Der FC Thun ist Erster im Tabellenkeller
Thun gewinnt auch das zweite Heimspiel der Rückrunde. Beim 3:2 gegen den FC Lugano überrascht Trainer Marc Schneider mit seiner Aufstellung.

Jetzt kann Marc Schneider lachen. Doch es fehlte nicht viel, ein paar Zentimeter, um genau zu sein, und der Thuner Trainer würde sich nun ganz bestimmt fragen, was er eigentlich alles noch versuchen könne.
Es geht bei der Medienkonferenz nach dem 3:2 gegen Lugano um die Frage, ob sich sein Team das Leben eigentlich immer schwer machen müsse. Das 1:2 der Tessiner kurz vor der Pause fiel nach einem Penalty, bei dem das Attribut «unnötig» noch fast eine Untertreibung ist.
Luganos Innenverteidiger Fulvio Sulmoni, in seiner bald 15-jährigen Karriere nie als Dribbler aufgefallen, lief umzingelt von drei Thunern in den Strafraum. Eigentlich eine harmlose Situation, aber Thuns Captain Stefan Glarner touchierte den Tessiner beim Versuch, ihn zu hinterlaufen. Luganos Mijat Mari? liess Thuns Goalie Guillaume Faivre beim Penalty keine Chance.
Beim 2:3, das kurz nach Thuns 3:1 fiel, benötigten die Gäste nicht einmal Mithilfe, die Oberländer erzielten das Tor gleich selber. Nicola Sutter wollte einen Ball klären, indem er ihn zum Goalie zurückköpfelte. Doch Faivre lief gleichzeitig heraus, und so kullerte der Ball ins verlassene Tor.
Zwei Gegentreffer, zwei Geschenke, eine Folge: Das Heimteam musste vor nur rund 4200 Zuschauern in der Stockhorn-Arena um den Sieg bangen. Gerade in den Schlussminuten kam Lugano dem Ausgleich mehrmals nahe, der eingewechselte Filip Hollender traf in der Nachspielzeit aus kurzer Distanz auf die Latte.
Deshalb kann Schneider jetzt lachen, als ihm die eingangs erwähnte Frage gestellt wird. Und er sagt: «Zittern gehört dazu – gerade in einer solchen Lage, wie wir uns befinden.» Es wird klar, der Trainer fokussiert lieber aufs Positive.
Keine Verwendung für Tosetti
Davon gibt es nach dem zweiten Heimsieg im zweiten Heimspiel 2020 genügend. Der Tag beginnt mit einer Überraschung: Nachdem Schneider seinen besten Flügel Matteo Tosetti in der Vorwoche bei Servette früh auswechselte und ihn danach wegen dessen fehlender Laufbereitschaft tadelte, hat er diesmal gleich von Beginn an keine Verwendung für ihn. Stattdessen lässt der Trainer im 4-4-2 mit einer Mittelfeldraute spielen – ein System, das der FC St. Gallen derzeit sehr erfolgreich praktiziert.
Basil Stillhart rückt ins Zentrum, seinen Platz in der Abwehr erbt Nikki Havenaar, einer von drei Neuen. Die anderen sind Ridge Munsy, der im Zweimannsturm eine seltene Bewährungschance erhält, nachdem er bei den ersten Rückrundenpartien nicht einmal im Kader gestanden hatte, sowie Chris Kablan.
Der Linksverteidiger ist nach Sperre zurück. Als das Spiel zu Ende ist, kann Munsy davon reden, dass seine Arbeitsmoral trotz Reservistenrolle nie gelitten habe. Und Kablan sagt: «Wir dürfen sehr zufrieden sein.»
Wie zu Munsys besten Zeiten
Kablan und Munsy gehören in einem siegreichen Team zu den Gewinnern. Der Linksverteidiger, weil er zeigen kann, wie unverzichtbar er geworden ist. Seine Aggressivität sowie sein Zug nach vorn wurden in Genf schmerzlich vermisst, zudem ist er es, dem nach einem Eckball das 1:0 gelingt (17. Minute). Es ist schon das 4. Saisontor des Verteidigers, er ist damit bester Thuner Schütze.
Und Munsy vermag erst die fehlende Spielpraxis nicht zu verbergen, doch in der zweiten Halbzeit erinnert er an jenen Stürmer, der im Oberland von 2015 bis 2016 zum Publikumsliebling avancierte. Munsy powert, macht fehlende Finesse mit Einsatz wett. Und erzielt das 3:1 (58.), nachdem ihm kurz davor schon ein Tor zu Recht wegen Offside aberkannt wurde.
Schneiders Schachzüge gehen auf: Im Mittelfeld überzeugen Zugang Hasler und Stillhart auf den Halbpositionen, Miguel Castroman geniesst als Zehner Freiheiten und weiss diese bestmöglich zu nutzen. Er tritt auch vor dem 2:0 den Corner, den Stillhart mit einem Kopfball abschliesst (21.) – das Tor ist fast eine Kopie des 1:0.
Zu Xamax aufgeschlossen
Und so gewinnen die Thuner eine Partie, die nach dem Sieg beim Rückrundenauftakt gegen Sion und der Niederlage in Genf als Wegweiser betrachtet wurde. «Wir erachteten diese Partie als enorm wichtig», sagt Castroman. Die Thuner haben am Tabellenende mit 15 Punkten zu Xamax aufgeschlossen, das gegen Luzern auch das zweite Heimspiel 2020 verlor.
Die Oberländer haben somit in der Rückrunde schon fünf Punkte mehr geholt als Xamax, Sion und Lugano, die vor ihnen auf den Rängen 7 bis 9 liegen. Diese vier Teams dürften den Abstiegs- sowie Barrageplatz unter sich ausmachen. Es ist so für die Thuner ein vielversprechender Start in die selbst ernannte Mission Ligaerhalt. Das Lächeln ihres Trainer Marc Schneider, es ist berechtigt.
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