Eine gierige Prinzessin auf Abwegen
Aufstieg und Fall einer Nimmersatten: Das Stadttheater bringt «Semele» von Georg Friedrich Händel auf die Bühne. Eine szenisch und gesanglich solide Produktion, die dank der bravourösen Orchesterleistung zum Ereignis wird.

Da purzeln die Töne. Rasend, in abenteuerlichen Läufen gibt Semele Zeus den Tarif durch, singt ihn kurzerhand an die Wand. Es reicht der ambitiösen Prinzessin nicht, dass der Göttervater sie per Adler in sein Reich entführt und zur Gespielin gekürt hat, dass er sie ins Blitzlichtgewitter der Paparazzi setzte und mit edlen Schuhen beschenkte. Nein – Semele will mehr. Und das kann nur heissen: alles. Unsterblich will sie sein und Zeus in seiner wahren, göttlichen Gestalt erblicken. Es ist der Anfang vom Ende dieser Aufsteigerin, die ihre Masslosigkeit mit dem Tod bezahlt. Hélène Le Corre, bis 2010 Mitglied im Opernensemble, wird für ihre «Wahnsinns»-Arie zu Recht mit kräftigem Szenenapplaus bedacht – nicht zum ersten Mal an diesem packenden Premierenabend.