Ja zum Ausbau der Pouletmast
Der Entscheid fiel nach einer emotionalen Diskussion.

Mit 191 Stimmberechtigten, was fast 12 Prozent entspricht, erlebte die Aula in Seftigen am Montagabend einen Grossaufmarsch zur Gemeindeversammlung. Die Leute mobilisiert hatte ein Thema, das bereits im Vorfeld viel zu diskutieren gab: der Ausbau der Pouletmast auf dem Hof der Familie Rüegsegger, der etwas oberhalb des Dorfes auf der Widerhub liegt. Um das Ausbauvorhaben zu ermöglichen und dem Landwirtschaftsbetrieb langfristig die Existenz zu sichern, wie Gemeindepräsident Urs Indermühle erläuterte, liess die Gemeinde eine Überbauungsordnung ausarbeiten, die nun zum Beschluss dem Souverän vorgelegt wurde.
Die Nachfrage nach Pouletfleisch steige, und es sei besser, dieses in der Schweiz unter kontrollierten Bedingungen zu produzieren, statt es aus China oder Brasilien zu importieren, sagte der Gemeindepräsident einleitend. Urs Indermühle erklärte ausführlich die planerischen Grundlagen und zeigte auch eine Folie der geschätzten Betriebsfahrten. Diese würden nur unwesentlich steigen (von heute 240 auf 264 pro Jahr) und gar auf die Hälfte zurückgehen, wenn der Betrieb die Milchkuhhaltung aufgeben und voll auf die Pouletmast setzen würde in zwei Hallen mit total maximal 24000 Hühnern.
«Das ist Massentierhaltung», kritisierte Marlen Baumann das ihrer Ansicht nach überdimensionierte Projekt. Die Präsidentin der EVP begründete nochmals, weshalb die Partei Einsprache erhob gegen die Überbauungsordnung (wir berichteten), und beantragte deren Ablehnung.
Viel Zeit für Kritiker
Auch Ueli Schmid, der als Anwohner auf der Widerhub ebenfalls Einsprache erhob, trat ein für ein Nein. Er führte eine Reihe von Problemen auf, die mit dem Projekt verbunden seien. Sein Hauptkritikpunkt war auch gemünzt auf die «Tierfabrik», für die mit der Planung der Grundstein gelegt werde. Nachdem die Opponenten ihre Argumente eingehend hatten darlegen können, eröffnete der Gemeindepräsident die Diskussion. Früh meldete sich dabei SVP-Präsident Hans Meier zu Wort, der die Gegenargumente als «sehr schwach» bezeichnete. Er stellte als Befürworter das Wohl der Bauernfamilie über jenes der Tiere, die von dieser gehalten werden, und verlangte sogleich, die Diskussion abzubrechen.
Das rief Widerspruch hervor bei Guido Voser. «Ich habe es satt», sagte er an die Adresse des Vorredners, der auch ein rotes Flugblatt verfasst und im Dorf verteilt hatte. Darin kritisierte Meier die seiner Ansicht nach scheinheilige Art der Opposition der EVP, die ihre Argumente auch in der «Dorfzytig» publiziert hatte. Guido Voser bezeichnete die gegen die Partei im Flugblatt erhobenen Vorwürfe als «Polemik» und verlangte noch ergänzende Infos vom Gemeindepräsidenten vor der Abstimmung über den Diskussionsabbruch. Dieser sei nach dem Wahlreglement rechtens, erklärte Indermühle. Dann wurde die Diskussion mit 89 gegen 68 Stimmen für beendet erklärt. Voser dankte Meier danach für sein «Verständnis der Demokratie», das er «arrogant» nannte.
Klares Ja aus der Box
Mit 76 Ja überschritt der von der EVP gestellte Antrag auf geheime Abstimmung die Hürde von einem Drittel oder 64 Stimmen. Die Auszählung der in Kartonschachteln eingeworfenen Stimmzettel ergab ein klares Votum für die Überbauungsordnung Widerhub: mit 115 gegen 70 Stimmen wurde diese angenommen.
Die restlichen Geschäfte wurden glatt abgehandelt. Einhellig bewilligt wurde ein Kredit von 168 000 Franken für die Sanierung der Fenster und Storen der Aula, die auch eine neue Fluchttreppe für das Obergeschoss erhält. Mit zwei Enthaltungen gutgeheissen wurde die Rechnung 2018, die bei Aufwendungen von fast 7,5 Millionen im Gesamthaushalt mit 69 000 Franken Überschuss schliesst. Am 8. Juli erfolge der Spatenstich für die neue Kita/Tagesschule in Seftigen, informierte Urs Indermühle zum Schluss.
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