Feen, Feingeister und eine freche Fliege
Das pure Leben feierte das Gaia-Festival Oberhofen auch beim letzten Konzert am Sonntag. Dabei zauberten die Ausnahmemusiker Gershon Gerchikov, Gwendolyn Masin, István Várdai und Pascal Rogé magische Momente ins ausverkaufte Klösterli.

Würde István Várdai auf seinem kostbaren Du-Pré-Stradivari-Cello «Roti Rösli» spielen, wäre das schon eine Offenbarung. Zum Rendezvous mit Nixen, Feen und Gespenstern lud das Gaia-Finale mit dem Titel «Von Geistern und anderen Phantastwesen» ein, in dem der ungarische Cellist mit faszinierender Intonation brillierte.
Das anfangs zu Gehör gebrachte «Geistertrio» für Violine (Gershon Gerchikov), Cello und Piano (Pascal Rogé) von Ludwig van Beethoven spiegelte die Schwermut wie Genialität des Komponisten wider – Unheil androhend, leise seufzend, Hoffnung schenkend. Über den warmen Tönen des Cellos und dem perlenden Spiel des Pianos erhob sich die Violine mit zärtlich ziselierten Tönen.
Franz Liszts «Liebestraum» zählt zu den am meisten angeklickten Klassikstücken im Internet. Die Transkription von «Liebestraum» für Piano und Cello konzertierten Várdai und Rogé in einer Intensität, die dem Werk neuen Glanz verlieh – mit entrückter Mimik tauchte der Cellist in den Liebestraum ein.
Konzert wurde zum Krimi
Der französische Pianist Pascal Rogé überraschte mit drei Sätzen aus «Préludes, deuxième livre» von Claude Debussy: «Les Fées sont d'exquises danseuse», «Ondine» und «La terrasse des audiences du clair de lune». Die einzelnen Stücke stehen musikalisch klar für sich, der Zuhörende kann sich jeweils frisch auf die Klangwelten einlassen.
Die Begeisterung im Klösterli nahm kein Ende, sodass Rogé dem Publikum als Zwischenzugabe eine Etude von Maurice Ravel schenkte. Ungewöhnlich: Der französische Pianist spielte die Préludes ohne Blätterhilfe mit einem Noten-E-Book. «Das isch no gäbig», bemerkte eine ältere Dame im Publikum.
Nach der Pause wurde das Konzert zu einem Krimi. Gwendolyn Masin, István Várdai und Pascal Rogé interpretierten hinreissend César Francks Klaviertrio fis-Moll Nr. 1 op. 1. Zuvor erzählte die Gaia-Gründerin von einem Mord am Festival: Eine Fliege habe sich bei der Probe auf die Noten gesetzt. Unheimlich nervig beim Spielen, hätte sich das Tier hämisch die Hände gerieben.
Rettend habe István die Fliege plötzlich mit einem Schlag des sündhaft teuren Cello-Bogens erledigt. «Ich habe sie ermordet», verkündete er humorvoll-theatralisch, und es entstand eine musikalisch passende, Hitchcock würdige Stimmung. Das halbstündige, facettenreiche Werk mit fulminantem Schluss feierte das Publikum mit Standing Ovations.
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