«Keiner wird Viva nachtrauern»
Der ehemalige Schweizer Viva-Moderator Robin Rehmann erinnert sich an seine Zeit beim Kultsender und erklärt, warum die Zeiten von Videoclips im TV vorbei sind.
Der deutsche Kultsender Viva verkündet sein Aus. Was löst das bei Ihnen aus?
Natürlich kommen da nostalgische Gefühle und Emotionen hoch. Für mich war es eine verrückte Zeit bei Viva.
Was war das für eine Zeit, was machte den Viva-Spirit aus?
Alle waren jung und kreativ, wollten etwas Witziges machen, Neues ausprobieren. Es war wie eine grosse Party. Da war viel positive Energie.
Und wieso ist jetzt Schluss damit?
Weil niemand mehr Viva schaut. Das Programm funktioniert in der heutigen Zeit nicht mehr. Früher gab es noch kein Youtube, heute schon. Und so wartet heute keiner mehr vor dem Fernseher, bis sein Lieblingsclip kommt. Die Jungen schauen zudem lieber Filme oder Serien – auf Onlineplattformen und nicht im TV.
Viva hat aber versucht, den Zuschauerrückgang mit eigenen Serien zu verhindern. Genau. Die wurden produziert, damit die Leute länger auf dem Sender bleiben. Bei einem Videoclip stellt man schneller um als bei einer Serie. Aber das hat letzten Endes nicht ganz geklappt.
Trotzdem: Sie hatten eine aufregende Zeit bei Viva Schweiz. Was waren Ihre Highlights?
Dass ich viele meiner Idole getroffen habe: Campino, Rammstein, Billie Joe Armstrong von Green Day und viele mehr.

Bei Viva waren ja auch die Moderatoren Stars. In Deutschland haben etwa Stefan Raab, Heike Makatsch, Enie van de Meiklokjes, Oliver Pocher, Charlotte Roche moderiert. Haben Sie die mal persönlich kennen gelernt?
Ja. An der «VIVA Comet»-Verleihung waren alle damaligen Viva-Stars dabei. Man kannte sich nicht gut, aber hat sich zumindest mal kennen gelernt.
Welches war denn Ihr Lieblingsmoderator?
Tobi Schlegl. Der war witzig. Er fand zum Beispiel den Namen der Sendung, die er moderierte peinlich, «Kewl». Deshalb nannte er sie lieber «Die Sendung ohne Namen». Leider ist er aber nie mit einem eigenen Format im TV so richtig durchgestartet. Für andere dagegen war Viva ein Sprungbrett für eine steile Karriere, eine Talentschmiede sozusagen, in Deutschland wie in der Schweiz. Denken Sie an Marco Fritsche, Salar Bahrampoori, Max Loong, Nadja Zimmermann oder Linda Gwerder.
Welches war Ihre Lieblingssendung?
Ganz klar «Interaktiv». Die habe ich auch für Viva Schweiz moderiert. Man konnte in die Sendung anrufen oder sogar ein Fax schreiben. Wir hatten ein Faxgerät im Studio! Auch mit SMS gab es die ersten Gehversuche für Interaktionen mit dem Publikum. Damals gab es weder Facebook noch Twitter. Die Community war im TV.
Sie haben vorher Youtube erwähnt. Viele junge Leute sind dort als Video-Blogger, sogenannte Vlogger, unterwegs und gelten als Stars. Sind das sozusagen die neuen Viva-Moderatoren?
Nicht ganz. Wir haben Videoclips angesagt, uns mit Stars getroffen, diese interviewt. Viele Vlogger führen hingegen in erster Linie durch ihr Privatleben.
Was bleibt von Viva?
Nicht viel, ausser ein paar nostalgische Erinnerungen an die Blütezeit. In der Schweiz liegt diese Zeit bereits 10 Jahre zurück. Niemand wird heute Viva gross nachtrauern. MTV ist ja auch noch da.
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