Für China ist diese Festnahme eine «Kriegserklärung»
Die Tochter des Huawei-Gründers wurde in Kanada in Gewahrsam genommen. Für Chinas Staatszeitung ist dieser Akt empörend.

Zweieinhalb Stunden verhandelten Donald Trump und Präsident Xi Jinping in Argentinien einen Waffenstillstand im Handelsstreit. Dabei hatten die Amerikaner heimlich bereits den nächsten Angriff gestartet. Im 12'000 Kilometer entfernten Vancouver liessen die USA die Finanzchefin des chinesischen Tech-Konzerns Huawei festnehmen.
Die Managerin Meng Wanzhou wollte am kanadischen Flughafen nur umsteigen. Seit Samstag sitzt sie dort nun in einer Zelle. Die USA werfen Huawei vor, das gegen Iran verhängte Handelsembargo missachtet zu haben, und fordern die sofortige Auslieferung der Managerin.
Meng Wanzhou arbeitet seit 1993 für Huawei, heisst es auf der Internetseite des Unternehmens. Ein kleines Detail über die 46-Jährige wird dort allerdings unterschlagen: Meng ist auch die Tochter des Huawei-Gründers Ren Zhengfei, einem der einflussreichsten Unternehmer Chinas. Ihr Vater, der einst als Ingenieur für die Armee arbeitete, war Ende der 80er-Jahre dem Aufruf der Regierung gefolgt und in die neugegründete Sonderverwaltungszone Shenzhen gezogen. Die heute 12-Millionen-Stadt an der Grenze zu Hongkong war damals noch ein kleines Fischerdorf.
Ren hatte schon damals die Vision, aus Huawei einen Konzern von Weltrang zu machen. «Meine Eltern waren der Partei gefolgt», erzählte Meng einmal über diese Zeit. «Sie arbeiteten unendlich hart, während draussen unaufhörlich der Regen fiel und in unsere ärmliche Wohnung nieselte.»
Die Nummer 2 hinter Samsung
Heute ist Huawei nicht nur der weltweit zweitgrösste Handyhersteller hinter Samsung, sondern auch ein Schlüsselkonzern für Chinas Wirtschaft. Der Konzern gehört zu den wenigen chinesischen Techunternehmen, die auch im Ausland erfolgreich sind. Nicht nur mit Handys. In Deutschland rüstet es beispielsweise auch die Telekom aus und könnte bald auch die Infrastruktur für den 5G-Mobilfunk-Standard liefern.
Für China ist die Festnahme von Meng Wanzhou nicht weniger als eine «Kriegserklärung». So erklärte es die Staatszeitung «Global Times Hu Xijin» am Donnerstag auf dem Kurznachrichtendienst Weibo. Die chinesische Botschaft in Kanada sprach von einem «schweren Verstoss gegen die Menschenrechte». Im Netz gibt es erste Boykottaufrufe gegen US-Konkurrent Apple.
Unter Angestellten wird sie auch «die Prinzessin» genannt
Die festgenommene Unternehmerin ist in China sehr beliebt. Meng hat nicht an einer Elite-Uni in den USA studiert, sondern ging auf eine fast unbekannte Technikuniversität in Zentralchina. Die schwarzen Haare meist nach hinten gekämmt und zu einem Knoten gebunden, trete sie stets bescheiden, zurückhaltend und leise auf, heisst es über sie. Nie zeige sie sich überheblich gegenüber den Angestellten, berichten Mitarbeiter. In ihrer Zeit als Empfangsdame hätte sie stets mit jedem gerne geplaudert.
Sechs Jahre, nachdem ihr Vater das Unternehmen im südchinesischen Shenzhen gegründet hatte, startete Meng Wanzhou ihre eigene Karriere in der Firma. In den Anfangsjahren war sie als Telefonistin am Empfang tätig. Zwischenzeitlich arbeitete sie an den Produktkatalogen des Unternehmens. Erst nach 25 Jahren, die sie fast durchgehend für das Unternehmen gearbeitet hatte, war Meng als Finanzchefin und Vize-Aufsichtsratsvorsitzende ganz oben angekommen.
«Unsere Mitarbeiter bewerben sich nicht mit ihrem Familienhintergrund, sondern mit ihren Leistungen», sagte Meng einmal. Bisher hiess es, Meng könnte eines Tages die Firma übernehmen. Sie hat einen Bruder, Meng gilt aber als besser qualifiziert. Unter den Angestellten wird sie auch «die Prinzessin» genannt. Und aus chinesischer Sicht haben die USA diese nun entführt.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch