In zwölf Jahren vom Fluss zum Film
Über ein Jahrzehnt dauerte es, bis Martin Burkhard seinen Film über die Emme fertig gedreht hatte. Jetzt ist es zwar so weit – davon, ein Emme-Experte zu sein, sei er aber weit entfernt.

Martin Burkhard hätte die Aare vor der Haustür, doch ihm hat es ein anderer Fluss angetan. Warum genau, kann der Uetendorfer nicht sagen. «Vielleicht, weil ich mit meiner Frau immer wieder an der Emme spazieren gehen.» Die Spaziergänge dauerten an, auch heute noch, elf Jahre nach der Pensionierung des 73-Jährigen.
Noch länger arbeitete er aber an seinem bisher längsten Projekt: Der Hobbyfilmemacher drehte einen Film über die Emme. Vom Quellgebiet auf der Lombachalp bis Zuchwil, wo der Fluss schliesslich in die Aare mündet.
Dabei hätten die Spaziergänge eine wichtige Rolle gespielt, erklärt Burkhard: «Wir gingen nicht oft extra zum Filmen an die Emme. Meistens kombinierten wir die Dreharbeiten mit einem Ausflug.» Entstanden sei keine Dokumentation, wie Burkhard festhält, sondern eher ein Film, der zu Spaziergängen am Ufer der Emme einladen solle.
«Film hatte nie Priorität»
Begonnen hat alles Mitte der Nullerjahre als Lernprojekt. Bereits in den Siebzigern war Burkhard immer wieder filmerisch tätig, damals aber noch mit der Super 8. Nach einer Pause – «weil mir das Schneiden zu mühsam wurde» – fand der gelernte Elektroniker und Schlosser zurück zu seiner alten Leidenschaft. Da ihm niemand wirklich zeigen wollte, wie das mit der neuen digitalen Filmerei so geht, erkundete Burkhard zusammen mit seiner Frau Ursula das Gebiet auf eigene Faust. Die Dreharbeiten für den Emme-Film begannen.
«Das Thema Emme bot sich an, weil die Natur so viele Facetten hat», erinnert er sich. Die beiden kauften Lehrbücher und eigneten sich das nötige Wissen im Selbststudium an. Mit der Zeit wuchs das ursprüngliche Lernprojekt zu einem richtigen Projekt, und jedes Jahr kamen neue Szenen hinzu.
«Im Hobby lasse ich mich nicht in eine Form pressen.»
«Dieser Film hatte für uns nie Priorität, wenn es sich anbot, drehten wir, wenn nicht, liessen wir es sein.» Ausserdem sei der Emme-Streifen witterungsabhängig gewesen. Das Material stamme ausschliesslich aus der Zeit zwischen Frühling und Herbst.
«Wenn eine Aufnahme misslang oder wir etwas verpassten, warteten wir halt ein Jahr und versuchten es erneut.» Was sich eher spontan anhört, war durchaus planvoll: «Zur Stütze schrieb ich ein Drehbuch. So wusste ich, was ich filmen wollte, und musste nur die richtige Jahreszeit abwarten.»
Auch als Einheimischer kann man im halbstündigen Video des Aaretalers Burkhard einiges über die Emme lernen: Etwa, dass in der Grundwasserfassung in Aeschau die Wasserqualität durch Fische überwacht wird. Bewegen sich die Fische im Aquarium zu wenig, wird ein Alarm ausgelöst und die Fassungsanlage umgehend vom Netz genommen.
«Das Wissen eigneten wir uns durch die vorgängigen Recherchen an», so Burkhard, «aber auch sehr viele Bekannte konnten uns in irgendeiner Form weiterhelfen.» Also würde er sich nun als Emme-Experten bezeichnen? «Überhaupt nicht. Ich weiss ungefähr, wo was ist, und habe viel gesehen, aber davon, ein Experte zu sein, bin ich weit entfernt.»
«Vollgas oder gar nicht»
Der Film über den Fluss ist nicht das erste Projekt der Burkhards. So gehören umfassende Recherchen auch sonst zum Programm des Rentnerehepaars, das sich in seinem filmischen Schaffen auf die Dokumentation alter Handwerke spezialisiert hat. Die beiden drehten schon Filme über die letzte Metallknopffabrik der Schweiz, historische Hüte oder die Köhlerei.
Derzeit arbeiten Burkhards an einem Video über das Schweizer Militär. Aufträge akzeptieren sie aber keine. «Wer Aufträge annimmt, muss in einer gewissen Zeit produzieren, und ich habe mir gesagt, im Hobby lasse ich mich nicht in eine Form pressen.» Burkhards Faszination für das Medium Film geht gar so weit, dass er einst – als er noch berufstätig war – jeweils in den Mittagspausen an einem Kamerakran baute. Drei Jahre dauerte es, bis das Gerät fertig war.
Mittlerweile hat auch der Verein Naturerlebnis Emme von Burkhards Film Wind bekommen. An der Hauptversammlung des Vereins, am 21. Mai, wird der Film seine öffentliche Premiere feiern. Gegen einen Unkostenbeitrag kann das Video jedoch bereits jetzt beim Regisseur bestellt werden.
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