Berner Bilanz in Pratteln«Ein paar Zentimeter mehr – und wir hätten einen Berner König»
Silvio Rüfenacht, Schwingerkönig von 1992, verfolgte das Eidgenössische als Experte für diese Zeitung. Er sagt: «17 Kränze, das ist eine sensationelle Ausbeute.»

Den Königstitel verloren, aber 17 Kränze gewonnen – wie fällt Ihr Fazit aus?
Die Berner hatten die klar stärkste Mannschaft. Und doch war allen bewusst gewesen, dass es sehr schwer werden würde, schon wieder den Festsieger zu stellen. Die Bilanz ist ausgezeichnet, sicher, aber es fehlt halt das Sahnehäubchen. Ein sehr grosses Sahnehäubchen.

Die Berner wollten nicht nur den Schwingerkönig in ihren Reihen behalten, sondern auch 19 Auszeichnungen holen. War die Vorgabe nicht etwas gar hoch?
Über diese Zielsetzung staunte ich doch ziemlich. Ich hätte weniger dick aufgetragen und etwas defensiver kommuniziert. 12 bis 14 Kränze hielt ich für realistisch, 19 hingegen fast für utopisch. Dass es 17 geworden sind, also nochmals zwei mehr als vor drei Jahren in Zug, ist an und für sich sensationell. Wir Berner haben dem Fest den Stempel aufgedrückt. Und vergessen wir nicht: Im Schlussgang war Matthias Aeschbacher mehrmals ganz nahe am Sieg. Nur ein paar Zentimeter mehr von Wickis Rücken im Sägemehl – und wir hätten jetzt einen Berner König.
Wer hat Sie überrascht?
Einige, etwa Bernhard Kämpf, aber auch Routinier Thomas Sempach – ihm hätte ich den fünften eidgenössischen Kranz nicht mehr zugetraut. Und dass Philipp Roth mit Eichenlaub nach Hause fährt, ist eine ganz grosse Geschichte. Ich bin ehrlich: Ich dachte nicht einmal, dass es für ihn zu acht Gängen reicht.
Und von wem wurden Sie enttäuscht?
Kilian von Weissenfluh und Florian Gnägi haben zusammen heuer fünf Feste gewonnen und sind nun leer ausgegangen. Das ist extrem bitter, aber erklärbar. Beide hatten wegen physischer Probleme eine schwierige Vorbereitung, und Gnägi scheint sich nun in Pratteln nochmals verletzt zu haben (er verliess die Arena an Krücken, die Red.).
Im Berner Lager wurde ein wenig mit der Einteilung des siebten Gangs gehadert, in welchem Fabian Staudenmann gegen Wicki antreten musste…
...für «Fäbu» war das sehr hart. Aber so hatte er immerhin die Chance, aus eigener Kraft den Schlussgang zu erreichen. Er ist nun Zweiter geworden, hat ein gewaltiges Fest absolviert. Meiner Meinung nach war er der beste Berner. Mit ihm als Leader können wir beruhigt in die Zukunft blicken.
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