«Gegen politische Einflüsse können wir nichts ausrichten»
Peter Fulton, Chef im Europa-Hauptquartier von Hyatt in Kloten, über die Expansion der Hotelgruppe in der Schweiz, Triathlon und Ärger in Russland.

Als Kind hatte Peter Fulton zwei Lebensziele: Er wollte Chef werden und ins Ausland reisen. Beides hat der gebürtige Neuseeländer eindrücklich erreicht. Nach Stationen in Australien, London (wo er sein Gehalt als Liftboy aufbesserte), Mexiko, Indien oder Dubai bezog Fulton 2011 sein Büro am Balsberg in Kloten ZH.
Als Group President bei Hyatt International wacht Fulton, seit 35 Jahren in den Diensten des Hotelkonzerns, über mehr als 120 Hotels in Europa und Afrika sowie im Mittleren Osten und auf dem indischen Subkontinent. Eine der erfolgreichsten Herbergen in Fultons Portfolio ist das Park Hyatt Zürich, in dessen lebhafter Lobby sich der 62-Jährige mit der SonntagsZeitung über seine Arbeit und die Pläne von Hyatt unterhält.
Wie sieht ein Arbeitstag von Peter Fulton aus?
Ich fahre von meinem Wohnort Herrliberg ins Büro an den Balsberg und führe dort unzählige Telefonate. Dazu gibt es Sitzungen und Besprechungen in allen möglichen Sparten. Sie dürfen sich das aber nicht allzu strukturiert vorstellen; vieles geschieht hier spontan.
Sind Sie zufrieden mit dem Park Hyatt Zürich, wo wir dieses Interview führen?
Ein wunderbares Haus, das ausgezeichnete Ergebnisse bringt.
Worauf führen Sie den Erfolg des Park Hyatt zurück?
In erster Linie auf die Arbeit des Teams hier. Das Hotel bildet einen sehr modernen Kontrast zu den Traditionshäusern in der Stadt, etwa dem Baur au Lac. Wir profitieren von der perfekten Lage beim Paradeplatz, nur ein paar Hundert Meter vom See entfernt.
Wie viele Leute arbeiten für Ihre Hyatt-Division am Balsberg?
Wir sind momentan 76, aber mehr als die Hälfte ist nie gleichzeitig im Büro. In unserem Job muss man oft reisen. Ich selber bin selten für eine ganze Woche in Zürich.
Zu Ihrem Glück ist The Circle, die grösste Baustelle der Schweiz, mit den beiden zukünftigen Hyatt-Hotels nur einen Katzensprung vom Büro entfernt.
Für uns ist The Circle ein Riesenprojekt mit Ausstrahlung auf die ganze Gruppe. Wir werden in neun Monaten am Flughafen Zürich ein Hyatt Regency und im Dezember ein Hyatt Place eröffnen, und wir betreuen auch das Konferenzzentrum. The Circle mit seiner gemischten Nutzung von Shopping über Medizin bis zur Hotellerie könnte zu einem zweiten Zürcher Stadtzentrum werden.
Weshalb führt die Hotelgruppe Hyatt das Kongresszentrum?
Damit haben wir die Möglichkeit, Events mit Speis und Trank durchzuführen und zu vermarkten. Wir haben grosse Kompetenz in diesem Geschäft.
Wie wollen Sie die etwa 550 Zimmer in den beiden neuen Hyatts auslasten?
Wir sind sehr zuversichtlich, eine gute Belegung hinzukriegen. Die Zahlen der anderen Flughafenhotels stimmen uns optimistisch.
Und was verspricht sich Hyatt sonst von The Circle?
Wir vernetzen uns noch stärker mit den wichtigen europäischen Destinationen und können unsere Hotelmarken ideal positionieren. Mit über 875 Hotels gehören wir nicht zu den wirklich grossen Playern der Branche. Aber Hyatt soll die beste Hotelgruppe der Welt sein.
Wie kann man diesem hohen Anspruch genügen?
Indem wir das beste Gästeerlebnis bieten, die besten Karrierechancen für die Mitarbeitenden und die besten Renditen für Besitzer und Investoren. Und das Wichtigste: Überall, wo wir ein Hyatt eröffnen, integrieren wir uns rasch in die Destination und tragen zum Gedeihen der lokalen Gemeinschaft bei.
