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May kämpft um ihre Zukunft
Premierministerin Theresa May versucht auf dem Parteitag der britischen Konservativen, ihre Macht zu konsolidieren. Aussenminister Johnson hatte zuvor ihren Brexit-Kurs offen infrage gestellt.
Der Kommentar von London-Korrespondent Sebastian Borger zu den Brexit-Verhandlungen.
Anscheinend unaufhaltsam schreitet Grossbritannien fort auf dem Weg in den Brexit. Der Austritt aus der EU, dem Binnenmarkt und der Zollunion wird das Land ärmer machen und weltweiten Einfluss kosten. Er gefährdet den Zusammenhalt des Vereinigten Königreichs und bedroht die delikate politische Balance auf der irischen Insel.
Er schadet den Nachbarn und langjährigen Verbündeten auf dem Kontinent sowohl wirtschaftlich wie politisch. Die EU selbst wird schwächer, wenn ihr die sechstgrösste Wirtschaftsmacht der Welt, ausgestattet mit Atomwaffen und dem Veto im UN-Sicherheitsrat, den Rücken kehrt – von den erheblichen Nettobeiträgen in die Brüsseler Kasse zu schweigen.
Vor diesem Hintergrund hat die Einigung zwischen London und Brüssel einen Wermutstropfen: Die von Unentwegten erhoffte Abkehr vom Brexit wird immer unwahrscheinlicher. Diese Realität haben die Partner anerkannt und sind der Insel entgegengekommen. Schadenbegrenzung lautet das Gebot der Stunde. Das gestrige Papier ist ein typisch europäischer Kompromiss.
Bei den Rechten der EU-Bürger und den finanziellen Verpflichtungen hat London nachgegeben. Die Frage der inneririschen Grenze bedarf weiterhin der Klärung, beinhaltet Sprengstoff für die bevorstehenden Handelsgespräche. Aber das gemeinsame Ziel einer möglichst engen, freundschaftlichen Zusammenarbeit bleibt gewahrt. Mehr war nicht zu erwarten.
thunertagblatt.ch/Newsnetz
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