555 Millionen Franken. Der Wert ergibt sich aus der Differenz zwischen den Spieleinsätzen und den an die Gewinner ausbezahlten Beträge.
150 Stellen potenziell gefährdet
Die Sozialpartner sind aufgrund der Post-Pläne alarmiert. Syndicom hat deswegen beim Management von Postnetz mit einem offenen Brief interveniert. Darin äussert die Gewerkschaft ihre Bedenken.
Der Rückzug aus dem Lotteriegeschäft werde «die Rentabilität der Poststellen nicht erhöhen, sondern verschlechtern», sagt dazu David Roth. Der Syndicom-Zentralsekretär für den Bereich Logistik rechnet mit einem «schleichenden Abbau von 150 Stellen», da mit einem tieferen Deckungsbeitrag bei den Poststellen zu rechnen sei.
Die Post reagiert ausweichend auf die Frage, ob Arbeitsplätze gefährdet sind. Der Personalbestand in den Filialen werde aufgrund verschiedener Einflussfaktoren und der Entwicklung der Post-Zugangspunkte regelmässig überprüft und «bei Bedarf angepasst», heisst es. Zu den Kriterien gehört unter anderem, wie stark eine Filiale von den sinkenden Mengen bei der Briefpost betroffen ist oder ob sie bereits Beratungen für Drittfirmen gewinnbringend anbieten kann. Ein klares Dementi sieht anders aus.
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