SCB-Söderholm über verwehrten Penalty«Für mich ein ganz, ganz klarer Fehlentscheid»
12 Tore, ein nicht gegebener Penalty, das Ende einer Durststrecke und Wirbel um Chris DiDomenico: Das Spiel zwischen dem SCB und Leader Servette bietet alles, was Eishockey so faszinierend macht.

Das Spektakel beginnt nach 24 Minuten. Und im Mittelpunkt steht einmal mehr Chris DiDomenico. Die Schiedsrichter entscheiden nach einer Regelwidrigkeit des Genfers Henrik Tömmernes beim Stand von 0:0 auf Penalty. Der gefoulte Tyler Ennis macht sich bereit, kehrt dann aber nach einer kurzen Unterredung mit DiDomenico zur Spielerbank zurück. Es schien, als hätte der selbstbewusste Topskorer, der die Verantwortung liebt, seinen Teamkollegen weggeschickt. Vereinzelt sind in der Postfinance-Arena Pfiffe zu hören.
DiDomenico tritt selbst an – und verwandelt eiskalt. Auf die skurrile Szene angesprochen, sagt SCB-Coach Toni Söderholm nach dem Spiel: «Ich habe DiDo aufs Eis geschickt.» Weshalb? «Weil er ein Tor geschossen hat», ergänzt der Finne, als wolle er damit unterstreichen, alles richtig gemacht zu haben, was er ja auch tat. Ennis selbst meint, er hätte nicht gewusst, dass es die Regel, dass der Gefoulte selbst antreten müsse, nicht mehr gäbe.
Wie auch immer: DiDomenicos 1:0 ist der Startschuss in eine schier unglaubliche Partie. Der SCB führt 2:0 und 3:1, gerät in Rückstand, gleicht aus, gerät mit zwei Toren in Rückstand, kommt noch einmal heran – und verliert schliesslich im dritten Saisonduell mit dem Leader zum ersten Mal. «Ein komisches Spiel», bringt es Captain Simon Moser in drei Worten auf den Punkt. «Nach einer halben Stunde schlichen sich bei uns Fehler ein. Die Genfer profitierten von Puckverlusten, spielten danach öfter in unserer Zone.»
Am Freitag, beim 3:0-Sieg in Lugano, zeigte der SCB eine von A bis Z tadellose Leistung. War das vierte Duell innerhalb von sechs Tagen nun das berühmte Spiel zu viel? «Man kann fast keine härtere Woche haben», sagt Söderholm. «Wir sassen am Freitag sieben Stunden im Bus. Vielleicht ging gegen Servette irgendwann die mentale Kraft verloren. Doch wir greifen nicht zu Ausreden. Wir hatten die Möglichkeit, dieses Spiel zu gewinnen, begannen sehr gut, waren aggressiv und am Drücker.»
Rod greift nach dem Puck
Für Wirbel sorgte eine Szene in der Schlussminute, als Moser, Colton Sceviour und Oscar Lindberg versuchten, die Scheibe mit dem Stock über die Linie zu drücken. Die Unparteiischen schauten sich die Aktion auf dem Video noch einmal an, entschieden auf kein Tor. Was sie offensichtlich übersahen: Der Genfer Noah Rod blockierte die Scheibe im Torraum mit der Hand. Zu diesem Zeitpunkt war die Partie noch nicht unterbrochen. «Ich finde, das hätte Penalty geben müssen», so Söderholm. «Für mich ein ganz, ganz klarer Fehlentscheid.»
5:6 stand es zu diesem Zeitpunkt. Erst zwölf Sekunden vor Schluss machte Tanner Richard mit einem Schuss ins verlassene Berner Gehäuse alles klar.
Vermin trifft nach 19 Spielen
Dass es bis zum Ende spannend blieb, lag auch an Joël Vermin. Der 30-Jährige war für den fünften Treffer besorgt. Sein erstes Tor nach 19 Partien und einem 3:2-Overtime-Sieg in Rapperswil-Jona am 28. Oktober. «Die Scheibe sprang wieder einmal für mich. Ich hatte das leere Tor vor mir, was es dann nicht mehr so schwierig machte», sagt der Stürmer, dessen Rückkehr nach Bern im Sommer mit hohen Erwartungen verbunden war. «Persönlich war es eine schwierige Zeit», gibt Vermin zu. «Ich reisse mir, wenn ich das so sagen darf, den Hintern auf. Doch in den letzten Wochen schaute nicht viel dabei heraus. Ich versuchte, keinen Frust aufkommen zu lassen und trotzdem alles zu unternehmen, damit die Mannschaft gewinnt.»
Das tat sie, in acht der letzten elf Partien. Trotz der Niederlage war auch das Spiel gegen Genf das Eintrittsgeld wert. Die Handschrift Söderholms wird immer sichtbarer. «Wir wurden stabiler, spielen strukturierter. Toni ist strikter, was die Defensive betrifft. Das wirkt sich auf die gesamte Mannschaft aus», sagt Vermin.
Nun hat der SCB Zeit, um durchzuatmen und allfällige Blessuren auszukurieren. Das nächste Spiel steht erst am Freitag gegen die Lakers an. «Es wäre ein Fehler, würden wir nun knallhart trainieren. Wir müssen schauen, dass wir am Freitag gesund sind», hält Soderhölm fest. «Der Einsatz, den die Jungs zeigen, ist beeindruckend. Auch wenn sie müde sind und viele Schüsse geblockt haben. Das spricht für den Charakter dieser Mannschaft.»

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