Hochwasser-Risiko am ThunerseeJetzt ist auch die Hotline in Betrieb
Mit der Regenpause beruhigte sich die Lage beim Seepegel kurz. Doch erneute Regenfälle verschärfen die Situation wieder. Informiert wird über viele Kanäle.

Hochwasser-Schutzsperren aufgestellt, Schwemmholz aus dem See entfernt, Plakate als ergänzende Kommunikationsmassnahme in der Innenstadt aufgestellt, Medienmitteilungen verschickt, Infos wie Checkliste auf der speziellen Hochwasser-Website der Stadt mit Links zu Pegelständen laufend aktualisiert sowie auf diversen Social-Media-Kanälen publiziert sowie täglich zwei Rapporttreffen mit allen Beteiligten: Seit vergangenem Freitag ist das Regionale Führungsorgan (RFO) zusammen mit der Stadt fast rund um die Uhr daran, sich auf Hochwasser vorzubereiten.
Mit den bevorstehenden Regenfällen und dem damit wieder ansteigenden Seepegel ist seit Mittwoch, 14. Juli, um 15 Uhr nun auch die Hotline unter der Telefonnummer 033 225 35 20 in Betrieb. Für den Thunersee gilt eine sehr grosse Hochwassergefahr – Gefahrenstufe 5 –, so die Prognose des Bundesamts für Umwelt.
Die Hochwasser-Hotline ist vorerst von 7 bis 22 Uhr in Betrieb.

«Bei Fragen rund um das Hochwasser kann sich die Bevölkerung nun auch auf dieser Nummer informieren», ergänzt Simone Tanner, Medienverantwortliche der Stadt Thun, am Telefon die Medienmitteilung von gestern Nachmittag. Bislang seien die Anfragen über die Zentrale des Stadt Thun gelaufen. Die Hotline wird von der RFO-Gruppe Schutz und Rettung Thun betreut und ist vorerst jeweils von 7 bis 22 Uhr bedient.
Besorgter Anwohner ärgert sich
Trotzdem unzufrieden ist ein Anwohner am Pfaffenbühlweg im Gwatt. Heinz Peter hat sich per Mail bei der Redaktion gemeldet und die Informationspolitik der Stadt Thun kritisiert. Sein Eindruck ist: «Aus meiner Sicht besteht die Information zurzeit vor allem aus Nichtinformation. Zentrale Plattform wäre meiner Meinung nach die Homepage Thun.ch. Leider tut sich dort auch nichts», schreibt er, der bereits die Hochwasser 1999 und 2005 miterlebt hat.
«Diese Aussage stimmt so nachweislich nicht. Unter www.thun.ch/hochwasser sind seit Freitag die wichtigen, gesicherten Informationen online und werden laufend aktualisiert», betont Tanner. Zudem werde dort auch auf Websites des Kantons verwiesen, wie etwa auch auf den Link mit dem Pegelstand des Thunersees.

«Dass der Bevölkerung die vorhandenen Informationen und die Abschätzung der Lage von der Behörde nicht weitergegeben werden, ist für mich nicht verständlich», macht Heinz Peter seinem Ärger Luft.
Heinz Peter sorgt sich auch um die anderen. «In den letzten 16 Jahren sind viele Leute neu zugezogen und kennen sich mit Hochwasser nicht aus. Falls es zu Überschwemmungen mit gefluteten Kellern kommen wird, wird der Führungsstab in Bezug auf Information wahrscheinlich keine Rosen ernten.»
Die aktuellen Pegelstände des Thunersees werden durch den Kanton Bern kommuniziert und sind auch auf dessen Website ersichtlich.
Kommunikation sicherstellen
«Uns ist es wichtig, der Bevölkerung die nötigen, gesicherten Informationen zu liefern. Das tun wir seit Freitag regelmässig und der Situation angepasst über verschiedene Kanäle der Stadt Thun», sagt Simone Tanner. Sie ist Teil der Kerngruppe des RFO, das letzte Woche aufgrund der aktuellen Situation durch den Gemeinderat einberufen worden ist.


Die Bevölkerung im Gwatt und im Dürrenast kennt laut Simone Tanner die Hochwasser-Checkliste, die auch online abrufbar ist. «Auf dieser sind alle Verhaltensweisen ersichtlich», sagt sie. «Bereits seit Freitag empfehlen wir der Bevölkerung in gefährdeten Gebieten auf den verschiedenen Kanälen, ihre Keller zu kontrollieren und Wertgegenstände in höhere Lagen zu bringen.»
App alert.swiss
Ausserdem weist die Stadt auf die Alert-Swiss-App hin. «Auch allfällige Gefahrenmeldungen über Thun erhalten Interessierte über diese App des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz», nennt Simone Tanner ein weiteres Beispiel eines Infokanals.
Die Kerngruppe des RFO Thun plus trifft sich unter der Leitung von Heinz Wegmüller zurzeit zweimal pro Tag. Die Lage wird genau beobachtet, um die nötigen Massnahmen zu treffen. In den besonders gefährdeten Gebieten sind Angehörige von «Schutz und Rettung» präsent.

Die Stadt rät der Bevölkerung ausserdem, nicht nur auf die Keller, sondern auch auf andere gefährdete Objekte zu schauen. «Bootsplatzbesitzerinnen und -besitzern wird ebenfalls empfohlen», schreibt sie in ihrer Medienmitteilung, «die Situation an ihren Bootsplätzen zu überwachen und die Anbindung der Schiffe anzupassen beziehungsweise zu lockern.»
Nützliche Informationen für die Bevölkerung: Hochwasser-Hotline unter 033 225 35 20 (vorerst jeweils von 7 bis 22.00 Uhr) www.thun.ch/hochwasser www.alert.swiss SMS-Dienst vom Regierungsstatthalteramt: Senden Sie direkt per Handy ein SMS mit dem Text START HWTHUNERSEE an die Zielnummer 723.
Franziska Streun ist Redaktorin und schreibt seit 1995 für diese Zeitung – im breiten Spektrum des Lokaljournalismus von Politik bis Verkehr über Kultur und Gesellschaft bis zu überhaupt allen Themen, die Menschen im Leben bewegen und antreiben. Seit 2004 ist sie auch Autorin. Das erste Buch ist 2009 erschienen («Eduard Aegerter – Querkopf und Aussenseiter»), das neuste ist die Romanbiografie «Die Baronin im Tresor». 2021 hat die Stadt Thun sie mit dem Literaturpreis ausgezeichnet.
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