Liegenschaften im SaanenlandEine Neubewertung für die Katz
Für viele Normalverdiener im Saanenland ist die amtliche Neubewertung eine kaum tragbare Last. Sie wehren sich dagegen, dass ihre Liegenschaften deutlich höher eingeschätzt werden.

Gut 90 Minuten dauert die Autofahrt von Thun bis zum Daheim der Reichenbachs. «Willkommen.» Auf dem Tisch liegen Unterlagen ausgebreitet: «Amtliche Neubewertung nichtlandwirtschaftlicher Grundstücke im Kanton Bern». Klingt trocken, trübt aber die Postkartenidylle hier oberhalb von Lauenen. Für das Ehepaar Martina und Hansueli Reichenbach ist der neue amtliche Wert dramatisch. Ihre abgelegene Liegenschaft auf 1400 Metern über Meer wird auf einen Schlag 2,6-fach höher eingeschätzt als zuvor. Wie ist das möglich?
Dicke Post
Die letzte allgemeine Neubewertung der Grundstücke im Kanton Bern wurde per 1. Januar 1999 durchgeführt, also vor über 20 Jahren. In dieser Zeitspanne hätten sich die Immobilienpreise, also die sogenannten Verkehrs- oder Ertragswerte, «im ganzen Kanton erheblich und fast ausnahmslos nach oben entwickelt», lässt die Steuerverwaltung verlauten. «Die amtlichen Werte entsprechen somit im Jahr 2020 nicht mehr den tatsächlichen Gegebenheiten.» Mit der allgemeinen Neubewertung solle «die steuerliche Gleichbehandlung gemäss gesetzlichen Vorgaben wiederhergestellt werden» (vgl. Infobox).