Analyse zum FC ThunEine schwierige und unbefriedigende Saison
Corona machte den Oberländern mehrmals einen Strich durch die Rechnung. Aber nicht bloss die Pandemie trägt Schuld am missglückten Abschneiden.

Rang 5 in der Challenge League entspricht nicht dem Ziel des FC Thun. Schon Wochen vor Meisterschaftsschluss hatten die Oberländer mit dem Aufstiegsrennen nichts mehr zu tun. Dabei waren die Erwartungen hoch gewesen.
Nach der verlorenen Barrage gegen Sion und dem verpassten sofortigen Wiederaufstieg starteten die Thuner laut offizieller Version «ambitioniert» in die zweite Challenge-League-Saison. Doch schon vor der ersten Partie gab es den ersten Dämpfer. Weil ein Spieler positiv auf Corona getestet worden war, wurde im Juli 2021 fast die gesamte Mannschaft in Quarantäne geschickt. Der Auftakt gegen Yverdon musste verschoben werden.
Noch schlimmer erging es den Oberländern in der Winterpause. Erneut hatte eine Corona-Welle die Mannschaft lahmgelegt und die Vorbereitung empfindlich gestört. Prompt missriet dem Team der wegweisende Februar. Von den acht Partien innerhalb 28 Tagen gingen fünf verloren, inklusive des Cup-Viertelfinals gegen den späteren Pokalgewinner Lugano. Wie schon bis Weihnachten fand die Equipe den Tritt auch 2022 nie richtig.
In der Vorrunde lösten einzig die Cup-Coups gegen die oberklassigen Grasshoppers und Servette Begeisterungsstürme aus. In der Meisterschaft blieb dagegen vieles Stückwerk. Es war ein stetes Auf und Ab. Unerklärlich blieben die frühen Gegentore. Insgesamt zehn Treffer kassierten die Thuner bereits in den ersten zehn Minuten, fünf sogar in den ersten fünf Minuten. Auch in der Schlussphase begingen die Oberländer mehrmals katastrophale Fehler, die sie Punkte kosteten. Sünder waren nicht bloss junge Akteure, sondern auch erfahrene wie Captain Marco Bürki.
Carlos Bernegger forderte wiederholt ein schnelles Lernen aus den Patzern – allerdings vergeblich. Der Trainer hat mehr als ein Dutzend Nachwuchskräfte debütieren lassen, doch danach liess er sie oft wieder auf der Bank. Letztlich schaffte unter ihm keiner der Jungen – ausser Goalie Nino Ziswiler – regelmässig den Sprung in die Startelf. Bernegger nominierte immer wieder andere Startformationen. Er rotierte oft, was indes auch öfter verletzungsbedingten Ausfällen oder dem Spielplan mit drei Spielen pro Woche geschuldet war.
In der ersten Saison hatte Bernegger die damals verunsicherte Equipe nach dem Abstieg sofort stabilisieren können. 14-mal blieb sie unter ihm in Folge ungeschlagen. In seinem zweiten Jahr fand der Trainer diese Konstanz nicht mehr. Keine Unterstützung erhielt der Coach zudem in Form von Verstärkungen. Wie schon im Winter 2020/21 verzichteten die Thuner auch diesmal bei Saisonhälfte auf Transfers und beorderte erneut bloss U-21-Spieler ins Fanionteam. Dies, obwohl die Oberländer im Januar mit Saleh Chihadeh ihren besten Torschützen verloren. Die Inaktivität begründete der neue Sportchef Dominik Albrecht nie bloss mit fehlenden finanziellen Mitteln, vielmehr betonte er, dass er von seinem Kader überzeugt war. Doch letztlich blieben zu viele Protagonisten unter den Erwartungen. So hoffte auch Bernegger vergebens darauf, dass Routinier Alexander Gerndt «explodiert».
Schon im März verkündeten die Thuner einen Strategiewechsel. Mit einem verkleinerten, noch jüngeren Kader soll in Zukunft ein attraktiver Angriffsfussball gespielt werden. Dazu wird ein neuer Trainer gesucht. Wer auch immer den Job nach Berneggers Entlassung übernehmen wird, es wird kein leichter sein.
Peter Berger ist Sportredaktor.
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