Weshalb soll ich ein Hyatt buchen und nicht ein Luxushotel einer anderen Gruppe?
Unsere Häuser sind sehr individuell ausgestattet. Kein Hyatt gleich dem anderen. Wir reagieren sehr flexibel auf neue Kundenbedürfnisse.
Ein Beispiel?
Einst gehörte ein Gourmetrestaurant zu jedem Luxushotel. Heute tun wir uns schwer mit solchen Lokalen, denn die Kundschaft ist viel entspannter und verpflegt sich sehr flexibel. Hotellobbys werden anders genutzt als früher, das Smartphone hat auch unser Geschäft komplett verändert. Wenn wir im September 2020 ein Hyatt Regency am Zürcher Flughafen eröffnen, wird das ganz anders aussehen als ein wenige Jahre altes Regency in Paris oder London.
Hegen Sie weitere Pläne für die Schweiz?
Wir werden 2023 im Greyerzerland ein Resort der Marke Alila eröffnen. Hyatt hat die Alila-Marke vor einem Jahr gekauft. Das Haus im Freiburgischen wird über 85 Zimmer und Suiten und eine tolle Wellnessanlage verfügen. Und es besitzt als erstes Alila in Europa Pioniercharakter.
Weshalb geht Hyatt nicht in das weit mondänere St. Moritz oder Gstaad statt ins Greyerzerland?
Alila bedeutet auf Sanskrit «überraschend anders». Die besten Standorte sind jene in einer reizvollen Landschaft, die noch nicht jeder kennt.
Weitere Pläne in der Schweiz?
Wir hätten gerne ein Hotel im Raum Genf. Wir sind offen, ein neues Haus zu bauen, eins zu übernehmen oder für ein bestehendes einen Franchisevertrag abzuschliessen.
«Wir wollen überall vorbildliche Arbeitgeber sein.»
Wo läuft es derzeit nicht so rund für Hyatt?
In Wladiwostok, wo wir seit langem zwei Hotels eröffnen sollten, gibt es andauernd Verzögerungen. Das Grand Hyatt Abu Dhabi, das wir letztes Jahr eröffneten, schloss über Nacht wieder. Gegen politische Einflüsse und Zwänge in gewissen Ländern können wir nichts ausrichten. Die Fälle sind oft sehr emotional, man darf die Geduld aber nicht verlieren.
Ist es schwierig, mit Geschäftspartnern zusammenzuarbeiten, die nicht nach westlichem Muster funktionieren, etwa in den Golfländern?
Ich sass kürzlich in Riad mit unseren saudischen Partnern zusammen. Alles bestens, auch in Katar oder Dubai läuft es gut. Probleme sehe ich dort, wo das Geld aus dubiosen Quellen stammen könnte oder Versprechungen nicht eingehalten werden.
Diskutieren Sie in Verhandlungen mit Investoren Menschenrechte oder politische Unwägbarkeiten?
Wir beschränken uns auf die wirtschaftlichen Fragen und suchen uns glaubwürdige Partner. Aber wir wollen überall vorbildliche Arbeitgeber sein, den Mitarbeitenden den Horizont erweitern und ihnen die Chance geben, Karriere zu machen.
Was tun Sie, wenn Sie nicht arbeiten oder unterwegs sind?
Ich treibe viel Sport. Im Juli habe ich meinen ersten Triathlon über die Originaldistanz bestritten, in Zürich. Ich koche gerne, fotografiere und lese viel.
Trotz der Freizeitaktivitäten: Ihr Job fühlt sich nach Stress an?
Ich bin nicht gestresst. Denn ich hänge den Dingen, die in der Vergangenheit passiert sind, nicht nach und versuche, aus Fehlern zu lernen.
Vermissen Sie das berühmte Grün Ihrer Heimat Neuseeland?
Ich wuchs in einer sehr städtischen Umgebung in Christchurch auf. In Herrliberg laufe ich 500 Meter und bin mitten in der Natur. Die Schweiz ist zwar teuer, aber grossartig. Ich geniesse es, seit acht Jahren in diesem Land zu leben.
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