J. P. Morgan will sich mit elf Milliarden freikaufen
J. P. Morgan musste schon viele Strafzahlungen leisten. Nun droht der US-Bank wegen ihrer zweifelhaften Rolle bei Hypothekengeschäften ein elf Milliarden schwerer Vergleich. Das wäre Rekord.

Fragwürdige Hypothekengeschäfte im Vorfeld der Finanzkrise könnten J. P. Morgan Chase einen Rekordbetrag kosten. Die grösste US-Bank verhandle momentan mit US-Behörden über einen Vergleich. Summe: 11 Milliarden Dollar.
Sie berufen sich dabei auf eingeweihte Personen. Die Summen, die bisher kursierten, waren deutlich niedriger. J. P. Morgan Chase sieht sich seit Monaten Vorwürfen ausgesetzt, Investoren beim Verkauf von Hypothekenpapieren über den Tisch gezogen zu haben.
Mehrere Bundesbehörden und die Generalstaatsanwälte einzelner Bundesstaaten ermitteln oder haben bereits Klage eingereicht. Die Bank selbst hatte jüngst ihre Rücklagen für Rechtsstreitigkeiten aufgestockt.
Nach Informationen des «Wall Street Journal» und der Nachrichtenagentur Bloomberg müsste die Bank nach jetzigem Stand 7 Milliarden Dollar in bar zahlen. Weitere 4 Milliarden Dollar entfielen auf finanzielle Erleichterungen, die J. P. Morgan Chase Konsumenten gewähren würde.
Summen noch nicht fix
Die Summen könnten sich im Laufe der Verhandlungen aber noch ändern, hiess es einschränkend. Das Wallstreet-Haus selbst äusserte sich nicht dazu.
Unklar ist weiterhin, ob J. P. Morgan Chase alle Hypotheken-Fälle mit einem einzelnen Vergleich aus der Welt schaffen kann. Es geht im Kern um sogenannte Mortgage Backed Securities. Banken verpacken darin eine Vielzahl an Hauskrediten und verkaufen diese Wertpapiere anschliessend an Investoren.
Diese versprechen durch die monatlichen Zins- und Tilgungszahlungen satte Renditen. Sie tragen allerdings auch das Risiko, falls die Kreditnehmer nicht zahlen. Genau das geschah in der Finanz- und Wirtschaftskrise.
Auch Citigroup muss blechen
Der Vorwurf an viele Wallstreet-Banken lautet, dass sie die Investoren im Unklaren darüber gelassen haben, dass in den Hypothekenpapieren von Anfang an massenhaft wackelige Kredite steckten – entweder bewusst oder durch eine schludrige Überprüfung der Schuldner.
In einem ähnlich gelagerten Fall entschädigt die Citigroup den staatlich kontrollierten US-Hausfinanzierer Freddie Mac für problematische Hypotheken. Die Grossbank überweist dazu 395 Millionen Dollar, wie sie am Mittwoch in New York mitteilte. Freddie Mac kauft Banken deren Hypotheken ab, wodurch die Institute neue Kredite vergeben können.
J. P. Morgan kämpft an vielen Fronten
Bislang war wegen der Hypothekengeschäft vor allem die Bank of America in die Schusslinie geraten und zahlte Milliarden in Vergleichen. In jüngerer Zeit rückte aber immer mehr J. P. Morgan Chase ins Visier der Behörden.
Das einstige Vorzeigeinstitut kämpft an vielen Fronten. Wegen überhöhter Kreditkartenrechnungen zahlte J. P. Morgan eine Strafe von 80 Millionen Dollar, wegen der Manipulation des US-Strommarkts waren es 410 Millionen Dollar und wegen des Spekulationsdesasters um einen Derivatehändler mit Spitznamen «Wal von London» 920 Millionen Dollar.
Auch im Skandal um die Manipulation des Referenzzinssatzes Libor wird gegen J. P. Morgan ermittelt.
SDA/kle
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch