Der spirituelle Steuerflüchtling
Vor zehn Jahren starb der «stille Beatle». Doch George Harrison ist nicht vergessen: Filmregisseur Martin Scorsese versucht, dessen Aura nachzuzeichnen, und ein Bildband zeigt bisher unveröffentlichte Fotos.

Wie schwer es ist, der Vergangenheit gerecht zu werden, zeigt eine Schlüsselsequenz aus «Living in the Material World», Martin Scorseses neuem Filmporträt über George Harrison: Man schreibt das Jahr 1976, und der Gitarrist schaut sich einen Beatles-Auftritt aus der «Ed Sullivan Show» von 1964 an. Zuerst lacht er, dann staunt er über die Szenen einer verlorenen Unschuld. Die Konfrontation mit dem eigenen Bild, die Rückblende in eine Zeit, als er mit den Beatles das Zentrum der Welt war, scheinen zu irritieren. Seiner Geschichte als einer der «Fab Four», die die Welt zum Lächeln gebracht hatten, stand Harrison ambivalent gegenüber: «Wir waren Affen im Zoo», giftelte er in dunkelsten Stunden – nur um zu relativieren, wenn die Sonne wieder durch den Nebel drang: «Es gab mehr gute als schlechte Momente.»