Kokain, Waffen und die Sünden der USA
Bei seinem Besuch in Mittelamerika erwarten Barack Obama Vorwürfe und Kritik: In Guatemala, Honduras oder El Salvador toben blutige Drogenkriege. Was die Regierungen von den USA fordern.
Wenige Flugstunden südlich der USA liegt ein gewaltiges Sicherheitsproblem. In Guatemala, Honduras und El Salvador liefern sich Jugendbanden blutige Verteilungskämpfe im Drogenhandel. Obwohl die sogenannten Maras keine politischen Ziele verfolgen, haben sie einige mittelamerikanische Länder nahe an den Staatskollaps gebracht. Die desolate Sicherheitslage der Region dürfte im Mittelpunkt stehen, wenn US-Präsident Barack Obama am Samstag die mittelamerikanischen Staats- und Regierungschefs trifft. Vorab forderten die Politiker der Region bereits mehr Unterstützung aus Washington.
Honduras ist nach Angaben der Vereinten Nationen mit einer Mordrate von 91,6 pro 100'000 Einwohner das gefährlichste Land der Welt. In Costa Rica und Panama herrscht zwar Frieden, dort wird nach Ansicht von Experten allerdings das schmutzige Geld aus den Drogengeschäften gewaschen.
Ein exportiertes Sicherheitsproblem
An Obamas Besuch werden hohe Erwartungen geknüpft. Noch in den 1980er-Jahren, als die Region von Bürgerkriegen zerrissen wurde, lautete die Kritik, Washington betrachte Mittelamerika selbstherrlich als seinen Hinterhof. Heute beschleicht viele eher das Gefühl, die USA hätten die Region schlicht vergessen.
Der salvadorianische Präsident Mauricio Funes forderte bei einer Konferenz der Weltbank in der vergangenen Woche ein grösseres Engagement der USA in der Region. Schliesslich sei Washington für die Probleme Mittelamerikas zumindest mitverantwortlich.
Tatsächlich hatten die USA durch die Abschiebung krimineller Mittelamerikaner nach dem Ende der Bürgerkriege ein Sicherheitsproblem einst exportiert. Heute befeuern die Nachfrage nach Kokain im Norden und der fast unkontrollierte Waffenschmuggel nach Süden die endemische Gewalt in der Region.
«Die desolate Sicherheitslage wird bei Obamas Besuch das bestimmende Thema sein», sagt der Professor für Internationale Beziehungen an der Universität Cide in Mexiko-Stadt, Jorge Schiavon. Während sich die Regierungen der Region mehr Unterstützung aus Washington erhofften, werde der US-Präsident wohl auf grundlegende Reformen der korrupten Polizeiapparate und überforderten Justizsysteme der Länder dringen.
Kriminalität als volkswirtschaftliches Problem
Für die zum Teil bitterarmen Länder auf der Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika stellt die Kriminalität auch ein volkswirtschaftliches Problem dar. «Die schlechte Sicherheitslage beraubt die Länder der Region ihrer Entwicklungschancen», sagt der Präsident des Forschungsinstituts Inter-American Dialogue, Michael Shifter. Die Gewalt verschrecke Investoren und binde finanzielle Mittel, die für Entwicklungsprojekte fehlten.
Sicherheit hingegen kurbele die Konjunktur an, sagt der Vertreter der deutschen Friedrich-Ebert-Stiftung in San José, Alberto Koschützke. So habe Costa Rica durch seine führende Rolle bei den Friedensverhandlungen zur Beilegung der Bürgerkriege in der Region einst die Friedensdividende kassieren können.
Es sei beispielsweise gelungen, Hightechfirmen wie den Chip-Hersteller Intel in dem traditionell landwirtschaftlich geprägten Land anzusiedeln. Costa Rica steht wesentlich besser da als seine Nachbarn im Norden.
Verstärkte Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg
Der Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg ist nach Schiavons Ansicht allerdings eine verstärkte Zusammenarbeit der kleinen mittelamerikanischen Staaten. «Gerade mit Blick auf die wichtigen Märkte in Asien sollten die mittelamerikanischen Staaten sich zusammentun und bei Verhandlungen mit einer Stimme sprechen», sagt der Wissenschaftler.
Und wer könnte da ein besserer Gesprächspartner sein als Obama? Schliesslich hat sich auch in Washington die Überzeugung durchgesetzt, dass die Handelsachsen der Zukunft nicht mehr über den Atlantik verlaufen, sondern über den Pazifik.
SDA/fko
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