Trauer um legendären GoalieKult-Torhüter Edi Grubauer ist verstorben
Er war Meister mit Langnau und stieg mit dem SCB in die NLA auf – der beliebte Stadtberner lebte ein bewegtes Leben.

3500 Franken verdiente Edgar Grubauer in der Saison 1975/1976 als Goalie des SC Langnau, für den Gewinn des Meistertitels habe er nach der Pokalübergabe zudem Güggeli mit Pommes serviert bekommen. So erzählte er das vor einigen Jahren, blumig und mit dem ihm eigenen Schalk. 28 Partien bestritt Grubauer in jenem Winter, nach einer Niederlage gab es für ihn und die Teamkollegen kein Geld.
In Langnau verbrachte Grubauer seine schönsten Jahre, wie er einst sagte. Zwischen 1973 und 1980 hütete er das Tor der Emmentaler. Trotzdem wechselte er gleich danach zum Kantonsrivalen. Als Berner Giel hatte ihn der SCB stets fasziniert. «Vor meinem ersten Spiel in der Allmendhalle war ich extrem nervös; ich konnte nicht einschlafen, hatte Durchfall und einen Puls über 200», meinte er einmal.
In turbulenten Zeiten mit dem Abstieg 1982 sowie der Rückkehr in die höchste Liga am grünen Tisch vier Jahre später war Grubauer stets ein sicherer Rückhalt. Beim SCB war er der Lehrmeister der jungen Garde um Martin Rauch und Andreas Beutler.
In Langnau war er «dä vo Bärn»
Grubauer prägte das Berner Eishockey, er genoss Kultstatus. Er war einer der ganz wenigen Akteure seiner Generation, die für beide der damals stark rivalisierenden Berner Vereine spielten.
Die Kluft zwischen Städtern und Ländlern sei denn auch enorm gewesen, sagte Grubauer einst, «in den Derbys ging es um mehr als um Punkte. Es ging um Ehrgefühl und Vorherrschaft.» In der Langnauer Dorfequipe – nur drei Spieler stammten nicht aus der Gegend – war er «dä vo Bärn».
Von den Fans aber wurde er geschätzt, weil er sich nach den Spielen jeweils zu ihnen gesellte. Nach Langnau gezogen ist der 22-fache Nationalspieler, der zweimal an einer B-Weltmeisterschaft teilnahm, indes nie. «Das wollte ich mir nicht antun», sagte er. «Nach einer schwachen Leistung hat man sich als Spieler im Dorf kaum blicken lassen dürfen. Ich bevorzugte Abstand.»

Und doch habe ihm die Atmosphäre gepasst. «Es war alles sehr familiär.» Ein Müsterchen: «In Langnau nannten mich vom Bambino bis zum 90-jährigen Urgrossvater alle Edi. In Bern war ich Herr Grubauer.»
Nach der Karriere ein Überlebenskünstler
Die Berner verliess der Keeper 1987, auf ihn folgte ein gewisser Renato Tosio. Zwischen 1988 und 1990 spielte er nochmals für Langnau. Danach war er temporär Goalietrainer des damaligen NLB-Vereins und später kurzzeitig Coach der Thuner Frauen-Equipe. In seiner zweiten Karriere war der Tierfreund, der daheim Schlangen, Mäuse und Schildkröten hielt, nicht mehr so erfolgreich.
Der gelernte Karosseriespengler bezeichnete sich als Überlebenskünstler. Er arbeitete als Maler, Bodenleger, Restaurateur alter Porsches und als Gerant in einem abgelegenen Gastronomiebetrieb in Frankreich. Zwischendurch habe er auch Toiletten gereinigt, gestand Grubauer und fügte an: «Ich habe eigentlich schon alles gemacht. Nur geregnet und geschneit habe ich nie.»
In der Nacht auf Dienstag ist Grubauer mit 67 Jahren verstorben.
Philipp Rindlisbacher ist seit 2008 für Tamedia tätig. Er fungiert als Vorsitzender des Berner Sport-Teams sowie als Stellvertreter der Ressortleitung. Zudem begleitet er den Ski-Zirkus vor Ort und aus der Ferne, berichtet über Eishockey und den Schwingsport.
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