«Ich konnte nicht aufhören»Ex-Gemeindekassier von Belfaux FR wegen Veruntreuung vor Gericht
Der ehemalige Gemeindekassier von Belfaux FR soll innerhalb von 14 Jahren 5,8 Millionen Franken veruntreut haben. Nun sitzt er vor Gericht.

Der ehemalige Gemeindekassier von Belfaux FR muss sich seit Dienstag vor dem Freiburger Wirtschaftsstrafgericht verantworten. Er soll zwischen 2005 und 2019 insgesamt 5,8 Millionen Franken veruntreut haben.
Der Fall flog im August 2019 auf. Seither sitzt der Mann in Haft. Der 52-jährige Freiburger bestreitet den Sachverhalt nicht. Zum Auftakt des Prozesses zeigte er sich reumütig. Was ihn dazu veranlasste, immer wieder Geld zu veruntreuen, blieb in der Einvernahme unklar.
«Ich weiss es nicht», sagte der Mann vor Gericht. Irgendwann habe er damit angefangen – vielleicht, weil er gerade Geld gebraucht habe. Er habe sich gesagt, er leihe sich etwas und zahle es später zurück. Dann habe er es immer wieder getan. «Ich konnte nicht aufhören.»
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann unter anderem Veruntreuung, gewerbsmässigen Betrug, Urkundenfälschung und Geldwäscherei vor. Der Beschuldigte soll Rechnungen und Buchhaltungsbelege gefälscht haben. Mit den abgezweigten Millionen soll er seinen Lebenswandel finanziert und ihm Nahestehende unterstützt haben.
Die Staatsanwaltschaft blockierte mehrere Bankkonten im Umfang von gegen 200'000 Franken. Zudem wurden zwei Immobilien im Kanton Freiburg beschlagnahmt. Durch internationale Rechtshilfegesuche in Spanien und Brasilien konnten zudem Konten und Immobilien im Ausland blockiert werden. Brasilien ist das Herkunftsland seiner Ex-Frau.
«Ich bin völlig ruiniert»
Erste strafbare Handlungen soll der Mann schon 2004 begangen haben; diese sind aber verjährt. Lange Zeit merkte in der 3300-Seelen-Gemeinde Belfaux niemand etwas. Erst 2019 flog der Mann auf.
Von 2,5 Millionen Franken fehlt noch immer jede Spur. Der Beschuldigte bestritt, das Geld zur Seite geschafft zu haben. «Ich bin völlig ruiniert, ich habe alles verloren.»
Die Betrügereien seien ihm erstaunlich leicht gefallen: Die Treuhänder hätten alles unterschrieben. «Was sie interessierte, war, dass die Konten pünktlich abgeschlossen wurden. Was ich tagein tagaus genau tat, war ihnen egal.»
Der Prozess wird am kommenden Montag fortgesetzt. Das Urteil wird am 30. März erwartet.
Medienschaffende abgewiesen
Überschattet wurde der erste Prozesstag von einer Kontroverse um die Medien. Die Covid-Massnahmen sorgten für Platzmangel im Gerichtssaal, weshalb der Präsident des Wirtschaftsstrafgerichts nur gerade zwei Journalisten zugelassen hatte. Sie berichten für die Zeitung «La Liberté» und fürs Westschweizer Fernsehen RTS.
Alle anderen – an den Freiburger Gerichten akkreditierten – Medienschaffenden wurde der Zutritt verwehrt. Der Berufsverband Impressum kritisierte das in einer Stellungnahme und rief das Gericht auf, umgehend Abhilfe zu schaffen.
chh/sda
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