In Thun hat die Verkehrszukunft begonnen
Für einmal wurde kein Band durchschnitten, sondern eines geknüpft: Bei der Einweihung des Bypass Thun-Nord hoben die Protagonisten am Donnerstag das Verbindende hervor. Die neue Aarequerung heisst Alpenbrücke.
Grau in grau präsentierte sich am Donnerstagvormittag der Himmel über der Region. Doch die Szenerie passte: Denn auch das Objekt der Begierde auf der Kleinen Allmend in Thun ist grau. Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Armee und Gesellschaft waren gekommen, um die neue Aarequerung – und damit das wichtigste Puzzleteil des Jahrhundertprojekts Bypass Thun-Nord – einzuweihen.
Auf einer kleinen Bühne in der Mitte des 541 Meter langen Bauwerks ertönten zunächst jazzige Klänge, ehe Moderator Renato Kaiser das Zepter übernahm. Der Ostschweizer Slampoet stichelte in Richtung der versammelten Politprominenz und überhöhte seinen schnittigen St. Galler Dialekt gegenüber der behäbigen Berner Mundart.
«Widerspiegelt den Zeitgeist»
Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer (SP) nahm den von Kaiser zugespielten Ball auf. «Es soll mir ja keiner sagen, wir Berner seien langsam!», strich die kantonale Baudirektorin hervor. Gerade der Bypass Thun-Nord beweise dies, habe doch die Realisierung statt wie geplant fünfeinhalb lediglich dreieinhalb Jahre gedauert.
«Es soll mir ja keiner sagen, wir Berner seien langsam!»
Genau so wie die 13 massiven Betonpfeiler sei auch das gedankliche Fundament des Bypass tief verankert. Er sei zwischen Kanton, Region, den Agglomerationsgemeinden und weiteren Institutionen «in einem partizipativen Prozess» entstanden.
So widerspiegle das fertige Bauwerk den Zeitgeist, in dem es entstanden sei, sagte die Regierungsrätin, die den Bypass als «Leuchtturmprojekt» bezeichnete. Was den Namen der neuen Aarequerung betrifft, habe man diverse Vorschläge geprüft – um am Ende beim naheliegenden zu landen: «Wohin ist Ihr Blick geschweift, als Sie hinaufkamen?», fragte sie die geladenen Gäste. Klar, zu den Alpen. So heisst das jüngste Bauwerk denn auch Alpenbrücke.
Egger-Jenzer tritt im nächsten Frühling aus der Regierung zurück. Dass sie die Eröffnung noch als amtierende Baudirektorin erleben dürfe, bedeute ihr viel. «Es ist ein spezieller Moment. Der Bypass hat mich in meinem Amt vom ersten Tag an begleitet», hielt die in Steffisburg aufgewachsene Politikerin gegenüber dieser Zeitung fest.
Seit Jahren an vorderster Planungsfront mit dabei war auch Markus Wyss. Dem Kreisoberingenieur war die Freude über die neue Aarequerung deutlich anzusehen. Er rief nochmals ein paar eindrückliche planerische Kennzahlen in Erinnerung: «In fünfzehn Jahren haben wir im Zusammenhang mit dem Bypass 150 Verträge abgeschlossen und mit rund 100 Firmen zusammengearbeitet. Heute bin ich stolz auf all die Menschen, die mit Herzblut daran mitgewirkt haben.»
Trampelwurm brachte Band
Auch die lokale Politik war am Donnerstag des Lobes voll. Thuns Stadtpräsident Raphael Lanz (SVP) rühmte den Bypass als «Projekt mit Weitblick». Die Umsetzung des Bauwerks zeige, «wie sich die Zusammenarbeit zwischen Thun und Steffisburg entwickelt hat» – dies, nachdem in den 70er-Jahren noch ein heftiger Streit unter den zwei Gemeinden entbrannt war.
Lanz blickte zudem bereits wieder voraus und gab – im Hinblick auf die anstehenden Baustellen beim Berntorkreisel und am Lauitorstutz – zu bedenken: «Es ist jetzt nicht einfach alles fertig. Auch in den nächsten Jahren wird die Geduld der Bevölkerung gefragt sein.»
Steffisburgs Gemeindepräsident Jürg Marti (SVP) wiederum würdigte unter anderem den Mut der «Bypass-Pioniere», wie er sie nannte. «Sie gingen das Risiko ein und setzten ein Projekt um, für das sie auch regelmässig viel Kritik einstecken mussten.» Der fertige Bypass biete nun einmalige Chancen – «fürs Näherzusammenrücken, fürs Wohnen und Arbeiten in unserer Region».
Den eigentlichen Einweihungsakt bestritten dann zwei Dutzend Kinder und Jugendliche, die im Rahmen des nationalen Zukunftstags ihre Eltern, Tanten oder Onkel begleiteten.
Mit zwei Kompositionen des Thuner Trampelwurms radelten sie von der Thuner sowie von der Steffisburger Seite her Richtung Brückenmitte, wo Egger-Jenzer, Lanz und Marti die beiden mitgeführten Bänder zusammenschnürten.
Geld für die Staatskasse
Bereits klar ist, welchen Schritt der Bypass Thun-Nord als Nächstes auslösen wird. Als flankierende Massnahme wird im Frühling 2018 auf den Aarebrücken in der Thuner Innenstadt das Einbahnregime eingeführt.
Unklar ist hingegen, wofür die rund 45 Millionen, die vom 145-Millionen-Kredit für den Bypass voraussichtlich nicht benötigt werden, dereinst eingesetzt werden. Barbara Egger-Jenzer sagte hierzu am Donnerstag: «Es gibt für dieses Geld keinen speziell geplanten Verkehrsfonds. Das Geld wird also zurück in die allgemeine Staatskasse fliessen.»
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